Das in der Klinik für Plastische, Hand- und Rekonstruktive Chirurgie der Sana Kliniken Lübeck unter der Leitung von Chefarzt Dr. Horst-Heinrich Aschoff ent-wickelte Verfahren zur Linderung der Folgen von Amputationen stößt bei der internationalen Fachwelt auf großes Interesse. Die so genannte Endo-Exo-Femurprothese (EEFM) verhilft oberschenkelamputierten Patienten zu mehr Bewegungsfreiheit und einem beinahe normalen Gang.
Vor allem Spezialisten in den USA interessieren sich sehr für das neue Verfah-ren. Dort müssen im Augenblick hunderte verletzte Soldaten aus dem Irak-Krieg unter anderem mit Prothesen versorgt werden. Aber auch in Deutschland wer-den jährlich etwa 25 000 Oberschenkelamputationen durchgeführt.
Bei dem neuen Verfahren wird eine von der Lübecker Firma ESKA-Implants entwickelte Prothese direkt mit dem Oberschenkelknochen verbunden. Grundlage sind mit einer Titanoberfläche veredelte Implantate aus einer Kobalt-Chrom-Molybdän-Legierung. Eine reliefartige Oberfläche des Implantats ermöglicht das Einwachsen des Knochens, die so genannte Osseointegration. Die Methodik stammt ursprünglich aus der Zahnimplantologie und wurde für die Endoprothetik weiter entwickelt.
Durch die direkte Verbindung der Prothese mit dem Knochen spürt der Patient wieder den Boden und kann so sicherer auftreten. Das Gangbild verbessert sich deutlich. Die bisher mit einer EEFP behandelten Patienten konnten ungefähr acht bis zehn Wochen nach der Operation die neue Prothese voll belasten: „Das Prinzip transcutan ausgeleiteter osseointegrierter Prothesen kann für die Versorgung von Menschen, die Gliedmaßen verloren haben, eine sehr hilfreiche Alternative zur bisherigen herkömmlichen Schaftprothese darstellen,“ prognosti-ziert Dr. Aschoff.
Allgemeiner Hintergrund
Üblicherweise erhalten Amputationspatienten Prothesen, deren Schäfte weich ausgepolstert sind und in die der Oberschenkelstumpf eingezogen und fixiert wird. An den Schaft wird das jeweilige Knie- Unterschenkel- Prothesensystem angekoppelt. Allerdings treten bei diesem herkömmlichen Verfahren häufig Probleme zwischen Prothesenschaft, Hautmantel und dem die Last des Körpergewichts tragenden Sitz- und Schambein auf. Der weich abgepolsterte Schaft verhindert ein sicheres, festes Auftreten und einen harmonischen Gang. Hautirritationen, Druckstellen und Probleme bei Gewichtszu- oder Abnahme machen Prothesenträgern zu schaffen.
Die ersten Femurprothesen wurden 1999 in Lübeck implantiert. Seither wurden Implantat und Behandlungsverlauf weiter entwickelt, vor allem, um das mit dem Eingriff verbundene Infektionsrisiko zu minimieren. Weltweit erhielten seither etwa 50 Patienten eine EEF-Prothese. Weil die Endo-Exo-Femurprothese die Mobilität der Patienten erheblich verbessert, aber auch das Risiko einer Infekti-on nicht ausgeschlossen werden kann, kommen vor allem junge Patienten ohne größere Begleiterkrankungen für EEFP in Frage. Ein Gliedmaßenverlust wegen Durchblutungsstörungen oder als Folge einer Diabeteserkrankung eignet sich nicht für dieses Verfahren. Wichtig ist die Möglichkeit einer Endo-Exo-Femurprothese vor allem für Patienten, die mit einer herkömmlichen Schaftprothese nicht ausreichend versorgt werden können.
Pressekontakt:
Sabine Rössing
Telefon (040) 43 91 09 43 | Telefax (040) 23 51 73 81
E-Mail: <link>Sabine.roessing@gmx.de
Am Kaiserkai 11 | 20457 Hamburg