Offenbach

Kinderärztliche Notfälle

Wann muss ich für mein Kind einen Notarzt rufen oder es gleich selbst in der Notaufnahme des Klinikums vorbeibringen? Immer wieder stellen sich besorgte Eltern diese Frage, wenn ihr Kind Krankheitssymptome zeigt, die nicht sofort als harmlos erkennbar sind. Und aus kindlicher Perspektive ist ohnehin alles ein Notfall, was seinem Bedürfnis nach Spielen im Wege steht. Überdies können Kinder Schmerzen nicht genau lokalisieren, sodass sie alle möglichen Beschwerden als „Bauchschmerzen“ in der Nabelgegend empfinden.

Als Notfall gilt grundsätzlich jede akut auftretende, lebensbedrohliche Situation, die schnellsten ärztlich abgeklärt werden muss bzw. lebensrettende Maßnahmen erfordert. Es geht also immer um eine außergewöhnliche, unvorhergesehene, akute Veränderung des Gesundheitszustandes, die bleibenden Schaden anrichten könnte: Unfälle mit Knochenbrüchen, Kopfverletzungen, Verbrennungen oder Verbrühungen, ein verschluckter Fremdkörper, eine Vergiftung, ein Hitzschlag, aber auch schwere allergische Reaktionen oder Infektionen. Extrem selten treten bei Kindern – im Gegensatz zu Erwachsenen – Notfallsituationen durch Herzrhythmusstörungen oder einen plötzlichen Herzstillstand auf.

Doch was sind typische Notfälle bei Kindern?
Am Sana Klinikum Offenbach steht die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, zu der auch eine Kindernotaufnahme gehört, ganzjährig ausserhalb der Sprechzeiten der niedergelassenen Kinderärzte zur Verfügung und stellt eine optimale Versorgung für alle kleinen und größeren Patienten sicher. Wir behandeln jährlich etwa 17.000 Kinder, die meist von ihren besorgten Eltern gebracht werden. „Bei einem Notfall sind die Kinder bei uns in den besten Händen und werden liebevoll umsorgt“, so Prof. Rose, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. Außer wirklich schweren Erkrankungen - wie zum Beispiel Lungen- und Hirnhautentzündungen, Knochenbrüchen, Gehirnerschütterung, schwerem Durchfall und Erbrechen, Vergiftungen und Verbrennungen - können viele Kinderkrankheiten zuhause behandelt werden. „Manche Eltern geraten in Panik, wenn ihr Kind verletzt ist, fiebert, anhaltend hustet oder ähnliches. Die Kunst besteht darin, Ruhe zu bewahren und zu prüfen, ob dies wirklich ein Notfall ist“ rät der Kinderarzt Prof. Rose, allen besorgten Eltern. „In den meisten Fällen verschaffen bereits bewährte Hausmittel Linderung und Ihr Kind schläft sich gesund“ 

Was hilft bei „kleineren Notfällen“?
Stürze und kleine Verletzungen gehören zum Heranwachsen unvermeidbar dazu. Für die Erste Hilfe reichen in greifbarer Nähe ein Kältepack, Wasser und Pflaster.
Infektionen im Kindergartenalter mit Husten, laufender Nase und Fieber gelten auch bis zu rund 12mal im Jahr noch als normal – bei jeder neuen Infektion ist ein neuer Erreger im Spiel, sodass das Immunsystem ständig neue Abwehrstrategien dazu lernt.
So zählen auch Husten und Schnupfen mit verstopfter Nase nicht als Notfall: sie sind – wie die meisten Virus-Infekte – nach zwei bis drei Tagen erledigt, also ein deutlich schnellerer und zudem besserer Heilungsprozess als bei Erwachsenen. Kochsalzlösung spült die verstopfte Nase, aber Hustenblocker sind wenig sinnvoll, denn „der Dreck muss raus“. Bei starkem Husten und Schnupfen verschaffen ein kühles Zimmer, ggf. abschwellende Nasentropfen und eine erhöhte Trinkmenge einfache Linderung und sind oft sinnvoller als ein Hustensaft. Von heissen Wasserdampfinhalationen wird dringend abgeraten, da es hierbei oft zu Verbrühungen kommt.


Ernsthafte Notfälle können sein:

Durchfall / Erbrechen
Hier droht die größte Gefahr durch Flüssigkeitsmangel: je kleiner das Kind ist, desto größer ist, bezogen auf sein Körpergewicht, sein Flüssigkeitsbedarf, denn die Nieren sind noch nicht ausgereift, sodass sie nur bei ausreichender Flüssigkeitszufuhr ihre Hauptaufgabe erfüllen können: die Gifte auszuschwemmen und das Wasser wieder zurückzuholen.
Bei einem Fieber, schwerem Durchfall und starkem Erbrechen haben Säuglinge, aber auch noch Kindergarten- und Schulkinder, oft nicht die Kraft, genügend zu trinken: Sie werden müder und schlapper, trinken immer weniger und trocknen buchstäblich aus, was akute Lebensgefahr bedeutet. „Wenn Ihr Kind apathisch wirkt, die Haut trockene stehende Falten zeigt, kein Wasser mehr lässt oder die Windel trocken bleibt, sollten Sie einen Kinderarzt aufsuchen“, erklärt Chefarzt Prof. Rose. Gegen das „Austrocknen“ hilft, neben viel Trinken, im Notfall eine Infusion, insbesondere bei Säuglingen – nach ein bis zwei Tagen ist das Kind wieder fit.

Zuhause empfiehlt sich eine so genannte Rehydrationslösung. Sie wirkt der Austrocknung des kleinen Körpers (Dehydration) entgegen. Mit der Glukose-Salz-Lösung, die im Handel oder in Apotheken erhältlich ist, können schnell alle lebensnotwendigen Grundstoffe wieder zugeführt werden. Eine gleichwertige Lösung kann man aber auch mit einfachen Mitteln selbst herstellen: 0,5 l Leitungswasser oder stilles Mineralwasser, 0,5 l Orangensaft, Fruchtsaft, Kräuter- oder Früchtetee, ein Teelöffel Salz, sieben bis acht Teelöffel Traubenzucker oder Haushaltszucker. Von purem Tee oder sogenanntem „Säuglingswasser“ ist abzuraten, da dies vor allem bei jungen Kindern durch Blutverdünnung eine Wasservergiftung hervorrufen kann.

Wann ist Fieber ein Notfall?
Kleine Kinder fiebern schnell, und viele Eltern sind zu recht oft sehr besorgt um das Wohl ihrer Kleinen. Doch nur selten ist ein fieberndes Kind ernsthaft krank. Grundsätzlich ist Fieber jedoch keine Krankheit, sonder Zeichen eines funktionierenden Abwehrsystems. Somit braucht erhöhte Körpertemperatur auch nicht medikamentös gesenkt zu werden – auch Fieberkrämpfe lassen sich nicht verhindern oder beeinflussen. Die sogenannten „Fiebersäfte“ oder „–Zäpfchen“ sind nur wegen ihrer schmerzstillenden und damit das Allgemeinbefinden bessernden Wirkung sinnvoll. Zwischen einer harmlosen und einer ernsthaften Erkrankung zu unterscheiden, ist für die Eltern allerdings nicht einfach. Grundsätzlich gilt: Wenn das Fieber länger als 24 Stunden nicht unter 39 Grad sinkt, sollte ein Kinderarzt aufgesucht werden. Eine ärztliche Untersuchung ist vor allem dann wichtig, wenn das Kind bewußtseinsverändert ist - dies kann auf eine Hirnhautentzündung hinweisen.

Bei Fieber und stabilem Allgemeinzustand helfen lauwarme Waden-/Bauchwickel. Auf der warmen Haut geben die Tücher Verdunstungskälte ab, die den Körper beim Abkühlen unterstützt - ähnlich wie beim Schwitzen. "Für 20 bis 30 Minuten angewendet, bewirken die Wickel schon einen Temperaturrückgang von etwa einem Grad", erläutert Prof. Rose. Nicht fehlen dürfen natürlich viel Ruhe, Schlaf und ausreichendes Trinken, am besten Lindenblütentee.

Kopfverletzung / Gehirnerschütterung
Das gleiche gilt für Kopfverletzungen: Wenn das Kind erbricht und sich wenig oder gar nicht mehr an den vorangegangenen Unfall erinnert, sollte der Notarzt gerufen oder das Kind vorsichtig zu einer Notaufnahme transportiert werden. Im schlimmsten Fall könnte eine Blutung im Kopf auftreten. Wenn das Kind auffallend schläfrig ist oder erbricht, deutet dies auf einen Druckzustand im Kopf hin. In der Klinik wird ggf. eine Computertomographie (CT) des Kopfes angefertigt und das Kind im Verlauf der nächsten 48 Stunden sorgfältig beobachtet.

Verbrennungen / Verbrühungen
Sofort mit lauwarmem (nicht mit eiskaltem !) Wasser kühlen, auf keinen Fall irgendwelche anderen Stoffe auf die verletzte Stelle bringen ! Bei Verbrühungen die Kleidung entfernen, bei Verbrennungen belassen. Ist die betroffene Hautzone größer als die Handfläche des Kindes sollte eine Klinik mit entsprechender Erfahrung (z.B. Sana Klinikum Offenbach) – aufgesucht werden, da akut eine Verbrennungskrankheit droht und um langfristige Folgeschäden wie Bewegungseinschränkungen zu verhindern.

Vergiftungen
Kinder vergiften sich in den meisten Fällen (93 Prozent) ohne Absicht, häufig vergiften mit gefährlichen Putzmitteln, Medikamenten, Knopfbatterien, Genussmitteln wie Tabakresten, und vielem mehr. Am schlimmsten sind Flüssigkeiten, die zu Verätzungen führen können, wie beispielsweise Rohrreiniger. Deshalb niemals das Kind zum Erbrechen bringen, stattdessen Wasser, Tee oder Saft zu trinken geben, auf keinen Fall Milch. Ganz wichtig: sofortiger Anruf bei der regionalen Giftnotrufzentrale, wie zum Beispiel die Rufnummer 06131 - 19240 in Mainz, die rund um die Uhr professionelle und ärztliche Beratung bei Vergiftungen aller Art bietet.

 

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