Viele Menschen sind von Herzrhythmusstörungen betroffen. Für sie besteht häufig Unsicherheit darüber, ob diese harmlos oder gefährlich sind und wie sie behandelt werden können, so Dr. O. Krahnefeld, Leiter Elektrophysiologie an der Sana Klinik Lübeck. Allein die Zahl der von Vorhofflimmern Betroffenen in Deutschland, der häufigsten Form der Herzrhythmusstörung, wurde auf etwa eine Million geschätzt. Prof. Dr. J. Weil, Chefarzt an der Sana Klinik Lübeck, erklärt, warum Vorhofflimmern lebensbedrohlich sein kann und wie es behandelt wird.
Tückisch bei Vorhofflimmern ist, dass es vom Patienten oft unbemerkt bleibt, zugleich aber zu schwerwiegenden Komplikationen wie dem Schlaganfall führen kann. Darüber hinaus wird die Herzleistung eingeschränkt. Die typischen Symptome sind Luftnot bei Belastung und Herzstolpern, betont Dr. Krahnefeld. Die Grenze zwischen einem normalen Herzrhythmus und krankhaften, zum Teil auch lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen, ist oftmals fließend. "Daher ist es sehr wichtig, dass Herzrhythmusstörungen durch einen erfahrenen Internisten oder Kardiologen rechtzeitig erkannt und therapiert werden", sagt Prof. Dr. Weil. Hinzu kommt, dass Herzrhythmusstörungen in vielen Fällen keine eigene Erkrankung darstellen, sondern meistens die Folge von anderen Herzkrankheiten wie der koronaren Herzkrankheit oder Klappenfehler sind. Auch können andere internistische Krankheiten wie zum Beispiel eine Schilddrüsenüberfunktion das Herz "aus dem Takt" bringen.
Eine gesunkene Pumpleistung des Herzens führt bei der überwiegenden Zahl der Patienten zur Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit und der Lebensqualität.. Leichtere Formen dieser Herzrhythmusstörungen werden medikamentös oder mit Elektroschock (Kardioversion) behandelt. "Bei anfallartigem oder anhaltendem Vorhofflimmern und entsprechenden klinischen Symptomen kann eine katheter-gestützte Operation erforderlich werden", erklärt Dr. Krahnefeld.
Wie entsteht Vorhofflimmern?
Für seine enorme Leistung (80.000 bis 100.000 Herzschläge pro Tag) produziert das Herz selbst den benötigten "Strom" - elektrische Impulse im Herzmuskel, die dafür sorgen, dass sich die Herzkammern rhythmisch zusammenziehen. Diese Impulse (ca, 60/min) gehen von einer etwa 15 Millimeter langen Gruppe spezialisierter Muskelzellen (Schrittmacherzellen) in der Wand der rechten Vorkammer aus, dem sogenannten Sinusknoten. Beim Vorhofflimmern zuckt der Herzmuskel des Vorhofes 500 bis 1.000 Mal pro Minute, also bis zu zehn Mal schneller als normal. Das Flimmern entsteht, wenn die elektrischen Signale nicht vom Sinusknoten, dem herzeigenen Schrittmacher, ausgehen, sondern von Störimpulsen überlagert werden, die ihren Ursprung meistens in den sogenannten Lungenvenen haben. Diese "falschen Zündkerzen" lösen kreisende elektrische Erregungen in den Vorhöfen aus. Dann hat der Herzmuskel nicht genügend Zeit, sich ausreichend zusammenzuziehen, um den nächsten Pumpvorgang einzuleiten. Die Folge: Es gelangt weniger Blut und somit Sauerstoff von den Vorhöfen in die Herzkammern und von hier in den Körperkreislauf.