Offenbach

Erstmals in Hessen: Zusatzweiterbildung für Klinische Akut- und Notfallmedizin

Notaufnahmen sichern im Akutfall rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr die Versorgung von Patienten, und zwar mit Fachärzten aller Disziplinen. Um flächendeckend eine qualitativ hochwertige Behandlung der Patienten zu gewährleisten, hat der Deutsche Ärztetag die Zusatzweiterbildung „Klinische Akut- und Notfallmedizin“ beschlossen, die im Sommer 2019 von der Landesärztekammer Hessen in ihre Weiterbildungsverordnung aufgenommen wurde. Im Zuge der Qualitätssicherung in der medizinischen Notfallversorgung wird der Nachweis dieser Zusatzweiterbildung Voraussetzung, um als Klinik an der Notfallversorgung teilnehmen zu können.

Pflichtbestandteil der insgesamt 24 Monate dauernden Weiterbildung ist ein 80-stündiger Kurs „Notfallmedizin“, der jetzt erstmals in Hessen vom Sana Klinikum Offenbach gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) angeboten wird. „Wir sind stolz darauf, dass wir, neben Kursorten in anderen Bundesländern, in Hessen Vorreiter sind“, so Dr. Daniel Kiefl, Chefarzt der Klinik für Interdisziplinäre Notfallmedizin. Er begrüßt die Ausbildungskooperation des Sana Klinikums Offenbach mit der Fachgesellschaft und auch die Qualifizierung insgesamt. Der Experte ist seit vielen Jahren Notarzt und hat selbst als einer der ersten Ärzten in Hessen im Juli 2019 die Zusatzbezeichnung „Klinische Notfall- und Akutmedizin“ erworben.

Insgesamt haben sich 24 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet für den Offenbacher Kurs angemeldet. Sie vertiefen ihre Kenntnisse über die Organisation, gesetzliche Grundlagen sowie Aspekte der Personalführung in einer Notaufnahme. Einen Schwerpunkt bilden auch verschiedene Sonderformen der Versorgung, wie beispielsweise der Umgang mit schwerbrandverletzten Patienten auf einer Verbrennungsstation. Mit Blick auf das Triage-Konzept lernen die Teilnehmer, Notfallpatienten nach der Schwere ihrer Verletzungen oder Erkrankungen einzuteilen, und so Prioritäten für die weiteren Behandlungsabläufe zu setzen. Darüber hinaus üben die Teilnehmer verschiedene Krisensituationen. Dazu haben sie im November in der Zentralen Notaufnahme des Sana Klinikums Offenbach einen Massenanfall von Verletzten (MANV) geübt, bei dem eine große Zahl von Betroffenen parallel versorgt werden musste, wie etwa bei Flugzeugabstürzen, Zugunglücken, Seuchen oder auch bei einem Bombenattentat. „Es können selbst in einer so großen Notaufnahme wie am Sana Klinikum Offenbach nie alle Patienten gleichzeitig behandelt werden, da ist es entscheidend, abgestimmte Strukturen aufgebaut zu haben, um schnell alles zu organisieren, entsprechende Notfall- und auch Fachärzte einzubinden und bei alle dem einen klaren Kopf zu behalten. Man muss sich bewusst machen, dass eine Übung nur eine bestimmte Situation simuliert, die nächste Situation oder der Echtfall kann schon wieder ganz anders aussehen. Es geht also in jedem Fall um Teamarbeit, aber auch immer um individuelle, nicht planbare, schnell und möglichst richtig zutreffende Entscheidungen“, so Chefarzt Kiefl. „Wir haben die Situation nach einer Explosion an einer Schule simuliert“, beschreibt er das Übungssetting.

Neben den Kursteilnehmern war dies auch eine Übung für rund 20 Mitarbeiter der ZNA in Offenbach. Bei der mehrstündigen Übung geht es einerseits darum, die Abläufe und den Personaleinsatz zu koordinieren sowie die Abstimmung mit einzubindenden Diensten - wie der Medizinischen Leitstelle des Kreises, dem Gesundheitsamt, der Feuerwehr und anderen Behörden - zu steuern. Gleichzeitig muss die medizinische Versorgung der ankommenden Patienten sichergestellt werden, wobei zügig eine Ersteinschätzung durchgeführt werden muss, um dann die Reihenfolge und Maßnahmen der weiteren Versorgung zu klären. Kiefl, Kursleiter in Offenbach, ist über die guten Ergebnisse der Übung und der damit verbundenen Prüfungen sehr zufrieden und dankt auch allen eingebundenen Organisationen, wie die Unfalldarstellung Offenbach e.V. und dem DRK, die eine reibungslose Simulation dieses Großeinsatzes ermöglicht haben.

Die Teilnehmer sind bereits erfahrene Mediziner, denn Teilnahmevoraussetzung für die Zusatzweiterbildung „Klinische Notfall- und Akutmedizin“ ist eine Facharztweiterbildung in einem Fach der unmittelbaren Patientenversorgung, zum Beispiel den großen Fächern mit hohem Anteil an Notfallpatienten. Dazu gehören, neben der Allgemeinmedizin und der Anästhesiologie auch die Chirurgie, die Innere Medizin, die Kinder- und Jugendmedizin sowie die Neurochirurgie oder Neurologie. Außerdem müssen die Teilnehmer bereits einen „Notarztkurs“ zur Qualifikation des präklinisch, also am Unfallort und vor einem Krankenhausaufenthalt tätigen Notarztes sowie eine sechsmonatige Tätigkeit auf einer Intensivstation vorweisen. Informationen über weitere Fachweiterbildungstermine finden sich auf der Webseite der DGINA unter www.dgina.de.

Anne Stach
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