Lübeck

Die Sana-Klinik probte den Ernstfall. Alle wichtigen Geräte funktionierten, die Fernseher blieben schwarz.

Nur ein Test: Krankenhaus ohne Strom

St. Jürgen -. Technikleiter Jörg Kruse steht in der Niederspannungshauptabteilung, in einem kleinen Häuschen gleich neben der Klinik. Tausende Kabel verbergen sich hinter den Kästen, denn hier läuft die Stromversorgung des gesamten Krankenhauses zusammen. Mit nur einem Knopfdruck kann an diesem Ort der Sana-Klinik die komplette Stromversorgung der Stadtwerke abgedreht werden. Und genau das soll nun passieren. "Ich starte jetzt", sagt der technische Leiter durchs Telefon zu seinem Kollegen Rolf Nowak. Der steht nebenan beim Dieselaggregat, um zu überprüfen, ob alles richtig funktioniert. Denn im Falle eines Stromausfalls soll das ständig vorgeheizte Notstromaggregat binnen weniger Sekunden anspringen. Das mit 80 000 Litern Heizöl betankte Gerät könnte mit einer Leistung, die etwa 450 Staubsaugern entspricht, die Klinik etwa 20 Tage versorgen.

Kruse legt den Schalter um. Der Strom ist weg, das Licht ist aus. Im Nebenraum fährt der Generator lautstark hoch, und nach vier Sekunden springt das Licht wieder an. "Das hat nun schon super geklappt", sagt Kruse. Es geht weiter in die Klinik, um zu überprüfen, ob dort auch noch alles funktioniert. Alle wichtigen Untersuchungen sind an diesem Tag schon vorher durchgeführt, alle Patienten mehrmals über den Schwarztest informiert worden. "Das ist für das Krankenhaus sehr spannend", sagt Geschäftsleiter Klaus Abel. "Etwa fünf Jahre haben wir solch einen Test nicht gemacht."

Viele Baumaßnahmen waren dazwischengekommen, bei denen auch einige der insgesamt 4352 Steckdosen versetzt worden sind. Und die müssen nun überprüft werden, denn sie folgen einem speziellen Farbsystem: Weiße Steckdosen sind am normalen Netz angeschlossen; an ihnen hängen keine wichtigen medizinischen Geräte.

Grüne Steckdosen werden bei Stromausfall über das Notstromaggregat versorgt. Orangene und rote hingegen werden über Akkus gespeist, die im Notfall ohne Unterbrechung weiterlaufen. "Diese sind vor allem auf der Intensivstation zu finden", erklärt Abel. "Dort sind lebenswichtige Geräte wie Beatmungsmaschinen angeschlossen."

Oben auf der Station piept es. Einige Geräte melden, dass sie keinen Strom mehr haben. Die Türen mit Magneten sind zugefallen. Auf dem Gang zur Intensivstation ist es ganz duster. "Das ist nicht kritisch, aber hier kann man noch mal vermerken, dass es ein Notlicht geben sollte", sagt Oberarzt Peter Schüren. Das wird es, denn überall auf den Gängen überprüft technisches Personal die Lage:

Funktionieren die Steckdosen? Haben sie die richtige Farbe? Wo fehlt Notlicht?

"Bei uns wurde es kurz dunkel, aber die Monitore liefen weiter", sagt Schüren. "Wir konnten also alles Entscheidende im Blick behalten." Auch das Reanimations-Telefon, das die Intensivstation bei Notfällen informiert, ist nach kurzem Ausfall wieder funktionstüchtig. Schüren: "So eine Überprüfung ist für das Sicherheitsgefühl von Patienten und Mitarbeitern sehr wichtig".

Jährlich will die Sana-Klinik nun solch einen Schwarztest machen, um zu überprüfen, dass im Notfall alle wichtigen Geräte funktionieren. Bisher ist es noch nie zu einem längeren Stromausfall gekommen, doch Klaus Abel weiß, wie kritisch Energie-Engpässe in Krankenhäusern sein können. "Vor einigen Jahren hatten wir keine Wasserversorgung, weil eine der Hauptleitungen beschädigt worden ist", so der Geschäftsführer. "Da musste die Feuerwehr anrücken und uns über Tanks versorgen."Auf einen möglichen Stromausfall ist man nun aber gut vorbereitet. Nach eineinhalb Stunden ist die Überprüfung zu Ende. Abel:"Da ist ein aufatmendes ,Aaah' aus den Patientenzimmern gekommen: Endlich gingen die Fernseher wieder."

"Für das Sicherheitsgefühl ist der Test sehr wichtig."Peter Schüren, Oberarzt

Artikel von Lena Schüch (Lübecker Nachrichten)

© Fotos: Malzahn, Roeßler