Offenbach

20 Jahre "Hilfe für Kinder krebskranker Eltern e.V."

Krebs – auch für die Kinder krebskranker Erwachsener eine große Herausforderung

Krebs – auch für die Kinder krebskranker Erwachsener eine große Herausforderung

Wer an Krebserkrankungen denkt, denkt zunächst vor allem an die Betroffenen selbst und an die Erfolgsaussichten möglicher Therapieansätze. Aber was ist, wenn Krebspatienten Kinder haben? Wie gehen Kinder und Jugendliche mit der Krankheit ihrer Eltern um? Und wie kann die Mutter oder der Vater trotz der Erkrankung noch die Elternrolle ausfüllen? „Diese Frage haben sich vor 20 Jahren zunächst nur wenige gestellt“, erinnert der Chefarzt der Frauenklinik am Sana Klinikum Offenbach, Prof. Dr. med. Christian Jackisch. Er ist Vorsitzender des Vereins „Hilfe für Kinder krebskranker Eltern e.V.“, der in diesem Jahr sein 20-jähriges Jubiläum feiert. Den Verein gründeten 1997 einige Mitarbeiter und Patienten der Strahlenklinik Offenbach unter dem Vorsitz des damaligen Chefarztes Prof. Dr. Dr. med. Nikolaos Zamboglou den Verein und rückten die psychische Betreuung der Kinder krebskranker Eltern in den Mittelpunkt. Der Verein ist bis heute am Klinikum angesiedelt.

Jackisch betont: „Die Krebsdiagnose ist damals wie heute auch für Kinder erkrankter Eltern eine Ausnahmesituation. Und auch wenn mittlerweile einige Krebserkrankungen gute Therapieaussichten haben, ist der Weg zurück ins Leben anstrengend und für die ganze Familie belastend – und leider nicht immer mit einem Sieg über die Erkrankung verbunden.“ Für die Patienten selbst kann die Kommunikation mit den eigenen Kindern so schwierig sein, dass es zu einer großen zusätzlichen psychischen Belastung wird. „Auch deshalb kann hier externe Hilfe sehr sinnvoll sein, um für alle Beteiligten den Umgang mit dem Thema zu erleichtern und damit auch konkret die Therapie zu unterstützen“, so Prof. Jackisch. Er betreut in seiner Klinik jährlich viele Frauen mit Brustkrebs oder anderen Krebsformen.

Dr. Lida Schneider, erste stellvertretende Vorsitzende und Gründungsmitglied des Vereins, ist Psychoonkologin am Sana Klinikum Offenbach und weiß aus Erfahrung: „Es ist wichtig, von Anfang an ehrlich gegenüber den Kindern zu sein. Die Kinder sollten langsam, altersgerecht und behutsam erklärt bekommen, was die Diagnose Krebs bedeutet, was auf die Mutter oder den Vater zukommt und auch, wie die Therapie aussehen kann.“ Insbesondere Kinder haben sehr feine Sensoren. Sie merken sofort, wenn etwas mit der eigenen Mutter oder dem Vater nicht stimmt. Dr. Schneider berichtet aber auch aus ihrer über 20-jährigen Beratungserfahrung, dass Kinder sich manchmal nicht trauen würden, dem kranken Elternteil Fragen zu stellen, weil sie die Mutter oder den Vater nicht zusätzlich belasten möchten. Die persönlichen Beratungen und die psychotherapeutische Betreuung der Kinder sowie auch der Eltern seien deshalb wichtig. „Unser Verein bietet diese Hilfe kostenfrei an“, erläutert Schneider, um mögliche Hemmschwellen oder finanzielle Hürden so niedrig wie möglich zu halten. Seit 20 Jahren finanziert sich der Verein „Hilfe für Kinder mit krebskranken Eltern“ über Mitgliedsbeiträge und Spenden und ist auch in Zukunft auf die Förderung und Unterstützung von außen angewiesen.

Sabine Brütting, Psychoonkologin und Gestalt-Therapeutin für Kinder und Jugendliche, übernimmt im Verein die psychologische Betreuung der hilfesuchenden Kinder und Jugendlichen. „Die weitere Entwicklung des Kindes kann deutlich positiv beeinflusst werden, wenn auf seine speziellen Probleme eingegangen wird. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Kinder aller Altersgruppen in dieser besonderen Situation auch einer ganz besonderen Unterstützung bedürfen“, betont Brütting. Viele Jugendliche berichten noch Jahre nach einer Beratung im Verein, wie wichtig der Austausch für sie gewesen sei. „Die Kinder müssen verstehen, dass sie keinerlei Schuld an der Situation haben und dass ihre Unsicherheit, ihre Ängste und Sorgen ‚normal‘ sind. Deshalb seien neben den Einzelberatungen auch die Gruppentermine so wichtig. Einige Eltern und ihre Kinder schätzten besonders auch die Teilnahme an einem von dem Verein angebotenen Familienwochenende. Denn auch hier würden viele erkennen, dass sie nicht alleine sind.

Jackisch will auch in Zukunft mit dem Verein das Augenmerk auf die persönliche Betreuung der Kinder und Jugendlichen legen: „Die individuellen Beratungen und die Wochenenden mit anderen betroffenen Familien sind auch trotz Internetforen in einer digitalen Welt unersetzlich.“ Deshalb wolle der Verein auch weiterhin moderne, kindgerechte Angebote machen, zum Beispiel mit der vor einem Jahr eingeführten Online-App „Zauberbaum“. Mit diesem spielerischen Erklärtool, welches mittlerweile auch in die türkische und französische Sprache übersetzt worden ist und kostenlos im Internet heruntergeladen werden kann, können sich Kinder seit 2016 mit dem Thema Brustkrebs auseinandersetzen. „Der große Erfolg mit über 2.600 Downloads zeigt, wie wichtig verschiedene, zeitgemäße Informations- und Dialogangebote für die Zielgruppen sind, und bestärkt uns in unserer Arbeit.“

Weitere Informationen unter <link http: www.hkke.org>www.hkke.org.

Anne Stach

Telefon:069 8405-4568
Telefax: 069 8405-4671

E-Mail: anne.stach@sana.de