Offenbach

Pressemitteilung

Hilfe für Kinder bei Verbrennung und Verbrühungen

Leuchtende Kerzen am Adventskranz, Weihnachtslieder im Hintergrund, selbst gebackene Plätzchen und dazu eine Tasse frisch aufgegossener Tee: idyllische Momente, auf die wir uns zu Recht freuen. Aber sie können sich allzu oft auch urplötzlich in ein Horror-Szenario umwandeln – wenn etwa das jüngste Familienmitglied aufgeregt im Zimmer herumspringt und versehentlich eine Tasse Tee umstößt, deren heißer Inhalt sich über den kleinen Körper ergießt und innerhalb weniger Sekunden möglicherweise lebenslange Verwüstungen auf der Haut anrichtet. Auf Ursachen und Folgen, aber auch auf Möglichkeiten zur Prävention und sachkundigen Behandlung schwerer Brandverletzungen bei Kindern will der fünfte „Tag des brandverletzten Kindes“ am Sonntag, 7. Dezember unter dem Motto „Verbrannt – verbrüht: Was tun?“

Aus diesem Anlass erinnert Prof. Dr. Henrik Menke, Chefarzt  der Klinik für Plastische, Ästhetische und Handchirurgie mit angegliedertem Schwerbrandverletzten Zentrum am Sana Klinikum Offenbach, an die mehr als 30.000 Kinder, die in Deutschland jährlich Verbrennungen und Verbrühungen erleiden, durch die jede fünfte Kind so schwer verletzt wird, dass es stationär behandelt werden muss: „In diesen Fällen kann der Kinderarzt nicht mehr weiterhelfen, was umso tragischer ist, als 70 Prozent aller brandverletzter Kinder unter fünf Jahre alt sind. Eltern vergessen schnell, dass gerade kleine Kinder einen anderen Aktionsradius haben und sehr neugierig sind. Dieser Trieb zum Erforschen und Entdecken ist für die Entwicklung der Intelligenz und Handlungskompetenz natürlich sehr wichtig, birgt aber auch Gefahren in sich: Die Frage ‚Was liegt und steht denn da auf dem Tisch?‘ versucht sich das Kind selbst zu beantworten, indem es einfach das Tischtuch herunterzieht. Wenn es sich dabei mit heißer Milch oder frisch aufgebrühtem Tee verbrüht, ist die Katastrophe passiert“, erläutert der Chefarzt. Was für einen Erwachsenen schmerzhaft ist, kann für Kinder lebensbedrohlich sein. "Kritisch wird es, wenn mehr als zehn Prozent der Hautfläche betroffen sind", sagt Menke. Bei kleinen Kindern entspricht das in etwa einem Arm.

Besonders den langfristig unter den Unfallfolgen leidenden Kindern hilft der Verein „Paulinchen – eine Initiative für brandverletzte Kinder e.V.“, der am Sonntag mit Aktivitäten und Informationen an die Öffentlichkeit tritt und bewusst machen  will, dass gerade für Kinder Verbrennungen und Verbrühungen besonders schmerzhaft sind und meist sehr langwierig behandelt werden müssen.
Als einziges Zentrum in Hessen für schwerbrandverletzte Kinder und Erwachsene und zweitgrößtes der 19 deutschen Zentren  behandelt Prof. Menkes Abteilung in Offenbach jährlich über 200 Kinder und Erwachsene. Die Größe des Zentrums und die 40-jährige Erfahrung als Spezialeinrichtung haben entscheidend zu dem exzellenten Ruf beigetragen, den die Klinik in Deutschland und zunehmend auch bei Patienten aus dem Ausland genießt.

Man merkt dem Chefarzt sein Mitgefühl mit dem Leiden der Kinder deutlich an, wenn er Hilfsmöglichkeiten schildert, die er mit seinem Team in der Klinik bereithält: „Es geht in den meisten Fällen zum Glück nicht um schwere Brandverletzungen, sondern um Verbrühungen durch Flüssigkeiten und Kontaktverbrennungen, etwa durch Anfassen einer heißen Herdplatte. Trotzdem sind auch solche Verletzungen für die Kinder äußerst schmerzhaft und stellen sie bis zur Heilung auf harte Geduldsproben, zum Beispiel bei Verbandswechseln, die manchmal je nach Verletzungsgrad durchaus auch Stunden dauern. In diesen Fällen müssen wir die Kinder gelegentlich leicht sedieren. Man muss wissen: Die kindliche Haut ist dünner als die des Erwachsenen und deshalb auch weniger widerstandsfähig. Dadurch reagiert sie auch besonders empfindlich auf thermische Verletzungen. Besonders problematisch ist der Umstand, dass Kleinkinder besonders schnell tiefere und schwere Brandverletzungen erleiden. Wir können deshalb erst nach drei Tagen feststellen, wie tief die Verbrennung tatsächlich ist. Schon wenige Sekunden Kontakt mit über 50 Grad heißer Flüssig zerstören die kindliche Haut vollständig und verursachen Verbrennungen dritten Grades. Zu den tragischen Folgen zählen dann vor allem lebenslange Narben. Demgegenüber muten Brandwunden der Grade I und IIa fast schon harmlos an, denn sie heilen innerhalb kurzer Zeit folgenlos wieder ab. Dennoch müssen wir sie natürlich behandeln, in der Regel konservativ mit feuchten Salbenverbänden. Eine Operation ist nur bei tiefergehenden Brandverletzungen der Grade IIb und III notwendig, denn hier sind Gewebsschichten beschädigt oder sogar gänzlich zerstört, ohne die sich die Haut nicht regenerieren kann, sodass sie als Ersatzgewebe Narben ausbildet. In allen Fällen ist es unser oberstes Ziel, eine Verletzung so zu behandeln, dass nur wenige sichtbare Narben zurückbleiben. Leider bleiben manche Kinder aber dennoch ihr Leben lang von den Verbrennungen gekennzeichnet.“


Erst-Hilfe bei Verbrennungen und Verbrühungen

•             Das verbrühte Körperteil sollte -sofern es möglich ist - sofort bis max. 15 Minuten lang unter kaltes oder lauwarmes Leitungswasser (nicht weniger als 15 Grad) gehalten werden. Unterkühlung vermeiden!  Kein Eis oder Eisakkus zur Kühlung benutzen.

•             Durchnässte Kleidung sofort entfernen. Kleidung, die auf der Haut haftet oder eingebrannt ist, nicht entfernen.

•             Keine Hausmittel oder Salben (Brandsalben etc.) auftragen, da der Arzt die Wunde unverändert beurteilen und versorgen muss. Finger weg von alten Hausmitteln! Aufgeschnittene Zwiebeln, Mehl, Butter, Quark, Joghurt oder Öl haben hier nichts verloren.

•             Keinen Verband anlegen, weil er bei Blasenbildung mit der Wunde verkleben kann.

•             Nach dem Kühlen ein sauberes Tuch, zum Beispiel ein frisch gewaschenes Handtuch oder eine sterile Mullkompresse, auf die Wunde legen.

Pressekontakt:

Marion Band

Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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