Foto von Irmgard Wübbeling (CFO) und Thomas Lemke (CEO) der Sana Kliniken AG.

CEO Thomas Lemke und CFO Irmgard Wübbeling

„Wir sehen in der nachhaltigen Entwicklung vor allem Chancen“

Warum ist nachhaltiges Handeln so wichtig für die Sana Kliniken? Was ist das Ziel, was der Anspruch? CEO Thomas Lemke und CFO Irmgard Wübbeling geben Einblicke in die nachhaltige Transformation des Unternehmens.

Herr Lemke, warum ist Nachhaltigkeit für Sie der Schlüssel für die Zukunft der Sana Kliniken?

Thomas Lemke: Die letzten Jahrzehnte haben deutlich gezeigt: Nachhaltiges Handeln ist unabdingbar. Und das gilt besonders für Unternehmen im Gesundheitssektor. Dieser trägt beispielsweise zu rund fünf Prozent aller CO2-Emissionen in Deutschland bei. Aber auch Themen wie der Zugang zu medizinischer Versorgung, die Einhaltung von Arbeitsstandards oder der Umgang mit Wasser und Lebensmitteln gewinnen zunehmend an strategischer Relevanz. Nachhaltiges Handeln betrifft aber entgegen mancher Wahrnehmung vor allem die Balance zwischen Ökonomie, Ökologie und dem sozialen Ausgleich. Wir sind davon überzeugt: Durch das sorgfältige Austarieren unserer diesbezüglichen Aktivitäten können wir uns in unseren Märkten noch besser positionieren und damit die Zukunftsfähigkeit der Sana Kliniken sichern. Wir sehen in der nachhaltigen Entwicklung daher vor allem Chancen für uns.
 

Welchen Beitrag können die Sana Kliniken leisten, um das Gesundheitswesen nachhaltiger zu gestalten?

Thomas Lemke: Als größter integrierter Gesundheitsdienstleister im deutschsprachigen Raum sind wir in mehreren Bereichen des Gesundheitswesens aktiv. So richtet sich unser Geschäftsmodell zum einen auf eine umfassende Gesundheitsversorgung aus – von der Prävention über die ambulante und stationäre Versorgung bis hin zur Nachsorge, Rehabilitation und Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln. Zum anderen sind wir mit unserer Tochter Sana Einkauf & Logistik der einzige Dienstleister in Deutschland, der Gesundheitseinrichtungen die komplette Versorgung aus einer Hand ermöglicht. Wir wirken daher tief in vorgelagerte Wertschöpfungsprozesse hinein. Außerdem tragen wir mit eigenen Angeboten zum nachhaltigen Wandel der Branche bei. So repariert unsere Tochtergesellschaft Revitech Ultraschallsonden und macht damit eine ressourcen- und kostenintensive Neuanschaffung überflüssig. Und unsere Tochtergesellschaft Medworx bietet die Reparatur von chirurgischen Instrumenten an. Diese Beispiele zeigen, wie die nachhaltige Entwicklung neue Geschäftsperspektiven eröffnet – und diese wollen wir nutzen.
 

Wie sind Sie bei der Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie vorgegangen? Wo liegen die Schwerpunkte?

Irmgard Wübbeling: Zum einen hat der Klimawandel gravierende Folgen für die Gesundheit, zum anderen verzeichnet gerade der Gesundheitssektor einen hohen CO2-Ausstoß. Gerade wir, als ein wesentlicher Akteur in dieser Branche, müssen uns intensiv mit einer nachhaltigen Unternehmensführung beschäftigen. Wir sind fest davon überzeugt, dass nur eine nachhaltige Unternehmensführung uns noch erfolgreicher macht.

Gleichzeitig steht unsere Branche vor erheblichen Herausforderungen, sodass wir uns im Rahmen einer Wesentlichkeitsanalyse intensiv damit beschäftigt haben, welche Nachhaltigkeitsthemen die größten Auswirkungen, zum Beispiel auf die Umwelt, haben. Hierzu haben wir einen intensiven Dialog mit unseren Stakeholdern, vor allem mit unseren Patienten, Mitarbeitenden, Geschäftspartnern und Anteilseignern, geführt. Darüber hinaus haben wir Aufwandspositionen mit einem Volumen von über 800 Millionen Euro hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Umwelt analysiert.

Dabei kristallisierten sich 27 Themen als wesentlich heraus, die die Grundlage unserer Nachhaltigkeitsstrategie bilden und die wir in vier strategischen Handlungsfeldern zusammengefasst haben. Die Wesentlichkeitsanalyse hat außerdem gezeigt, dass 84 Prozent unseres ökologischen Fußabdrucks durch vorgelagerte Wertschöpfungsprozesse verursacht werden. Maßnahmen zur nachhaltigen Ausrichtung unserer Lieferkette gehören daher zu den wichtigsten Schwerpunkten unserer Strategie.
 

Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?

Irmgard Wübbeling: Im Mittelpunkt unserer Nachhaltigkeitsagenda stehen unsere vier strategischen Handlungsfelder: Wir wollen den Ressourcenverbrauch reduzieren, unsere Lieferketten nachhaltig ausrichten, ein attraktives Umfeld für Patienten und Mitarbeitende bieten und zu einer umfassenden, hochwertigen und niedrigschwelligen Gesundheitsversorgung in Deutschland beitragen. In diesen vier Handlungsfeldern haben wir Fokusthemen definiert und für jedes dieser Fokusthemen Ziele festgelegt. So wollen wir beispielsweise in unseren Kliniken die CO2-Emissionen bis 2040 um 97 Prozent reduzieren. Da die Einhaltung von Umweltstandards und fairen Arbeitsbedingungen entlang der gesamten Lieferkette ein zentraler Punkt für die Nachhaltigkeit ist, haben wir uns als ein weiteres wichtiges Ziel gesetzt, unsere Lieferketten transparenter zu machen. Wichtig ist uns außerdem, das Bewusstsein unserer Mitarbeitenden zu schärfen. Denn je mehr sie sich einbringen und in ihrem jeweiligen Verantwortungsbereich nachhaltiges Denken und Handeln fördern, desto schneller erreichen wir unsere Ziele.
 

Was wurde bereits erreicht? Wo stehen die Sana Kliniken heute in Sachen Nachhaltigkeit?

Irmgard Wübbeling: Nachhaltigkeit begleitet uns schon lange – denn unser Geschäftsmodell ist eng mit gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen verbunden. Daher haben wir bereits in der Vergangenheit zahlreiche Aktivitäten und Initiativen entwickelt und umgesetzt. So konnten wir beispielsweise im Jahr 2022 das erste nachhaltige Schuldscheindarlehen der Gesundheitswirtschaft platzieren. Es orientiert sich an ökologischen und sozialen Kriterien sowie an verantwortungsvoller Unternehmensführung.

Wichtig ist jedoch, dass wir unsere Nachhaltigkeitsprojekte strukturiert umsetzen und mit dem Blick auf unsere Nachhaltigkeitsziele auch monitoren. Daher haben wir Denken und Handeln durch verschiedene Selbstverpflichtungen, Richtlinien und Managementsysteme in unseren Prozessen verankert. Dazu gehören auch Kennzahlensysteme, die uns über unsere Fortschritte informieren und die wir kontinuierlich weiterentwickeln. Natürlich haben wir noch einen weiten Weg vor uns, aber die Grundlagen für unsere nachhaltige Transformation sind gelegt.