Offenbach

Die schleichende Erkrankung mit fatalen Folgen

Chronische Niereninsuffizienz und das Alter

Etwa 70.000 Menschen sind wegen eines chronischen Nierenversagens auf die Dialyse angewiesen und– jeder zweite davon mit Diabetes mellitus oder Bluthochdruck als „wohlstandsspezifischen“ Grunderkrankungen, unter denen besonders ältere Menschen leiden, deren Nierenfunktion altersbedingt ohnehin abnimmt.

Für Professor Dr. med. Kirsten de Groot, Chefärztin der Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, Dialyse, Rheumatologie (Medizinische Klinik III) am Sana Klinikum Offenbach, ist es „ein erschreckendes Alarmsignal, dass die Zahl der Patienten mit Niereninsuffizienz seit Jahren drastisch zunimmt, obwohl man durch frühzeitige Gegenmaßnahmen diesen gefährlichen Vorgang noch stoppen oder sogar rückgängig machen kann, und zwar mit einfachen Maßnahmen, vor allem mit einer konsequenten Veränderung der Lebensgewohnheiten. Dazu gehören eine gesunde Ernährung, Körpergewichtskontrolle, Nichtrauchen, Sport und eine geeignete medizinische Behandlung mit optimaler Blutzucker- und Blutdruckkontrolle. Die im März stattfinden Weltnierenwochen werden deshalb schwerpunktmäßig auf diese Präventionschancen hinweisen. 

Ungünstig wirkt sich der meist schleichende, lange Zeit symptomlose Verlauf der Erkrankung aus: Die Patienten haben keinen Leidensdruck, weil ihre unspezifischen Symptome wie Müdigkeit und Wassereinlagerungen vor allem in den Beiden, erhöhter Harndrang oder verstärktes Durstgefühl – zunächst nicht mit dieser Erkrankung in Verbindung gebracht werden. Wenn schließlich klinische Symptome auftreten, ist die Nierenfunktion schon so stark eingeschränkt, dass sie fast zum Erliegen bekommen ist. Erfolgreiche Interventionen sind dann meist nicht mehr möglich, die Nieren bleiben unumkehrbar geschädigt, denn sie können sich, im Gegensatz zu anderen Organen, nicht regenerieren, das Nierenversagen als Endstadium ist nicht mehr zu verhindern.
 
Die Nieren sind ein Hochleistungsorgan, sie filtrieren etwa 1400 Liter Blut und regeln eine Vielzahl lebenswichtiger Funktionen im menschlichen Körper: seine Entgiftung, den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt sowie den Blutdruck.
 
Eine Störung der Nierenfunktion wirkt sich deshalb auch auf andere Organsysteme aus. Setzt plötzlich die Funktionstüchtigkeit der Nieren aus, liegt entweder ein akutes Nierenversagen vor. Wird dieses Geschehen schnelle erkannt und kann die Ursache noch behoben werden (Stoppen von Volumen- oder Blutverlust, Weglassen eines schädigenden Medikaments etc.) lässt sich der Ersatz der eigenen Nierenfunktion durch die Blutwäsche (=Dialyse) oft noch verhindern.

Wird das Nierenversagen wegen seiner Symptomarmut nicht erkannt, bedeutet dies einen über Monate und Jahre schleichenden Verlust der Nierenfunktion er Nieren, was letztlich zur Dialyse führt, da die menschlichen Nieren sich nicht regenerieren können. Wird die Krankheit rechtzeitig erkannt und mögliche Ursachen rechtzeitig beseitigt, lässt sich die Blutwäsche jedoch hinauszögern und die Lebenserwartung der Betroffenen verlängern.
 
Als Ursache des Nierenversagens kommen viele Faktoren in Frage: Während bei einer akuten Niereninsuffizienz häufig eine entzündliche Erkrankung der Nieren oder des gesamten Organismus (Sepsis) die Ursache ist, führen - langsam schleichend und für den Betroffenen unbemerkt - eine langjährige Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder Bluthochdruckerkrankung, eine unkontrollierte Schmerzmedikamenteneinnahme, massives Übergewicht zu einer Schädigung Nierenfunktion, die letztlich zu irreversiblen Veränderungen der beiden Nieren  führen. andersherum kann eine primäre Nierenerkrankung sekundär zu hohem Bluthochdruck führen, Nieren sind also Opfer und Täter einer Bluthochdruckerkrankung.
 
Doch wie erkennt man die potenzielle Gefahr?
Bevor der Patient Symptome bemerkt, kann im Urin mittels Teststreifen eine vermehrte Eiweißausscheidung festgestellt werden. Vermehrte Eiweißausscheidung (v.a. Albumin) in den Urin ist ein Zeichen für „Gefäßstress“ oder beeinträchtigte Filterfunktion der Nieren („Vergrößerung der Poren“), letzteres tritt z.B. beim Diabetes mellitus auf.

Leicht zu messen, aber im Verlauf erst später erhöht ist das Serumkreatinin im Blut -Kreatinen ist das Abbauprodukt des Kreatins, ein Eiweiß, das wir mit fleischhaltiger Nahrung aufnehmen und unseren Muskeln und Nervenzellen als Energiespeicher dient. Da es ausschließlich über die Nieren wieder ausgeschieden wird, gilt es als Parameter für die Filtrationsleistung der Niere. Wenn der Kreatininwert im Blut ansteigt, liegt bereits ein signifikanter Funktionsverlust der Niere um 40 Prozent vor.

 „Diabetiker und Menschen mit Bluthochdruck gehören somit zur Risikogruppe Nummer Eins und sollten regelmäßig zum Urin- und Bluttest, so Prof. de Groot. „Viele Diabetiker gehen jedoch nicht so sorgsam mit ihrer Erkrankung um und versäumen somit wichtige Präventionsmaßnahmen, die sich im Falle der Nierenfunktion irreversibel auswirken können. Zudem treten chronische niereneigene Erkrankungen in der 2 Lebenshälfte häufiger auf.

Ein betroffener Patient mit nicht ausreichender eigener Nierenfunktion mindestens dreimal in der Woche für 4-5 Stunden zur Dialyse. Die  Lebenserwartung Dialysepatienten reduziert sich  deutlich. Dies ist jedoch kaum bekannt. Dialysepatienten und Menschen mit eingeschränkter Nierenfunktion sterben deutlich häufiger an einem Herzinfarkt oder Schlaganfall, an Herzklappenverkalkung – häufig schon bevor ihre Nierenerkrankung überhaupt bemerkt wird.

Anlässlich der Weltnierenwochen setzt sich die Chefärztin mit Nachdruck für ein verbessertes Präventionsprogramm gegen Niereninsuffizienz ein: „Als Spezialistin für Nierenerkrankungen würde ich mich natürlich ein systematisches Screening-Verfahren für alle Menschen ab dem 50. Lebensjahr wünschen. Bis jetzt bieten einige Krankenkassen für potentiell gefährdete Patienten, die an einem Diabetes mellitus oder Bluthochdruck leiden, die Beteiligung an einem ein Screening-Verfahren an. Sinnvoll wäre es meines Erachtens jedoch, das Screening-Angebot zu erweitern, zumal sich Nierentätigkeit mit zunehmendem Alter schon natürlicherweise verringert. Dies wäre eine relativ kleine Investition, die zum einen viele Menschen vor einer fortschreitenden Nierensuffizienz bewahren könnte und zum anderen den Kassen die relativ hohen Kosten von ca. 30.000 EURO pro Jahr für eine Nierenersatztherapie (Dialyse) ersparen würde.“


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