Das Sana Klinikum Offenbach hat in Kooperation mit dem Arbeiter-Samariter-Bund Regionalverband Mittelhessen e.V. im September 2018 erstmals einen 80 Stunden umfassenden Notarztkurs für Mediziner durchgeführt, in dem die Ärzte die fachlichen Grundlagen für den Erwerb der Zusatzbezeichnung „Notfallmedizin“ vermittelt bekamen.
Kursleiter Dr. Daniel Kiefl, Chefarzt der Klinik für Interdisziplinäre Notfallmedizin, sorgte dafür, dass die 16 Teilnehmer aus der gesamten Bundesrepublik ihre auf dem Lehrgang erworbenen theoretischen Kenntnisse während der Schulung auch in die Praxis umsetzen konnten. Unterstützt wurde er dabei vom Leitenden Notarzt Dr. Stefan Wenzel und dem Team des Simulationszentrums am Klinikum. Beim ASB Offenbach und im Simulationszentrum standen dafür zahlreiche Fallbeispiele, praktische Übungen und Simulationen auf dem Programm, die alle dasselbe Ziel hatten: Routinetätigkeiten zu verinnerlichen, Krankheiten und Verletzungen korrekt zu diagnostizieren und Sicherheit beim Notfalleinsatz zu gewinnen.
„Jeder Notfall setzt den Notarzt unter immensen Stress“, erläutert Dr. Kiefl die hohen persönlichen Anforderungen an einen Notfallmediziner. „Schließlich weiß der Notarzt bei seiner Ankunft am Einsatzort nie ganz genau, auf welche Situation er trifft. Er selbst muss möglichst schnell und genau feststellen, um was es geht: ein akutes Herzversagen, ein schweres Schädel-Hirn-Trauma, Reanimation eines Kindes, ein Hirninfarkt? Deshalb vermittelt unsere Weiterbildung umfassend spezifische und interdisziplinäre Kompetenzen, die ein Notarzt braucht, um mit professioneller Erstversorgung bei Unfällen und schweren Erkrankungen Leben retten zu können. Nur so kann er schon vor Ankunft des Patienten in der Klinik mit einer wirkungsvollen Intensivtherapie vor Ort beginnen. Eingeschränkte diagnostische Möglichkeiten am Einsatzort und dessen oft schwierige Rahmenbedingungen unterscheiden die Arbeit eines Notarztes wesentlich vom Klinikalltag und erfordern also auch spezielle Wege und Reaktionsweisen, die wir in der Weiterbildung vermitteln – sowohl theoretisch als auch ganz praktisch. Je besser die Notärzte geschult sind, desto erfolgreicher ist ihre Arbeit am Patienten.“
Höhepunkt des Notarztkurses war eine große Abschlussübung – ein Massenanfall von Verletzten- die in enger Zusammenarbeit mit der Berufsfeuerwehr Offenbach und dem ASB auf dem Gelände des Sana Klinikums Offenbach stattfand. In den simulierten Unfall waren drei Fahrzeuge verwickelt, Fahrzeugbrände mussten gelöscht, 12 Schwerstverletzte erstversorgt und fünf weitere Beteiligte betreut werden. Die frisch geschulten Notärzte hatten zügig die Verletzten zu sichten, mussten deren Verletzungen in Schweregrade einordnen und leiteten intensivmedizinische Maßnahmen ein. Es ging also um Entscheidungen über Leben und Tod, die unter großem Zeitdruck zu treffen waren. „Für die Laiendarsteller des ASB war es nicht die erste Übung. Sie haben mittlerweile Routine und sorgen mit ihrer authentischen Darstellung und entsprechender Schminke dafür, dass die Rettungskräfte sich vollumfänglich auf die Übungssituation einlassen können“, betont Marcus Müller, Sachgebietsleiter beim ASB.
„Auch für uns als beteiligte Berufsfeuerwehr war dies eine optimale Gelegenheit, nicht nur einen weiteren Notfalleinsatz für unseren Arbeitsalltag zu üben, sondern auch wertvolle Erfahrungen mit der Teamarbeit zwischen Rettungsdienst, Notärzten und Feuerwehrleuten zu sammeln. Gerade bei einem derartigen Massenunfall kann keine Berufsgruppe einfach ihr Ding machen, sonst würde man sich gegenseitig behindern. Um Leben zu retten, kommt es hier auf hundertprozentige, reibungslose Zusammenarbeit an. Und die hat bei unserer Übung am Sana Klinikum Offenbach hervorragend geklappt“, lobt Feuerwehrchef Uwe Sauer den Einsatz aller Beteiligten.