Der Schlaganfall ist mit 270 000 Betroffenen die häufigste Ursache für Behinderungen und bildet nach Herzinfarkt und Tumorerkrankungen die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Seit Anfang Februar dieses Jahres hat die Sana Klinik Lübeck mit der Anschaffung der e-Stroke Suite von Brainomix einen weiteren Meilenstein in der Schlaganfallversorgung erreicht.
Wie die großen internationalen Schlaganfallzentren sucht nun eine künstliche Intelligenz (KI) in CT-Aufnahmen von Patienten nach Schlaganfällen, bewertet dann automatisch die Schlaganfallschwere und ermittelt sogar den Verschluss der Hirngefäße. Diese Auswertung der KI läuft vollautomatisch im Hintergrund ab, während sich das Schlaganfallteam nach der Bildgebung um die Erstversorgung der Patienten kümmern kann.
Kein Zeitverzug – die Patienten werden schneller behandelt
Die Untersuchungsberichte werden binnen Sekunden auf das Smartphone oder Tablet aller Schlaganfallspezialisten der Sana Klinik Lübeck verschickt, als unmittelbarer Schlaganfallalarm – auch im Feierabend und in der Nacht. Es entsteht kein Zeitverzug in der Informationsübermittlung. Die Patienten werden schneller mit einer Blutgerinnsel auflösenden Infusion (systemische Thrombolyse) und / oder durch einen minimal-invasiven Hirnkathetereingriff (Gerinnselentfernung =Throm-bektomie) behandelt. „Zeit ist Gehirn, jede Sekunde sterben bei einem ischämischen (unblutigen) Schlaganfall Nervenzellen ab“, betont Dr. Christian Mohr, Leiter der Sektion Neuroradiologie an den Sana Kliniken Lübeck die Bedeutung der Schnelligkeit in der Behandlung. „Nur dann besteht für den Patienten eine realistische Chance, einen Schlaganfall ohne Behinderung zu überleben.
Sehr viele Patienten unterschätzen die Erkrankung Schlaganfall
„Leider unterschätzen sehr viele Patienten die Erkrankung Schlaganfall“, so Dr. Mohr weiter. „Sie rufen nicht sofort den Rettungsdienst über die 112, sondern stellen sich beim Hausarzt vor oder warten gar erstmal ab, ob sich ihre Symptome zurückbilden. Auch bei Symptomrückbildung bleibt der Notfall bestehen. Es geht wertvolle Zeit verloren und viele Schlaganfallpatienten erreichen uns immer noch zu spät.“ Natürlich werden alle KI-Ergebnisse auch von Neurologen und Neuroradiologen geprüft und das Ergebnis ärztlich bestätigt, bevor eine Behandlung begonnen wird. Aktuell kann die künstliche Intelligenz nur den in 85 Prozent aller Fälle vorliegenden ischämischen Schlaganfall erkennen, bei dem ein Gerinnsel eine Arterie verstopft. Die Detektion von Hirnblutungen, die 15 Prozent der Schlaganfälle ausmachen, wird in der nächsten Version der weiterentwickelten Software vorhanden sein, so dass sich die Patientensicherheit weiter erhöht. Sollte nämlich eine Hirnblutung nicht erkannt werden und in der Annahme eines ischämischen Schlaganfalles eine systemische Thrombolyse begonnen werden, kann das fatale Folgen haben. Die Symptome beider Schlaganfallformen sind so ähnlich, dass die Unterscheidung nur mit CT-Aufnahmen des Gehirns erfolgen kann.
Die seit 2013 bestehende Klinik für Neurologie mit seit 2018 zertifizierter überregionaler Schlaganfall-Spezial-Station (Stroke-Unit) und das Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie / Neuroradiologie haben sich mit der e-Stroke Suite für die Zukunft gerüstet. Im Jahr 2019 wurden durch die Schlaganfallspezialisten der Sana Klinik mehr als 130 akute Schlaganfallbehandlungen mit der systemischen Thrombolyse und fast 100 minimal-invasiven Thrombektomien durchgeführt. Das interdisziplinäre Schlaganfallteam rechnet durch den Einsatz der KI für 2020 mit einer Beschleunigung der Therapien. Erwartet wird weiter, dass durch steigende Behandlungszahlen infolge der optimalen Selektion auch die Rate an behinderungsfreiem Überleben von Patienten mit einem ischämischen Schlaganfall ansteigen wird.