Das Bronchialkarzinom liegt in Deutschland in der Häufigkeit der Neuerkrankungen bei Männern und Frauen an dritter Stelle und ist gleichzeitig weltweit und auch in Deutschland der häufigste zum Tode führende Tumor bei Männern und in diesem Punkt in Deutschland an dritter Stelle bei den Frauen.
Epidemiologen beobachten dabei seit Jahren, dass die Zahl der Neuerkrankungen und Todesfälle bei Männern leicht zurückgeht, während sie bei Frauen deutlich ansteigt. Diese Entwicklung erscheint plausibel, angesichts des Wandels im Rauchverhalten. Während in den vergangenen Jahren immer weniger Männer rauchen, stieg der Anteil der Frauen, die zur Zigarette greifen.
Tabakrauch ist der größte vermeidbare Risikofaktor für die Krebsentstehung. Er enthält über 4800 Substanzen von denen etwa 70 als potenziell krebserregend gelten.
Epidemiologische Untersuchungen zeigen, dass etwa jeder zehnte Raucher in seinem Leben Lungenkrebs entwickelt und nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft ist davon auszugehen, dass pro Jahr 25.000 Todesfälle wegen eines Lungenkrebses vermieden werden könnten, wenn nicht geraucht würde.
Dieser Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs eröffnet gleichzeitig den besten Weg zur Prävention – den Rauchverzicht.
Ein Lungenkrebs ruft in frühen Stadien nur selten Beschwerden hervor. Erst wenn die Erkrankung bereits fortgeschritten ist, treten Anzeichen auf. Bei bestimmten Symptomen wie z.B. Husten, der ohne andere bekannte Ursache länger als drei Wochen anhält oder Verschlimmerung eines chronischen Hustens, länger anhaltender Auswurf mit und ohne Blutbeimengung, Atemnot, Brustschmerzen, Abgeschlagenheit, Leistungsminderung, Gewichtsverlust, Heiserkeit und Schluckbeschwerden ist es wichtig, umgehend den Arzt aufzusuchen, um die Ursache klären zu lassen. Solche Symptome sollten vor allem bei Risikopatienten den Verdacht auf einen Lungenkrebs wecken. Zu ihnen zählen ältere Raucher, Patienten mit chronischer Bronchitis, Menschen mit einer früheren Krebserkrankung oder solche, in deren Familien bereits Krebserkrankungen aufgetreten sind, sowie Menschen mit einer beruflichen Schadstoffbelastung.
Wegen der diagnostischen Vieldeutigkeit und dem späten Auftreten dieser Symptome suchen Mediziner schon seit Jahren nach einer zuverlässigen Methode der Früherkennung, die man bei Menschen mit hohem Erkrankungsrisiko einsetzen könnte. Allerdings sind die Bemühungen bislang wenig erfolgreich.
Zeigt ein Patient Symptome, die möglicherweise auf einen Lungenkrebs zurückgehen, wird der Arzt eine Reihe von Untersuchungen in die Wege leiten. Liegt tatsächlich ein Lungenkrebs vor, müssen weitere Fragen beantwortet werden: Für die Behandlungsplanung ist es wichtig herauszufinden, ob es sich um ein kleinzelliges oder um ein nicht kleinzelliges Karzinom handelt und in welchem Ausbreitungsstadium sich die Erkrankung befindet (Staging). Der Tumortyp wird vom Pathologen anhand von Gewebeproben bestimmt.
Zur Befunderhebung stehen heute zahlreiche Verfahren von der körperlichen Untersuchung über Röntgenaufnahmen bis hin zur Lungenspiegelung (Bronchoskopie) zur Verfügung. Die Bronchoskopie stellt die zentrale diagnostische Maßnahme dar. Bei der Bronchoskopie wird ein flexibler Schlauch in die Atemwege eingeführt, der mit einem Lichtleiter, einer Optik und einer Zange ausgestattet ist. Dieses so genannte Endoskop erlaubt es, die Bronchien einzusehen und gegebenenfalls kleine Gewebeproben (Biopsien) zu entnehmen. Später werden diese Proben von einem Pathologen untersucht. Er stellt fest, ob in dem Probenmaterial Krebszellen enthalten sind, und – falls ja - um welche Art von Krebs es sich handelt.
Liegt die verdächtige Stelle in einem Bereich der Lunge, der mit dem Endoskop nicht erreichbar ist, kann die Probenentnahme von außen durch die Haut, durch die Speiseröhre oder über die Bronchien erfolgen. Dabei wird unter Ultraschall- oder computertomografischer Kontrolle eine feine Nadel in das Lungengewebe eingeführt und dann ein kleines Gewebestückchen abgesaugt oder ausgestanzt.
Die Therapie des Lungenkrebses stützt sich auf die Operation, die Chemo- und die Strahlentherapie. Welchen Ansatz der Arzt einzeln oder in Kombination verfolgt, hängt von der individuellen Krankheitsgeschichte ab.
Die Diagnostik und Therapie des Bronchialkarzinoms stellt eine interdisziplinäre Herausforderung dar und liegt in vielen Händen, der Schlüssel zum Erfolg ist die interdisziplinäre Vernetzung. Durch die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit den anderen Fachdisziplinen der Klinik wie Kardiologie, Onkologie, Radiologie und Thoraxchirurgie und der Kooperation mit einer strahlentherapeutischen Praxis kann in den Sana Kliniken Lübeck Pneumologie auf qualitativ hohem Niveau sichergestellt werden.
Diese interdisziplinäre Vernetzung wurde zuletzt durch den Ausbau der Pneumologie in den Sana Kliniken Lübeck komplettiert. Der Pneumologische Bereich bietet jetzt ein breites Spektrum der modernen pneumologischen Diagnostik und Therapie, einschließlich der interventionellen Bronchoskopie.
Zu den diagnostischen Möglichkeiten zählt u.a. neben der modernen Videobronchoskopie inklusive „narrow band imaging“ der endobronchiale und ösophageale Ultraschall mit möglicher Gewebsprobenentnahme. Dabei ermöglicht die enge Zusammenarbeit mit der gastroenterologischen Abteilung die Durchführung des ösophagealen Ultraschalls auf höchstem qualitativen Niveau. Die Medizinische Klinik gilt für diese diagnostische Methode seit langem national und international als Referenzzentrum. Durch die kombinierte endobronchiale und ösophageale Ultraschalluntersuchung ist erst die genaue Festlegung des Ausbreitungsstadiums möglich. Die kombinierte Anwendung beider Techniken ist erst in wenigen deutschen Zentren etabliert.
Die Behandlung von hochgradigen Atemwegsverengungen, die durch exophytisches („blumenkohlartiges“) Tumorwachstum in den Atemwegen entstanden sind und Atemnotbeschwerden oder Lungeninfektionen durch Atemwegsverlegungen verursachen kann häufig mit einer flexiblen Kältesonde erfolgen. Dabei wird der Tumor mit einer über das flexible Bronchoskop in die Atemwege eingebrachten Sonde vereist und im angefrorenen Zustand aus den Bronchien extrahiert.
Diese Methode hat Herr Oberarzt Dr. Tahsin Balli im letzten Jahr an der Sana Klinik Lübeck eingeführt. Erlernt hat Herr Dr. Balli die Methode an der Sana-Klinik „Krankenhaus vom Roten Kreuz“ in Stuttgart bei Herrn Privatdozent Dr. M. Hetzel, der sie in den Jahren 2001 und 2002 entwickelt hatte. In Stuttgart war Herr Dr. Balli von 2007 bis 2009 bereits in oberärztlicher Funktion tätig gewesen, zuletzt als geschäftsführender Oberarzt.
Die flexible Kältesonde kann aber auch zur Diagnostik im bronchoskopisch einsehbaren Bereich eingesetzt werden. Hiermit erhöht sich deutlich die diagnostische Sicherheit aufgrund der sehr guten Beurteilbarkeit des schockgefrorenen Gewebes durch den Pathologen. Unnötige für den Patienten belastende Folgeuntersuchungen können so vermieden werden. In der Lungenperipherie können ebenfalls mittels Kältesonde tiefe Lungengewebsproben entnommen werden. Diese Technik wird derzeit nur in wenigen Lungenzentren vorgenommen. Indikationen hierfür sind z.B. Lungengerüsterkrankungen, für deren Abklärung alternativ nur die Operation in Frage kommt.
Um diese Untersuchungen für den Patienten so angenehm wie möglich zu gestalten, ist es aufgrund der vorhandenen großen anästhesiologischen Abteilung im Einzelfall möglich oder nötig, diese in Narkose durchzuführen. Ziel jeder diagnostischen und therapeutischen Maßnahme sollte ein diagnostisches und therapeutisches Ergebnis auf höchstem medizinischen Niveau innerhalb kürzester Zeit bei möglichst größtem Patientenkomfort sein.
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