„Die Neurologie befasst sich mit dem wohl Intimsten des Menschen, dem eigenen Bewusstsein und der Kontrolle über den eigenen Körper.“ Dr. Jens Schaumberg, Chefarzt der Klinik für Neurologie an den Sana Kliniken Lübeck, berichtet über die große Bedeutung des diagnostischen und therapeutischen Fortschritts für Patientinnen und Patienten.
Die Krankheitsbilder im Bereich der Neurologie sind vielschichtig. So zählen Erkrankungen des zentralen Nervensystems (Hirn und Rückenmark) und des peripheren Nervensystems (Nervenbahnen) ebenso dazu wie Muskelerkrankungen. Sehr häufig gelten diese als medizinische Notfälle und können große Auswirkungen auf die geistigen und körperlichen Fähigkeiten der Betroffenen haben, so dass eine zügige und zielgerichtete Behandlung im Sinne des Patienten dabei stets im Fokus steht: „Wir haben schon viele Zusammenhänge verstanden, es bleiben jedoch weiterhin offene Fragen bei dem Verständnis der komplexen Abläufe im Nervensystem. Neben einer gründlichen Anamnese und einer körperlichen Untersuchung der Patientinnen und Patienten ist es häufig auch die fachübergreifende Detektivarbeit – beispielsweise gemeinsam mit den Experten aus der Radiologie – die uns den Erkrankungen auf die Spur kommen lassen“, erläutert Schaumberg.
Spurensuche mit modernen Behandlungsmethoden
Durch moderne Schnittbildverfahren wie die Kernspintomographie können an den Sana Kliniken Lübeck viele akute und chronische Erkrankungen wie der Schlaganfall, die Multiple Sklerose oder Tumoren sicher diagnostiziert werden. Bereits in der Akutphase kann geschädigtes Gehirn und mögliches noch zu rettendes Hirngewebe mittels Computertomographie identifiziert und mit medikamentösen Therapien oder interventionellen Katheterverfahren behandelt werden. Hirnstrommessungen hel fen bei der Diagnostik und Therapie von Epilepsien und Funktionsveränderungen im Gehirn, weitere Verfahren wie beispielsweise zur elektrischen Stimulation von Nerven und der anschließenden Messung der Leitfähigkeit von Reizimpulsen lassen auf Nervenschädigungen schließen. Besonders bedeutend in der Neurologie ist neben der Schnittbilddiagnostik die Entwicklung des Ultraschalls. Schaumberg, dessen medizinischer Schwerpunkt unter anderem auf der neurologischen Ultraschalldiagnostik liegt, betont: „Mit Hilfe eines speziellen Ultraschalls können wir nicht nur die Strömungen des Blutflusses in den Gefäßen untersuchen, sondern können mittlerweile direkte Verengungen der hirnversorgenden Gefäße, Veränderungen des Sehnervs bei Hirndrucksteigerung, Veränderungen des Hirngewebes bei M. Parkinson und selbst periphere Nerven am Arm oder Bein darstellen. Diese Behandlungsmethode ist für die Patienten und Patientinnen besonders schonend, denn sie verläuft ohne wesentliche Neben- oder Nachwirkungen.“
In Deutschland erleiden etwa 270 000 Menschen pro Jahr einen Schlaganfall. Dabei sind nicht nur ältere, sondern häufig auch jüngere Menschen betroffen. Symptome können sich als plötzlich auftretende Sprachstörungen oder halbseitige Lähmungserscheinungen mit hängendem Mundwinkel oder Gefühlsstörungen äußern. Die Folge können bleibende Lähmungen, Sprachstörungen oder im schlimmsten Fall der Tod sein. Ein akuter Schlaganfall ist immer ein medizinischer Notfall. Je schneller betroffene Patienten und Patientinnen eine sachgerechte medizinische Versorgung erhalten, umso eher kann die Gefahr eines bleibenden Gehirnschadens minimiert werden. Dies gilt umso mehr bei besonders schweren Schlaganfällen. Hier liegt häufig ein verstopftes Hirngefäß vor, meist durch ein Gerinnsel, welches die für das Gehirn lebenswichtige Sauerstoffversorgung unterbricht.
Fachübergreifende Zusammenarbeit als Basis für exzellente Patientenversorgung
Bereits seit 2015 werden Schlaganfallpatienten an den Sana Kliniken von einem erfahrenen Expertenteam aus Neurologie und Neuroradiologie nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen behandelt. Als entscheidender - individuell auf die Patienten angepasster - Notfalleingriff wird hier der akute Verschluss einer Hirnarterie mit einer Blutgerinnsel auflösenden Infusion (systemische Thrombolyse) behandelt. Bei großen Gerinnseln wird dieses durch einen minimal-invasiven Hirnkathetereingriff (Thrombektomie) entfernt. Ein weiterer Meilenstein in der Schlaganfallversorgung wurde an den Sana Kliniken Lübeck mit der An schaffung der sogenannten e-Stroke Suite von Brainomix (mehr) erreicht. Hiermit sucht nun eine künstliche Intelligenz in CT-Aufnahmen des Schädels von Patienten nach Schlaganfällen, bewertet dann automatisch die Schlaganfallschwere und ermittelt sogar den Verschluss der Hirngefäße. Diese Auswertung der künstlichen Intelligenz läuft vollautomatisch im Hintergrund ab, während sich das Schlaganfallteam nach der Bildgebung um die Erstversorgung der Patienten kümmern kann. Die Untersuchungsberichte werden sehr schnell auf das Smartphone oder Tablet aller Schlaganfallspezialisten der Sana Kliniken Lübeck verschickt, als unmittelbarer Schlaganfallalarm – auch im Feierabend und in der Nacht. Es entsteht so kein Zeitverzug in der Informationsübermittlung, somit erhalten die Patienten deutlich schneller die so dringende individuelle Behandlung. Die Klinik für Neurologie an den Sana Kliniken Lübeck verfügt über eine durch die Deutsche Schlaganfallgesellschaft überregional zertifizierte Stroke Unit. Dr. Jens Schaumberg weiß: „Je schneller der Krankenwagen alarmiert wird, umso größer die Chancen für den Patienten, die Schädigungen in Grenzen zu halten.“ „Zeit ist Hirn“ ist hier einer der meistgenannten Grundsätze. „Am besten sind die Betroffenen so schnell es eben geht bei uns“ so Schaumberg weiter. „In der Klinik sind die Abläufe optimiert.“ Sein dringender Appell: Bei ersten Symptomen nicht abwarten, sondern sofort die 112 wählen und damit den Rettungsdienst rufen!