Offenbach

Offenbacher Adipositas-Akademie bietet Kurse für Betroffene und Fachleute

Adipositas wird unbestritten zu einer der großen gesundheitspolitischen Herausforderungen der kommenden Jahre. „Aber auch wenn Krankenkassen und Versorgungseinrichtungen noch über mögliche Abrechnungsmodalitäten streiten, müssen wir als großer medizinischer Fachbereich immer weiter nach verbesserten Diagnose- und langfristig erfolgreichen Therapieformen suchen. Und wir müssen das Wissen um die Adipositas-Erkrankung bei Betroffenen, und auch die Therapiekompetenz bei Pflege- und Ernährungsfachkräfte, Bewegungs- und Psychotherapeuten sowie Ärzten in Praxen und Kliniken als auch solchen in Ausbildung und Studium verbessern“, sagt der neue Chefarzt für Adipositas-Chirurgie am Sana Klinikum Offenbach, Professor Dr. med. Dr. h.c. Norbert Runkel.

Er leitet seit Juli das Offenbacher Adipositas-Zentrum, eines von derzeit nur vier zertifizierten Exzellenzzentren in Deutschland. „Unser Zentrum ist das einzige mit der höchsten Zertifizierungsstufe ausgezeichnete in Hessen und das größte Adipositas-Zentrum in der Republik“, so Runkel. Das sei für ihn auch ein Auftrag, weshalb er im Oktober die Offenbacher Adipositas-Akademie ins Leben gerufen habe. „Ich habe hier ein hervorragendes Team übernommen, mit einem einzigartigen Know-how. Das ist ein Wissen, welches ich gemeinsam mit internationalen, externen Experten stärken und möglichst vielen Menschen zugänglich machen möchte.“ Runkel und sein Team stellen die Adipositas-Akademie am kommenden Samstag auf dem Adipositas-Tag in Frankfurt vor, der von 9 bis etwa 18 Uhr im Haus am Dom stattfindet. Am 24. November stehen Runkel und andere Experten hier Betroffenen und interessierten Bürgerinnen und Bürgern mit Vorträgen und für Gespräche zur Verfügung. Das Programm ist einzusehen unter der Homepage der bundesweiten Adipositas-Selbsthilfegruppe, der Adipositaschirurgie Selbsthilfe Deutschland e.V.
Die Offenbacher Adipositas-Akademie startet im kommenden Jahr mit einer praxisorientierten Fortbildung für Niedergelassene Ärzte aus dem Rhein-Main-Gebiet am 16. Januar und einer Patientenveranstaltung zum Thema „Dickes Bein – Lymphe und Gefäße“ am 7. Februar. Ende Februar bietet die Akademie erstmals einen zweitägigen Intensivkurs zum Mini-Gastric-Bypass/One anastomosis gastric bypass (MGB/OAGB) an. „Die Teilnehmer erfahren neueste Techniken und alles Wichtige zum Thema MGB, bislang auch als Omega loop-Magenbypass bekannt. Dieses weit verbreite Operationsverfahren ist der dritthäufigste adipositaschirurgische Eingriff sowohl in Deutschland als auch weltweit. Er gilt  mittlerweile als Standardoperation in der Adipositas- und metabolischen Chirurgie“, erläutert die leitende Oberärztin Dr. med. Sonja Chiappetta. Sie ist seit Gründung im Jahr 2014 am Adipositas-Zentrum tätig und koordiniert den MGB-Kurs. „Aber die Operationen werden auch von unerfahrenen Kolleginnen und Kollegen durchgeführt, was für die Patienten bei unsachgemäßer Ausführung hohe Risiken bedeuten kann. Unser Ziel ist daher ein umfassender Einblick in die Operationstechnik inklusive Life-Operationen, und die Präsentation und Diskussion von neuesten Erkenntnissen, Erfahrungen und Evidenz.“
Unter den Referenten sind auch der niederländische Experte Edo Aarts M.D. vom Arnheimer Rijnstate Hospital als auch der Amerikaner Dr. Robert Rutledge. Letzterer gilt als Erfinder der MGB-Technik und steht den Kursteilnehmern als Mentor zur Seite. Der Kurs richtet sich an erfahrene Viszeralchirurge, es sind entsprechend Fortbildungspunkte bei der Hessischen Landesärztekammer beantragt. Informationen zu allen aktuellen Fort- und Weiterbildungsangeboten finden sich unter www.klinikum-offenbach.de/adipositas-akademie oder telefonisch im Sekretariat der Adipositasklinik unter der Telefonnummer 069 8405 1700.


Hintergrundwissen:
Was ist ein Mini-Gastric-Bypass (MGB)?

Ein Mini-Gastric-Bypass, der bislang häufig auch als Omega loop-Magenbypass bezeichnet wurde,   ist eine besondere Form einer Magen-Bypass-Operation. Bei diesem OP-Verfahren wird zunächst der Magen schlauchförmig verkleinert und dann so mit dem Dünndarm verbunden, dass eine weite Strecke vom oberen Dünndarm umgangen wird. Der Hauptteil des Magens wird zwar ausgeschaltet, verbleibt jedoch im Patienten. Der gewünschte Gewichtsverlust erfolgt durch die Nahrungsmengenrestriktion aufgrund des kleineren Magenvolumens und durch die reduzierte Energieverarbeitung aufgrund des verkürzten Transportweges. Dieses Verfahren kann daher sehr sinnvoll bei Diabetespatienten sein und hilft, viele andere Adipositas-bedingte Nebenerkrankungen zu reduzieren. Da jedes chirurgische Verfahren Kurz- und Langzeitkomplikationen birgt, ist das erforderliche Wissen und Management für jedes Adipositaszentrum unabdingbar.

Wie bei allen chirurgischen Eingriffen in der Metabolischen und Adipositas-Chirurgie muss auch ein MGB gut vorbereitet werden. Der eigentlichen laparoskopischen Magenbypassoperation geht meist eine spezielle Diät zur Verkleinerung der Fettleber und Verminderung des Fettes im Bauchraum voran. Ihre Unterstützung ist für eine schneller und sicherer durchführbare Operation wichtig. Zudem führt auch eine Gewichtsreduktion bereits vor der Operation von mindestens 5 Prozent des Körpergewichtes zu einer besseren, langfristigen Gewichtsabnahme. Auch eine Änderung des Essverhaltens und daraus resultierend des Lebensstils ist wie bei jedem adipostiaschirurgischen Eingriff für den Erfolg unabdingbar. Da der reduzierte Verarbeitungsweg der Nahrung auch zu Mangelerscheinungen führen kann, ist meist eine lebenslange Ernährungsergänzung mit Vitaminen und Spurenelementen geboten.

 

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