Offenbach

Einmalige Ultraschalluntersuchung für Männer ab 65

Endlich! Vorsorgeuntersuchung auf Bauchaortenaneurysma ist jetzt Kassenleistung

Lange hat die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) darum gekämpft – jetzt ist es endlich soweit: Männern ab 65 haben seit Januar 2018 Anspruch auf eine Vorsorgeuntersuchung per Ultraschall zur Früherkennung von Bauchaortenaneurysma. „Das Ultraschall-Screening ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen diese potentiell lebensgefährliche Erkrankung“, so der Gefäßspezialist Prof. Dr. med. Arend Billing, Kommissionsvorsitzender der DGG und Chefarzt der Gefäßchirurgie am Sana Klinikum Offenbach. „Allerdings sollten auch Risikopatienten wie Diabetiker und Raucher unter 65 Jahre sowie Frauen in die Vorsorge mit einbezogen werden.“

Der stille Killer: Bauchaortenaneurysma unter den Top Ten Todesursachen

Die Aussackung der Bauchschlagader (Bauchaortenaneurysma) zählt zu den schwerwiegendsten Gefäßerkrankungen bei den über 60-Jährigen Männern. Bei fünf von hundert Männern über 65 Jahre ist  die Hauptschlagader krankhaft erweitert und sollte dringend überwacht werden. Bei einem von hundert Patienten ist eine umgehende Behandlung notwendig. Bluthochdruck, zu hohe Cholesterinwerte und Diabetes gelten als wichtigste Risikofaktoren. „Das Tückische an einem Aortenaneurysma ist, dass der oder die Betroffene in der Regel nichts davon spürt“, erläutert Prof. Billing. „Die Schmerzen kommen erst, wenn die Aussackung platzt, und dann ist es meist zu spät.“
Die Gefahr eines Durchbruchs wächst ab einem Durchmesser von fünf Zentimeter. Bei einer vollständigen Ruptur hat der Patient normalerweise keine Chance mehr und verblutet in wenigen Minuten. Ein Schicksal, das unter anderem Albert Einstein und Thomas Mann das Leben kostete. Aber selbst wenn noch eine Außenwand des Aneurysmas standhält (eine sogenannte gedeckte Ruptur) und der Patient notfallmäßig in einer erfahrenen Gefäßklinik operiert wird, liegt die Überlebenschance nur noch bei 50 Prozent

Aktuelle Studien belegen ein besonderes Risiko bei Frauen

„Derzeit sehen die Richtlinien die vorsorgliche Ultraschalluntersuchung nur bei Männern vor“, so der Gefäßspezialist am Sana Klinikum Offenbach. Neueste Studienergebnisse würden aber auch darauf hinweisen, dass die Vorsorgeuntersuchung auf Frauen ausgeweitet werden sollte. „Männer sind zwar insgesamt acht Mal so häufig betroffen, dafür stellt sich ein Bauchaorteneurysma bei einer Frau problematischer dar“, so Prof. Billing. „Bei Frauen rupturieren schon kleinere Aneurysmen, und wenn dann operiert werden muss, ist diese Operation mit noch größeren Risiken verbunden. Daher setzen sich die Fachgesellschaften dafür ein, dass das Ultraschall-Screening auch auf sie ausgeweitet wird.“

Ultraschall-Screening unbedingt nutzen

Prof. Billing rät, das Ultraschall-Screening zu nutzen: „Die Ultraschall-Untersuchung kann zum Beispiel ganz einfach beim Hausarzt erfolgen. Wenn keine Erweiterung festgestellt wird, ist die einmalige Untersuchung völlig ausreichend. Wer zu diesem Zeitpunkt (ab dem 65. Lebensjahr) kein Aneurysma hat, wird normalerweise auch keines mehr entwickeln.“

Keine Panik bei kleinen Aneurysmen

Kleinere Bauchaorteneurysma (ab 2,5 Zentimeter) sollten durch regelmäßige Kontrolluntersuchung beobachtet werden. Wenn es nicht weiter wächst, ist keinerlei Behandlung notwendig. Wird es plötzlich größer oder bekommt einen Durchmesser von mehr als fünf Zentimeter, sollte ein Gefäßchirurg konsultiert und ein Eingriff in Erwägung gezogen werden. Billing betont: „Besonders wichtig ist uns, auch Patienten mit kleinen Aneurysmen darauf hinzuweisen, dass sie weiter allen Aktivitäten nachgehen dürfen und sollen, da diese kleinen Aneurysmen eben praktisch keine Rupturgefahr haben.“

Endovaskulär oder offen operieren – in jedem Fall nur im erfahrenen Gefäßzentrum

Die Ausschaltung des Aneurysmas kann durch eine offene Operation oder endovaskulär, also ‚ferngesteuert’ von innen erfolgen. Bei der offenen Operation wird die Bauchschlagader abgeklemmt und das Aneurysma geöffnet. Es handelt sich hierbei natürlich um eine große Operation, die auch eine größere Narbe hinterlässt. Andererseits ist das Aneurysma damit endgültig und zuverlässig beseitigt. Eleganter und weniger belastend für den Patienten ist die endovaskuläre Methode. Hierbei wird eine Gefäßprothese (Stentgraft) über zwei kleine Einschnitte in der Leiste mittels Führungsdraht zum Aneurysma vorgeschoben und unter Röntgenkontrolle freigesetzt. Die Aussackung wird also von innen ausgeschaltet. Allerdings kommt dieses Verfahren nicht für jedes Aneurysma in Frage. Beim endovaskulären Verfahren muss die Lage des Stentgrafts auch nach der Operation regelmäßig kontrolliert werden, da dieser in seltenen Fällen verrutschen kann.   

Ob offen oder endovaskulär – der Gefäßexperte rät Betroffenen dringend dazu, den Eingriff ausschließlich in einem zertifizierten Gefäßzentrum durchführen zu lassen, das entsprechend große Erfahrung und Behandlungserfolge vorweisen kann und beide Möglichkeiten anbietet. „Nur so kann man sicher sein, wirklich die optimale Behandlung zu bekommen“, so Prof. Billing. „Die Anforderungen an ein Gefäßzentrum sind hoch und werden derzeit nur von etwa 150 Kliniken bundesweit erfüllt. Eine Liste ist auf der Website der DGG www.gefaesschirurgie.de zu finden.“

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