Offenbach

Nochmal den Jakobsweg laufen? Warum nicht

Fast auf den Tag genau 30 Jahre hat die gelernte Kinderkrankenschwester ihren Schülerinnen und Schülern die Grundlagen des Pflegeberufs beigebracht. Nach ihrer Ausbildung in Würzburg und 10 Jahren praktischer Tätigkeit in den Kinderkliniken Erlangen und Offenbach entschied sich Seger dann für den nächsten Schritt – Weiterbildung zur Lehrerin für Pflegeberufe. „Als ich schon in jungen Jahren auf meine zwei Geschwister und drei Cousinen aufpassen musste, merkte ich, dass ich einmal einen Beruf ausüben möchte, in dem ich Menschen helfen kann. Später kam dann noch das medizinische Interesse dazu, und so hatte ich nie einen anderen Berufswunsch als im Pflegebereich zu arbeiten.“

Bis zuletzt war die gebürtige Würzburgerin stellvertretende Schulleiterin der Pflegeakademie am Offenbacher Sana Klinikum und unterrichtete u.a. Ernährungslehre sowie Früh- und Neugeborenenpflege. Der Pflegeberuf sei sehr herausfordernd und verlange allen sehr viel ab. Umso wichtiger ist nicht nur die theoretische, sondern auch die praktische Vorbereitung. „In diesem Beruf ist Kommunikation das A und O. Sie müssen empathisch sein, zuhören können, wenn nötig Hemmschwellen überwinden und, besonders im Kontakt mit schwerstkranken Menschen, viel Fachkompetenz zeigen.“ Nach 30 Dienstjahren war die Vorfreude auf die Zeit danach zwar groß, doch leicht fällt ihr der Abschied nicht. „Der Austausch mit meinen lieben Kollegen, die gegenseitige Unterstützung – das wird mir schon fehlen.“ Segers letztes Dienstjahr sollte ein denkwürdiges werden. Denn die Corona-Pandemie hat auch ihren Arbeitsalltag auf den Kopf gestellt. Während im Sommer Präsenzunterricht möglich war, mussten alle Schülerinnen und Schüler im Frühjahr vergangenen Jahres daheim bleiben. „Das Online-Lernen war dann nochmal eine große Herausforderung. Doch wir haben es geschafft und wurden dafür sogar ausgezeichnet. Mit ihrem Konzept für Home-Schooling in der Pflege hat die Sana Kliniken AG im November 2020 den Deutschen Change Award gewonnen.“ Seit Jahresbeginn sind die Klassenräume wieder verwaist. Wieder Lockdown – wieder alle zuhause. „Die Technik kann noch so gut funktionieren. Der rege Austausch und der enge Kontakt zu den Schülern fehlen. Das kann man einfach nicht ersetzen.“

Doch das alles kann Angelika Seger nun hinter sich lassen. Im Ruhestand möchte sie sich um ihren Schrebergarten kümmern und ihre Spanischkenntnisse erweitern. Diese kann sie auch gebrauchen, denn ein fernes Ziel ist der Jakobsweg – zum zweiten Mal. Inspiriert durch Hape Kerkelings Bestseller „Ich bin dann mal weg“, wagte Seger im Jahre 2013 selbst die Expedition Jakobsweg. „Es war eine unglaubliche Erfahrung, die riesigen Spaß gemacht hat. Und das obwohl ich meine Wanderschuhe zuhause vergessen hatte und die ersten zwei Tage mit alten Turnschuhen durch die Pyrenäen wandern musste.“ Doch eine Blase hatte sie nicht. Und aufgeben kam für sie auch nicht in Frage. Nun will sie es ein zweites Mal schaffen. Irgendwann – wenn die Pandemie vorbei ist.

Anne Stach
Leitung Unternehmenskommunikation
Telefon 069 8405-4568
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