Offenbach

Herzversagen durch schweren Stress –

Bedrohliche emotionale Belastungen können zu einer plötzlichen und lebensbedrohlichen Herzschwäche führen. Betroffene zeigen Symptome wie bei einem Herzinfarkt und können daran sogar versterben.

 Wer kennt sie nicht, die Szenen aus romantischen Filmen, in denen die Heldin mit einer großen Schachtel Taschentücher und einer noch größeren Packung Schoko-Eiscreme gegen ihren Kummer ankämpft, nachdem ein Cassanova ihr das Herz gebrochen hat. Was im Film meist mit einem Happy End endet, kann im schlimmsten Falle im wahren Leben ernste Folgen haben. 

Die Stress-Kardiomyopathie, so der Fachausdruck für die plötzliche Herzschwäche infolge Stress, wird durch ganz besondere emotionale Belastungen ausgelöst. Ursache können beispielsweise eine lebensbedrohliche oder tödliche Krankheit eines nahen Angehörigen sein, das Erleben eines gefährlichen Naturereignisses wie ein Gewitter bei einer Bergwanderung, das Miterleben von Terroranschlägen, aber auch familiäre Gewalttätigkeit oder Drogenkonsum. Nicht gemeint dagegen sind schlechte Noten in der Schule oder schlechte Bewertungen durch Vorgesetzte, aber auch der „normale“ Liebeskummer nach Trennungen. Die Symptome der Krankheit ähneln den eines Herzinfarktes. Die Betroffenen verspüren Schmerzen in der Brust, ein Schwächegefühl, haben Luftnot und können sogar Wasser in der Lunge entwickeln. Doch anders als bei einem Herzinfarkt sind die Herzkranzgefäße nicht verengt. Das Blut fließt ungehindert, jedoch der Herzmuskel selbst ist überlastet. Ursache ist eine Überflutung des Organismus mit Adrenalin, dem berühmten Stresshormon, das der Körper in speziellen Situationen fünf bis zehn mal mehr ausschüttet als normal. Das Adrenalin beschädigt direkt die Pumpleistung des Herzens, das Herz entwickelt eine Aussackung (Beule), die am Pumpvorgang nicht mehr teilnimmt. Die Folge: Das Herz pumpt schwächer, hierdurch gelangt nicht mehr ausreichend Blut in die Schlagadern. 

„Die Krankheit selbst ist zwar relativ selten. Nur etwa drei bis fünf Prozent aller Patienten, die mit Herzinfarktsymptomen bei uns eingeliefert werden, leiden an einer Stresskardiomyopathie.  Jedoch sehen wir durchaus zwei- bis drei mal im Monat einen Patienten mit dieser Erkrankung. 90 Prozent davon sind Frauen zwischen 50 und 70 Jahren Alter“, sagt Prof. Dr. med. Harald Klepzig, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, internistischen Intensivmedizin und allgemeinen Inneren Medizin am Sanaklinikum Offenbach. 

 „Die Funktionsstörung bei einer Stresserkrankung des Herzens ähnelt dem eines klassischen Herzinfarkts: es zeigen sich EKG- Abweichungen und erhöhten Enzym- und Eiweißwerte im Blut. Deswegen ist die genaue Diagnose auch für uns Herzspezialisten nur mit einer Herzkatheteruntersuchung eindeutig möglich“, erläutert Prof. Klepzig weiter. 

Bei einer Herzkatheteruntersuchung werden Herz- oder Gefäßstrukturen auf dem Monitor sichtbar gemacht und somit die Herzhöhlen und die Herzkranzgefäße mit ihren eventuell vorhandenen Veränderungen untersucht. Genutzt wird ein Kontrastmittel, dass über dünne Schläuche („Katheter“), die über die Leiste, Ellenbeuge oder ein Handgelenk eingeführt werden, in das Herz eingespritzt werden. 

„Von größtem Wert dabei ist, dass wir eine 2-Ebenen-Anlage haben, mit der mit geringer Kontrastmittel- und Strahlenbelastung sofort ein umfassender Blick auf das Herz möglich ist, ein gewaltiger Vorteil für den gefährdeten Patienten. Nur wenige Anlagen in Deutschland besitzen diese Technologie“, so Prof. Klepzig.

Die Medizinische Klinik I für Herz, Lungen- und Gefäßkrankheiten betreut im Jahr rund 5.100 Patienten und ist mit der Chest Pain Unit auch für die Notfallversorgung von Patienten mit akutem Brustschmerz verantwortlich. Dank des hochmodernen Herzkatheterlabors kann die Klinik eine sehr schnelle und schonende Diagnostik vornehmen. 

Die Stresserkrankung des Herzens wird behandelt wie jede akute Herzschwäche: mit entwässernden Medikamenten, Substanzen, die das Herz entlasten und solchen, die den Stress blockieren. In den ersten Tagen ist eine fortlaufende Überwachung auf einer Herzstation erforderlich. Zum Glück überstehen fast alle Patienten heute dieses Krankheitsbild unbeschadet und können wieder vollständig gesunden.

 

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