Offenbach

Vorsicht heiß!

Hilfe für Kinder bei thermischen Verletzungen

Chefarzt Prof. Dr. med. Henrik Menke Klinik für Plastische, Ästhetische und Handchirurgie, Schwerbrandverletztenzentrum

Ein Kleinkind nähert sich dem heißen Backofen, schon hört es meist den warnenden Spruch: „Vorsicht heiß!“ Weniger achtsam sind wir aber als Erwachsene oft, wenn das Kind mit am Tisch sitzt und neugierig an der Tischdecke zieht, um nachzuschauen, was sich in der dampfenden Tasse befindet. Dann kann sich das gemütliche Frühstück urplötzlich in ein Horror-Szenario verwandeln, weil die Tasse umkippt und die heiße Flüssigkeit innerhalb weniger Sekunden schlimme Verwüstungen auf der Haut des Kindes anrichtet, die möglicherweise lebenslange Spuren hinterlassen. Auf Ursachen und Folgen, aber auch auf Möglichkeiten zur Prävention und sachkundigen Behandlung schwerer Brandverletzungen bei Kindern will der zehnte „Tag des brandverletzten Kindes“ am Montag, 7. Dezember 2020 unter dem Motto „Vorsicht, heiß!“ aufmerksam machen.

Aus diesem Anlass erinnert Prof. Dr. Henrik Menke, Chefarzt der Klinik für Plastische, Ästhetische und Handchirurgie und Leiter des angegliederten Schwerbrandverletzten Zentrums am Sana Klinikum Offenbach, an die jährlich mehr als 30.000 Kinder, die alleine in Deutschland mit Verbrennungen und Verbrühungen ärztlich versorgt werden. Der plastische Chirurg möchte Erwachsene für das Thema zu sensibilisieren und Kinder- und Jugendliche vor thermischen Unfällen schützen. „Man muss wissen, dass mehr als 70 Prozent aller brandverletzter Kinder unter fünf Jahre alt sind“, betont Prof. Menke. „Die meisten dieser Unfälle passieren im häuslichen Bereich. Eltern vergessen schnell, dass gerade kleine Kinder einen anderen Aktionsradius als Erwachsene haben, sehr neugierig und agil sind.“ Dieser Forscher- und Entdeckertrieb ist für die Entwicklung der Intelligenz und Handlungskompetenz von Kindern sehr wichtig, birgt aber ein hohes Gefahrenpotential, da Kinder erst ab dem neunten Lebensjahr ein realistisches Verständnis für Gefahren im Haushalt entwickeln.“

Die Haut eines Erwachsenen ist viel widerstandsfähiger, sodass bei Verbrühungen oft schon eine 15-minütige Kühlung mit lauwarmem Wasser ausreicht, um die Schmerzen zu lindern. Die Haut eines Kleinkindes ist aber sehr viel dünner und kann deshalb besonders schnell tiefere und schwere Brandverletzungen erleiden. Schon ein wenige Sekunden langer Kontakt mit einer über 52 Grad heißen Flüssigkeit kann die betroffene Hautstelle vollständig zerstören und Verbrennungen dritten Grades verursachen. Die Folge sind oft lebenslange, sichtbare Narben unter denen später nicht nur das Kind leidet, sondern auch seine, durch den Unfall häufig traumatisierten Eltern und alle am Unfall beteiligten Personen.

„Zum Glück geht es in den meisten Fällen nicht um schwere Brandverletzungen, sondern um Verbrühungen oder Kontaktverbrennungen. Trotzdem sind auch solche Verletzungen für die Kinder äußerst schmerzhaft und stellen sie bis zur Heilung auf harte Geduldsproben. Ein Verbandswechsel kann - je nach Verletzungsgrad - durchaus Stunden dauern“, erläutert der Chefarzt. „Brandwunden des Grades I und IIa heilen oft innerhalb kurzer Zeit folgenlos wieder ab und können in der Regel mit speziellen Wundauflagen konservativ behandelt werden. Eine Operation ist nur bei tiefergehenden Brandverletzungen der Grade IIb und III notwendig, denn hier sind Gewebsschichten beschädigt oder sogar gänzlich zerstört, ohne die sich die Haut nicht regenerieren kann, sodass sie als Ersatzgewebe Narben ausbildet. Unsere Behandlungsmethoden verfolgen in allen Fällen das oberste Ziel, die Anzahl an zurückbleibenden sichtbaren Narben so weit wie möglich zu reduzieren. Dennoch bleiben manche Kinder aber leider ihr Leben lang von den gekennzeichnet.“

Als einziges Zentrum in Hessen für schwerbrandverletzte Kinder und Erwachsene und zweitgrößtes der 19 deutschen Zentren behandelt Prof. Henrik Menkes Abteilung in Offenbach jährlich über 300Kinder und Erwachsene. Die Größe des Zentrums und die jahrzehntelange Erfahrung als Spezialeinrichtung haben entscheidend zu dem exzellenten Ruf beigetragen, den die Klinik national aber auch international genießt.

Erst-Hilfe bei Verbrennungen und Verbrühungen

  • Das verbrühte Körperteil sollte -sofern es möglich ist - sofort bis max. 15 Minuten lang unter kaltes oder lauwarmes Leitungswasser (nicht weniger als 15 Grad) gehalten werden. Unterkühlung vermeiden!  Kein Eis oder Eis-Akkus zur Kühlung benutzen.
  • Durchnässte Kleidung sofort entfernen. Kleidung, die auf der Haut haftet oder eingebrannt ist, nicht entfernen.
  • Keine Hausmittel oder Salben (Brandsalben etc.) auftragen, da der Arzt die Wunde unverändert beurteilen und versorgen muss. Finger weg von alten Hausmitteln wie aufgeschnittenen Zwiebeln, Mehl, Butter, Quark, Joghurt oder Öl.
  • Keinen Verband anlegen, weil er bei Blasenbildung mit der Wunde verkleben kann.
  • Nach dem Kühlen ein sauberes Tuch, zum Beispiel ein frisch gewaschenes Handtuch oder eine sterile Mullkompresse, auf die Wunde legen.

Pressekontakt:
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