Offenbach

Dr. Karl-Heinz Henn: Eine Fachkapazität, die über den Tellerrand hinausblickt

Neurologie am Sana Klinikum Offenbach mit neuem Chefarzt

Es war ein reibungsloser Wechsel ohne zeitraubende offizielle Ausschreibung: als der langjährige Chefarzt der Neurologischen Klinik am Sana Klinikum Offenbach, Professor Dr. Erwin Stark, Ende März in den Ruhestand trat, konnte er das Staffelholz gleich an seinen Nachfolger abgeben. Mit diesem hatte er fast von Anfang an eng zusammengearbeitet, handelte es sich doch um seinen Leitenden Oberarzt Dr. Karl-Heinz Henn.

„Ich bin stolz darauf, in der Nachfolge Prof. Starks jetzt die größte Neurologie des Sana Konzerns leiten zu dürfen“, erklärt der neue Klinikchef selbstbewusst. Der 56-Jährige weiß, worauf er sich einlässt, denn er kennt die Fachklinik wie seine Westentasche: 1995 trat er seine Stelle als Oberarzt an der von Prof. Stark kurz zuvor neu gegründeten Offenbacher Klinik an und übernahm dort 2001 die Funktion des Leitenden Oberarztes. Sein wachsames Auge brachte ihm dort besondere Aufgaben ein: als DRG-Beauftragter spezialisierte er sich auf die neuen, fallbezogenen Abrechnungsmethoden der Krankenkassen, als Mitglied des Arzneimittel-Kommission kümmerte er sich um den Einsatz geeigneter und preisangemessener Medikamente und als Qualitätsbeauftragter setzte er sich für eine am Wohl der Patienten orientierte und für die Mitarbeiter akzeptable Ablauforganisation der Klinikprozesse ein.

Ausgewiesene Qualifikationen hat Dr. Henn für die verkehrsmedizinische Begutachtung und für die Therapie mit Botulinum-Toxin bei neurologischen Bewegungsstörungen erworben. Angehende Neurologen hat er als Ausbildungsberechtigter Elektroenzephalografie (EEG) der Deutschen Gesellschaft für Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung unterstützt. Dr. Henn war nach seinem Medizinstudium in Marburg fünf Jahre lang wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Klinik für Neurologie mit Poliklinik an der Philipps-Universität Marburg und hat den psychiatrischen Teil seiner Facharztausbildung am Klinikum Frankfurt-Höchst absolviert.

Sorgfältig geprüft hat Dr. Henn auch alternative Berufswege: Der Enkel eines Landwirts und Sohn eines Tierarztes aus dem Westerwald dachte schon mal an einen Bio-Bauernhof. Er  schnupperte dann aber während seines Zivildienstes beim Roten Kreuz in das Studium der Medizin. Dabei ist er geblieben und entschied sich ­ nach ersten Überlegungen zur Inneren Medizin – während seines Praktischen Jahres sehr bald für die Neurologie: „Das Fach war damals in Marburg ziemlich unbeliebt, weil man dafür extrem viel lernen musste. Aber mir hat es halt gefallen, und offenbar habe ich es auch ganz gut gekonnt. Ich musste 1988 nämlich nicht, wie damals üblich, zwei- bis dreihundert Bewerbungen für meine erste Arztstelle schreiben, sondern konnte gleich an der Neurologie des Marburger Universitätsklinikums bleiben“, blickt der Chefarzt auf seine Anfangsjahre zurück.

Dr. Henn setzt als neuer Chefarzt der Neurologischen Klinik auf die Kontinuität der von Prof. Stark hervorragend entwickelten Abteilung. Auf jeden Fall möchte Dr. Henn erreichen, dass jeder Oberarzt eine spezielle Qualifikation erwirbt und ausbaut, also bestimmte Krankheitsbilder mit besonderer Kompetenz vertritt. „So ist die Epilepsie ein wichtiges Krankheitsbild an unserer Klinik, in dem wir uns zwar alle gut auskennen, aber es ist so komplex, das ein Mitarbeiter wirklich immer „up to date“ sein sollte“, so Dr. Henn. „Dazu braucht es einen Spezialisten. Gleiches gilt beispielsweise für Parkinson und Multiple Sklerose. Wenn sich jeder unserer fünf Oberärzte auf eine Fachrichtung konzentriert, werden wir unser Profil und unserer Leistungsspektrum in der Region noch bekannter werden. Dabei lege ich großen Wert darauf, mit den niedergelassenen Medizinern weiterhin gut vernetzt zu sein.“

Was moderne Arbeitszeitmodelle angeht, ist Dr. Henns Klinik allemal „up to date“: sein ganzes Team aus Pflegekräften – einige schon seit 1995 an der Klinik – 20 Ärzten, fünf Oberärzten und 14 Assistenzärzten kann unter flexiblen Arbeitszeitvarianten auswählen. „Familie und Beruf müssen vereinbar sein“, erläutert Henn. „Dazu muss man keine gewerkschaftlichen oder gesellschaftspolitischen Grundsatzforderungen aufstellen, denn es geht sowieso nicht mehr anders. Auch bei uns wird die Medizin weiblich: viele Assistentinnen und gleichzeitig unterrepräsentierte Männer. Wir unterstützen selbstverständlich alle Entscheidungen für Erziehungsurlaub, auch wenn das die Planung nicht gerade erleichtert.“

Auch für den Chefarzt selbst ändert sich einiges mit der neuen Position, auch wenn er weiterhin über den Tellerrand seines Faches und seiner Klinik hinausschauen wird: „Meine Mitgliedschaft im Betriebsrat und auch meine Funktion im Aufsichtsrat des Klinikums habe ich abgeben“, zieht Dr. Henn erste Konsequenzen. Es dürfte ihm nicht ganz leicht fallen, denn er hat entscheidend dazu beigetragen, dass im ersten Betriebsrat der 2005 neu gegründeten Klinikum Offenbach GmbH gleich 6 Mitglieder des Marburger Bundes als Vertreter der angestellten Ärzteschaft saßen. „Für meine fünfjährige Betriebsratsarbeit war ich anfangs zwar einen Tag in der Woche vom Dienst freigestellt, was sich aber schnell als praktische Unmöglichkeit entpuppt hat. Trotzdem hat es mir Spaß gemacht. Mit unserem ersten Ärztestreik – ich war örtlicher Streikleiter – haben wir immerhin den Tarifvertrag für Ärzte des Marburger Bundes im Öffentlichen Dienst erkämpft und bessere Arbeitsbedingungen erreicht, die letztlich auch unseren Patienten zu Gute kommen.“

Ein Engagement wird aber sicher bleiben: die praktische Unterstützung ökologischer Ziele mit einfachen Maßnahmen. „Ich hoffe, dass in diesem Jahr noch mehr Klinikmitarbeiter an der Aktion „Stadtradeln“ teilnehmen. Kurze Strecken mit dem Rad fahren, Plastiktüten und Einwegbecher vermeiden ­ das könnten fast alle bei uns, und damit können wir viel erreichen.“

Seine Klinik – mit ihren 80 Betten und 14 Stroke-Unit-Betten zur Überwachung akuter Schlaganfälle neben Darmstadt, Wiesbaden und Kassel eine der vier größten Neurologien in Hessen ­ behandelt jährlich etwa 3600 Patienten, die Hälfte davon Schlaganfall-Patienten. Andere Krankheitsbilder entfallen auf Schmerz- bzw. Rückenschmerzpatienten (ein Bereich, den Dr. Henn ausbauen möchte). Multiple Sklerose (in der Regel ambulante Behandlung), Parkinson, Kopfschmerzen und Nervenschmerzen oder neuropathische Schmerzen.

In interdisziplinärer Zusammenarbeit ziehen Dr. Henn und sein Team Computertomografie, Kernspintomografie, Angiografie, Ultraschall, EKG, Blutdruck, Blutzucker und Temperatur des Patienten zur Diagnose und Behandlung heran. Seit Einrichtung der Stroke Units in Hessen konnte die Sterblichkeit bei Schlaganfall um 21 Prozent und das Ausmaß bleibender erheblicher Behinderung um 30 Prozent gesenkt werden.

Die Stroke-Unit-Spezialstation in Offenbach bietet alle Voraussetzungen für eine optimale Behandlung von Patienten mit einem (akuten) Schlaganfall. In einem interdisziplinären Team betreuen Neurologen, Pflegekräfte, Physiotherapeuten, Logopäden und Ergotherapeuten die Patienten nach international anerkannten Behandlungsstandards. Dafür stehen alle notwendigen medizinischen Einrichtungen sowie eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung für akute Schlaganfallpatienten bereit. „Jede Minute zählt bei einem Schlaganfall. Je früher wir mit der Behandlung beginnen können, umso mehr Gehirngewebe kann erhalten werden und umso besser sind die Heilungsaussichten. Bei vielen Schlaganfallpatienten kann dadurch das Ausmaß der bleibenden Behinderungen nachweislich deutlich verringert werden“, erläutert Dr. Henn.

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