Offenbach

Kleine Klappe – viel dahinter

Chefkardiologe am Sana Klinikum Offenbach setzt bei Offenbacher Oldie-Urgestein ein Mitra-Clip in der linken Herzkammer ein

Prof. Dr. Timm Bauer erläutert seinem Patienten Wolfgang Boltes den Mitra-Clip- Eingriff nach der am Ultraschallbild.

Das Herz eines Menschen schlägt 60- bis 90-mal pro Minute. Bei einer Lebenserwartung von 80 bis 85 Jahren können so etwa 2,7 bis 3,5 Milliarden Schläge zusammen kommen. Nicht jedes Herz ist dieser enormen Belastung gewachsen. Die häufige Folge: Herzschwäche. Eine mögliche Diagnose ist dabei die Mitralklappeninsuffizienz. Die Mitralklappe ist eine Art Ventil zwischen dem linken Vorhof und der linken Herzkammer. Bei jedem Herzschlag sorgt sie dafür, dass sauerstoffreiches Blut aus der linken Herzkammer in den Körperkreislauf gedrückt wird und nicht zurück in den linken Vorhof gelangt. Weitet sich das Herz aufgrund der Herzschwäche, dehnt sich die Klappe aus und schließt nicht mehr ausreichend. Es kommt zu einem verstärkten Rückflusses des Blutes, was das Herz wiederum noch mehr belastet.
So war es auch bei Wolfgang Boltes, dem 73-jährige Musiker und ehemaligen, langjährigem Vorsitzenden des Offenbacher Oldie-Clubs. Bereits 2018 erlitt er einen Herzinfarkt. In dessen Folge lagerte sich in den letzten Monaten zunehmend Wasser im Herzen ein, und Boltes kam regelmäßig zur Kontrolle in die Kardiologische Tagesklinik des Sana Klinikums Offenbach. „Der Zustand verschlechterte sich deutlich, doch mit Stents und Medikamenten konnten wir die schwache Klappe zuletzt nicht mehr ausreichend unterstützen. Aber eine herkömmliche Herzoperation, bei der das Herz vorübergehend ausgesetzt und unter Umständen der Brustkorb chirurgisch geöffnet werden muss, wäre für den geschwächten Senior ein zu großes Risiko gewesen“, erklärt Prof. Dr. Timm Bauer, Chefarzt der Kardiologie am Sana Klinikum Offenbach die Ausgangsituation seines Pateinten.
Er entschied sich dafür, die Klappeninsuffizienz mithilfe eines sogenannten Mitra-Clips zu beheben. Bei dieser minimalinvasiven Lösung wird unter Vollnarkose, in der Regel über die Leistenvene, ein Katheter in das Herz eingeführt, an dessen Spitze sich der Mitra-Clip befindet. Unter kontinuierlicher Ultraschallkontrolle platziert der Spezialist  die etwa 2 bis 2,5 cm große flügelartige Klammer an der richtigen Stelle zwischen den beiden Segeln der Mitralklappe. Es kann zwischen 1,5 bis 4 Stunden dauern, bis der Clip exakt ausgerichtet ist. Erst wenn die optimale Stellung gefunden und sich im Ultraschall eine Pumptätigkeit ohne verstärktem Rückfluss zeigt, wird der Katheter entfernt und der Eingriff ist beendet.
„Ich habe den Eingriff sehr gut überstanden und war schon nach wenigen Tagen wieder auf den Beinen“, freut sich Boltes. „Kleinere Gehstrecken, die mich zuletzt schon sehr angestrengt hatten, konnte ich schon während des Krankenhausaufenthaltes wieder gut schaffen.“ Bereits nach fünf Tagen konnte der Patient wieder nach Hause entlassen werden. Eine anschließende Reha-Maßnahme ist nicht nötig, allerdings sollte Boltes die Position seiner neuen Klappe regelmäßig im Herzkatheterlabor der Kardiologischen Tagesklinik im Sana Klinikum per Ultraschall überwachen lassen.
Der Mitra-Clip ist nur ein kleines technisches Hilfsmittel, seine richtige Platzierung ist aber auch  bei minimalinvasivem Vorgehen höchst komplex und erfordert auf den verschiedensten Ebenen und medizinischen Fachbereichen umfangreiche Kompetenz. „Das Zusammenspiel zwischen erfahrenem Herzanästhesisten, großer Expertise am Ultraschall und langjähriges Know-how bei dem eigentlichen Eingriff sind wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Platzierung des Clip. Diese Kombination lässt sich meist nur an kardiologischen Zentren oder großen Krankenhäusern mit leistungsstarken Intensivstationen und der Struktur eines Maximalversorgers sicherstellen“, betont Prof. Bauer. „Am Sana Klinikum Offenbach decken wir diese Bedingungen optimal ab.“
Zu den Voraussetzungen eines Mitra-Clip- Eingriffs gehört auch immer eine herzchirurgische Beurteilung des Patienten. Das Sana Klinikum Offenbach arbeitet dazu seit vielen Jahren mit der Kardiologie der Bad Nauheimer Kerckhoff Klinik zusammen. Die Patienten gehen zur Voruntersuchung einmal nach Bad Nauheim, der eigentliche Eingriff und die kontinuierliche Nachsorge findet aber in Offenbach statt. Die Vorteile für die Patienten liegen für Prof. Bauer auf der Hand: „Patienten aus der Region Offenbach können wir so eine wohnortnahe Versorgung auf aller höchstem medizinischen Niveau bieten.“

Anne Stach
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