Offenbach

Dr. Christiane Gog leitet die Palliativmedizin am Sana Klinikum Offenbach

Einfühlsame Betreuung für schwerstkranke Patienten

Krankheitsbedingte Symptome und Schmerzen von unheilbaren Tumorpatienten lindern: Dieses Ziel verfolgt die neue Sektion „Palliativmedizin“ am Sana Klinikum Offenbach mit fünf Ärzten und acht Pflegekräften im ambulanten und mit zwei Ärzten und 14 Pflegekräften im stationären Bereich. Für die Betroffenen bedeutet das, Lebenszeit und gleichzeitig Lebensqualität zu gewinnen. Durch Symptomkontrolle und mit Schmerzmedikamenten werden die stationären Patienten der Palliativstation im Sana Klinikum Offenbach so eingestellt, dass die meisten gut versorgt nach Hause oder in eine adäquate externe Betreuung entlassen werden können. Das ambulante Palliativteam des Krankenhauses arbeitet demgegenüber am häuslichen Krankenbett, um die Einweisung in ein Krankenhaus nach Möglichkeit zu vermeiden, Schmerzen zu lindern und so ein Sterben zuhause  zu ermöglichen und zu begleiten.

In der Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie von Prof. Dr. Boris Nohé leitet seit September die Fachärztin für Allgemeinmedizin Dr. Christiane Gog jeweils zur Hälfte ihrer Arbeitszeit den ambulanten und den stationären Bereich der Sektion Palliativmedizin am Sana Klinikum Offenbach. „Es ist ein wahrer Glücksfall für unser Klinikum, dass künftig beide Bereiche von einer so langjährig in Palliativmedizin erfahrenen Ärztin geleitet werden“, freut sich Prof. Nohé.

Bereits 18 Jahre lang hatte Dr. Gog onkologisch in der Allgemeinchirurgie an der Universitätsklinik Frankfurt gearbeitet, als sie als eine der ersten Ärztinnen in Deutschland Palliativmedizin an der Universität in Dresden studiert hat. Im Anschluss an ihre Tätigkeit als Oberärztin der chirurgisch-onkologischen Ambulanz an der Uniklinik Frankfurt übernahm sie 2012 die Leitung und den Lehrauftrag für Palliativmedizin am Universitäreren Centrum für Tumorerkrankungen. Zusätzlich hat sich die zudem berufserfahrene Krankenschwester und Psychoonkologin als ambulante Ethikberaterin qualifiziert.

 

Was bedeutet palliativmedizinische Versorgung

Nicht heilen, sondern das Sterben so gut wie möglich, am besten in vertrauter häuslicher Umgebung, und weitgehend schmerzfrei zu gestalten, ist Anspruch einer palliativmedizinischen Betreuung. Es geht also nicht um künstliche Lebensverlängerung, sondern um Linderung von Schmerzen und anderen quälenden, durch die Erkrankung verursachten Beschwerden, wie zum Beispiel Übelkeit und Luftnot. Sowohl die Palliativstation als auch das ambulante Team tragen damit wesentlich zur Lebensqualität der Patienten und zur Erhaltung ihrer Autonomie und Würde bis zum Ende des Lebens bei.

Großen Wert legt Dr. Gog auf den Unterschied zwischen direkter Sterbebegleitung im Hospiz und der palliativmedizinischen Betreuung von schwerkranken Patienten oder Sterbenden. „Wenn viele betroffene Patienten und ihre Angehörigen glauben, dass die Verlegung auf eine Palliativstation bereits das Lebensende bedeutet, dann ist das ein Irrtum, denn dies gilt nur für die Verlegung in ein Hospiz. Wir bemühen uns mit allen palliativmedizinischen Maßnahmen, die Patienten bestmöglich zu stabilisieren, um sie wieder zu entlassen, sei es nach Hause, in eine Pflegeeinrichtung oder eben in ein Hospiz. Können oder möchten die Patienten nach Hause entlassen werden, übernehmen seit neun Jahren speziell ausgebildete Pflegekräfte und Ärzte unseres ambulanten Palliativteams die Versorgung in ihrem familiären Umfeld. ‚ Schwerstkranke Menschen und Sterbende haben Anspruch auf eine spezialisierte palliative Versorgung. Ein Hausarzt oder ein Krankenhausarzt muss die „besonders aufwändige palliative Versorgung“ verordnen und von der Krankenkasse genehmigt werden.

 

Nach wie vor große Unwissenheit über die Angebote der Palliativmedizin

„Wüssten die Betroffen und auch ihre Angehörigen, was Palliativmedizin zu bieten hat, könnten sie die schreckliche Situation einer unheilbaren Krankheit mit viel weniger Angst bewältigen“, ist die 54-Jährige aus Erfahrung überzeugt. „Das Leben zurücklassen zu müssen, die körperliche Integrität zu verlieren, bis zum Lebensende Schmerzen zu haben und auf Medikamente angewiesen zu sein – das alles bedeutet Leiden, und davor haben die meisten Patienten verständlicherweise zunächst große Angst. Neben der medizinischen und pflegerischen Versorgung ist die wichtigste Fähigkeit meines multiprofessionellen Teams, die Sorgen, Wünsche und Ängste der Patienten zu erkennen. Das verlangt Zeit, Zuwendung und Einfühlungsvermögen.“

Denn schlimmer als das körperliche Leiden ist oft das seelische, spirituelle odersoziale Leid, wenn etwa eine Mutter weiß, dass sie ihre Kinder nicht wird großziehen können. In solchen Situationen können einfühlsame Gespräche viel mehr Entlastung bringen als die nächste Schmerztablette. „Das versuchen wir zu realisieren, und zwar so individuell wie irgend möglich“, so Gog.

 

Multiprofessionelle Arbeit

Ihr Team setzt dabei auf ein möglichst breit gefächertes Therapiespektrum, um allen Patienten ein individuell auf sie abgestimmtes Angebot bieten zu können. So versteht es sich von selbst, dass palliative Arbeit multiprofessionell angelegt ist und die palliativmedizinisch qualifizierten Ärzte und Pflegekräfte von Sozialarbeitern, Seelsorgern, Physiotherapeuten und Psychologen unterstützt werden. Das kann ein seelsorgerisches Gespräch, Klangschalentherapie, Physiotherapie, eine tiergestützte Therapie oder gar eine Kunsttherapie sein. Zweimal wöchentlich wird künftig die Kunsttherapeutin Dagmar Marth den Patienten der Palliativstation am Sana Klinikum Offenbach die Möglichkeit bieten, ihre Emotionen durch Zeichnen statt durch Reden auszudrücken. Sehr gute Erfahrungen hat Dr. Gog darüber hinaus mit der tiergestützten Therapie gemacht. Bereits in wenigen Wochen sollen zwei speziell ausgebildete Labradorhunde zweimal in der Woche ihren Dienst auf der Palliativstation am Sana Klinikum Offenbach antreten. „Dies kann bei schwer belasteten Menschen Wunder bewirken, die mit dem gesunden Menschenverstand alleine bekanntlich nicht erklärbar sind“, so Gog. „Menschen, die vorher in sich verschlossen waren und nicht gesprochen haben, beginnen plötzlich zu reden, Luftnot und Schmerzen sind verschwunden. Die Patienten sind für einen kurzen Moment von der Not ihrer Krankheit befreit.  Es ist dieser kurze Moment von Glück, der so unbezahlbar ist und mit keiner anderen Therapieform erreicht werden kann.“

 

Ausweitung des Therapieangebotes

Dass sich eine frühzeitige Einbindung der Palliativmedizin sowohl auf die Lebenserwartung der Patienten als auch auf ihre Lebensqualität positiv auswirkt, belegen wissenschaftliche Studien. Deshalb möchte Dr. Gog das Angebot am Sana Klinikum Offenbach erweitern und nicht nur um eine Aromatherapie erweitern, sondern auch eine klinikeigene Palliativ-Ambulanz aufbauen, „besonders für Menschen, denen es noch es noch so gutgeht, dass sie unsere Dienste noch nicht in Anspruch nehmen müssen“, so Gog. „Im frühen Stadium einer unheilbaren Krankheit hat man in der Regel keinen Kontakt zur Palliativmedizin, aber nachweislich haben Patienten eine längere Überlebenszeit, wenn die Palliativmedizin frühzeitig mit eingeschaltet wird. Viele wissen nicht, dass wir 98 Prozent unserer Patienten schmerzfrei bekommen. Diese Möglichkeiten sollte man möglichst früh ansprechen. Die Angst, als Patient mit inoperablem Bronchialkarzinom qualvoll ersticken zu müssen, ist beispielsweise durchaus realistisch, aber die Palliativmedizin bietet Entlastung mit Medikamenten und einer palliativen Sedierung im akuten Stadium. Das ist keine Sterbehilfe, sondern wirksame Symptomentlastung. Das Wissen um diese Möglichkeit bringt bereits sehr viel und reduziert die Angst schon frühzeitig. Übrigens ist bei onkologischen Patienten die Suizidrate nur wenig erhöht, denn auch in der Krankheitssituation kann man Zufriedenheit und Glück empfinden, etwa wenn man vom Fenster aus ein Eichhörnchen beobachten und feststellen kann: Heute war ein schöner Tag. Im Vorfeld kann man sich so etwas kaum vorstellen!“

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