Strahlenklinik in Offenbach verzichtet auf Körperbemalung – und wird dafür ausgezeichnet

Kontaktarme Bestrahlung ohne Filzstift

Die Strahlenklinik am Sana Klinikum Offenbach zählt zu den wenigen Kliniken in Deutschland, die in der Strahlentherapie auf den Filzstift verzichten. Die auf Echtzeit-Patientenerfassung spezialisierte Firma VisionRT hat deshalb die Klinik jetzt mit dem „Markerless Award“ als eine der führenden Strahlenkliniken Deutschlands ausgezeichnet. Denn in der Offenbacher Strahlenklinik „scannt“ ein hoch-präzises Kamerasystem die Körperoberfläche des Patienten, und ein komplexes System aus Software, Lichtmessung und Kamerasteuerung überwacht die korrekte Lagerungsposition der Patienten am Linearbeschleuniger millimetergenau. Das System speichert die Ausrichtung und macht die Information bei jeder Therapiesitzung abrufbar. Um während einer Bestrahlungstherapie, die sich oftmals über mehrere Wochen erstreckt, immer wieder die korrekte Lagerung zu ermöglichen, werden anderswo häufig weiterhin mit einem Stift Markierungen auf den Körper des Patienten aufgezeichnet. „Diese Stigmatisierung bleibt unseren Patientinnen und Patienten seit einigen Jahren erspart“, fasst Prof. Dr. med. Peter Niehoff, Chefarzt der Strahlenklinik, den zentralen Vorteil für seine Patienten zusammen.


Unsichtbar, schneller, präziser

Über 1.000 Patientinnen und Patienten kommen seit der Einführung 2018 in Offenbach jährlich ohne die Kennzeichnung aus. Dabei hat das Team der Offenbacher Strahlenklinik in den letzten Jahren sehr viel Kompetenz in der Anwendung aufgebaut. Niehoff und sein Team wissen: „Durch die manuelle Anzeichnung auf dem Körper ist nicht nur die tägliche Hygiene eingeschränkt. Betroffene fühlen sich durch die Markierungen gekennzeichnet, da sie für andere als Tumorpatienten erkenntlich sind.“ Außerdem ist das Oberflächenscreening auch wesentlich präziser, da der Linearbeschleuniger und das Scanning-System so aufeinander abgestimmt sind, dass die Bestrahlungsstellen immer wieder exakt angesteuert werden können und das Gewebe, welches den Tumor umgibt, geschont wird. Mehrere Kameras überwachen dabei die Bestrahlung, so dass selbst kleinste Bewegungen, beispielsweise durch ein Ein- und Ausatmen, berücksichtigt werden können. Dabei wird die Bestrahlung entsprechend ausgerichtet oder auch unterbrochen.


Kontaktarm durch Corona

Für den Experten am Sana Klinikum hat das System derzeit noch eine besondere Aktualität: „Die verkürzten Therapiesitzungen und der Wegfall der regelmäßig zu erneuernden Markierungen sind in den aktuellen Pandemiezeiten weitere große Vorteile, da sie die körperlichen Kontakte deutlich reduzieren.“ Das System ermöglicht sowohl bei nahezu allen onkologischen Tumoren als auch bei gutartigen Gewebeveränderungen eine kontaktarme Bestrahlung. Niehoff bittet deshalb auch erkrankte Patienten, Therapien nicht eigenmächtig
aufgrund einer eventuellen Angst vor einer Corona-Ansteckung zu unterbrechen. Er appelliert vielmehr daran, Termine wahrzunehmen und ins Klinikum zu kommen. Umfangreiche Hygienekonzepte, eine strikte Trennung von infektiösen und nicht-infektiösen Patienten, hohe Fachkompetenz im Team und moderne technische Systeme verringerten ein eventuelles Risiko deutlich. „Die Risiken durch eine Verzögerung in den Therapien wiegen wesentlich schwerer“, so Niehoff.