Der Vorhofohr-Verschluss (LAA-Verschluss) kann bei Patienten mit Vorhofflimmern angewendet werden, die keine Blutverdünner einnehmen können, um ihr Schlaganfall-Risiko zu senken.

Der Vorhofohr-Verschluss (LAA-Verschluss)
Mini-Schirm schützt vor Schlaganfall

Mit diesen Mini-Schirmchen schaffen es Kardiologen in den Sana Kliniken Niederlausitz, Patienten mit Vorhofflimmern vor einem Schlaganfall zu schützen.
Etwa ein Viertel aller Menschen entwickelt im Laufe des Lebens Vorhofflimmern. Das Risiko an dieser häufigsten aller Herzrhythmusstörungen zu erkranken, steigt dabei mit dem Alter. Wenn das Herz aus dem Takt gerät und nicht mehr richtig pumpt, gerät der Blutfluss im Vorhof ins Stocken. Dabei kann es passieren, dass sich Blut im linken Vorhofohr, einem Anhängsel am Herzen, sammelt und gerinnt. Löst sich ein solcher Thrombus und wandert durch die Gefäße, kann er einen Schlaganfall verursachen. Studien zufolge wird ungefähr ein Fünftel aller Schlaganfälle durch Vorhofohr-Thromben verursacht. Durch Gerinnsel aus dem Vorhofohr können aber auch Herzinfarkte oder Embolien in anderen Körperteilen ausgelöst werden.
Der Vorhofohr-Verschluss wird auch als LAA-Verschluss (englisch für „left atrial appendage“) bezeichnet. Die Therapie hat sich in der Kardiologie seit mehr als 20 Jahren bewährt. Bei diesem interventionellen Eingriff wird ein kleines Implantat am Eingang zum Vorhofohr platziert. Dieser Schutzschirm verhindert, dass Gerinnsel in den Blutkreislauf gespült werden. So kann das Schlaganfall-Risiko deutlich gesenkt werden.
Die Entwicklung der Vorhofohr-Schirmchen in den vergangenen 20 Jahren bedeutet vor allem für Patienten mit Vorhofflimmern, die keinen Blutverdünner nehmen können, einen echten Gewinn von Lebensqualität und Sicherheit.

Prof. Dr. Guido Matschuck ist Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Rhythmologie
Für wen ist das Vorhofohr-Verschlusssystem geeignet?
Die VorbereitungWas passiert vor dem Eingriff?
Vor dem operativen Eingriff wird vorbereitend ein Schluckultraschall durchgeführt, um zu klären, wie das Vorhofohr aufgebaut ist und ob sich eventuell ein Gerinnsel darin befindet. Wenn das der Fall ist, ist kein interventioneller Vorhofohr-Verschluss möglich, weil die Gefahr besteht, dass sich das Gerinnsel während der Prozedur zum Teil oder vollständig löst und in den Blutkreislauf gelangt.
Damit sich der Thrombus auflöst, kann der Patient über einen kurzen, wenige Wochen andauernden Zeitraum Blutverdünner verordnet bekommen. Alternativ bleibt die Operation am offenen Herzen, bei der das Vorhofohr chirurgisch abgetragen wird.
Im Sana-Herzzentrum Cottbus wird parallel zum Schluckultraschall auch noch eine dreidimensionale Rekonstruktion des Vorhofohres erstellt. So können die Kardiologen sehr genau sehen, wie das Anhängsel aufgebaut ist. Die ein bis vier Zentimeter großen Vorhofohren sind anatomisch sehr unterschiedlich gebaut. Mal erinnert ihre Form an Broccoli, mal an einen Windsack, einen Kaktus oder einen Hähnchenschenkel. Je nach Bau und Größe des Vorhofohres wählen die Kardiologen das passende Implantat.
Nur 30 bis 60 MinutenWie läuft der Vorhofohr-Verschluss ab?
- Der Vorhofohr-Verschluss ist eine bewährte und komplikationsarme interventionelle Therapie für Patienten mit Vorhof-Flimmern. Das minimal-invasive Verfahren ist für Patienten recht schonend und schmerzarm.
- Vor dem Eingriff erhalten Patienten in der Regel eine tiefe Sedierung, durch die sie zwar betäubt sind, aber nicht zusätzlich beatmet werden müssen.
- Dann legen die Kardiologen einen kleinen Zugang über die rechte Leiste. Durch die Leistenvene wird ein Katheter mit dem Implantat bis zur rechten Vorkammer des Herzens vorgeschoben. Mit einer feinen Punktionsnadel wird ein kleiner Zugang durch das Septum von der rechten in die linke Vorkammer geschaffen.
- Über eine Schluckkamera, Ultraschall und die Gabe von Kontrastmitteln wird jeder einzelne Schritt während der Prozedur für das OP-Team sichtbar.
- Sobald das linke Vorhofohr erreicht ist, entfalten die Kardiologen das Implantat aus dem Katheter und platzieren es an der richtigen Stelle. Dann wird der Katheter entfernt und der wenige Milimeter große Zugang zur Leistenvene mit einem Druckverband verschlossen.
- Die Prozedur dauert insgesamt zwischen 30 Minuten und einer Stunde.
Die NachsorgeWas geschieht nach der Operation?
Nach dem Eingriff bleiben die Patienten noch ein bis zwei Tage zur Beobachtung im Sana- Herzzentrum. Vor der Entlassung kontrollieren die Ärzte den Erfolg des Vorhofohr-Verschlusses noch einmal von außen mit einem Ultraschall durch die Brustwand. Die dünne Membran des Schirmchens wächst innerhalb von wenigen Wochen komplett zu und das Vorhofohr bleibt verschlossen.
Ob Vorhofflimmer-Patienten nach dem Eingriff mit weiteren Medikamenten behandelt werden müssen, entscheidet der behandelnde Arzt.
Kontakt
Chefarzt
Prof. Dr. Guido Matschuck
Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie
Chefarztsekretariat
Janet Barwisch
Tel.: 03573-751701
Fax: 003573-751703