Olympia ist voll in Gange. Und das Thema ist aktueller denn je. Bereits sechs Wintersportler, unter ihnen auch Felix Neureuther, sind schon vor den Winterspielen wegen Kreuzbandriss beim deutschen Olympiateam ausgefallen. Der Traum von Olympia bei ihnen ist vorbei. Doch nicht nur Top-Athleten verletzen sich beim Skisport das Knie, praktisch jeder kennt jemanden, der schon einmal eine Knieverletzung beim Wintersport erlitten hat. Dr. med. Nobert Thiem, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie an den Sana Kliniken Lübeck, erklärt, warum das Knie gerade beim Skifahren so stark belastet ist, wie man Gelenksverletzungen vorbeugen kann und welche Behandlungsmethoden es für den Fall der Fälle gibt.
Skifahren ist ein Massensport und tagtäglich sind während der Saison tausende Wintersportler in den Alpen und deutschen Mittelgebirgen auf der Piste. Insgesamt ist die Zahl der Skiunfälle laut der "ASU - Auswertungsstelle für Skiunfälle" in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen, was sicherlich dem technischen Fortschritt und der Weiterentwicklung der Sicherheitsausrüstung zu verdanken ist. Trotz allem lag die Zahl der stationär zu behandelnden Skifahrer in der Saison 2016/2017 bei immer noch über 7000, also statistisch 1,68 von 1.000 Skifahrern. Und davon betrifft fast jede Dritte Verletzung das Knie (Quelle: David Schulz, Auswertungsstelle für Skiunfälle, ARAG Allgemeine Versicherungs-AG - Sportversicherung, Düsseldorf, 2017; <link http: www.ski-online.de>www.ski-online.de/sis).
"Das Kniegelenk ist gerade beim Skifahren erheblichen Belastungen ausgesetzt", sagt Dr. Norbert Thiem, Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie an den Sana Kliniken Lübeck. Es ist das komplexe Bindeglied zwischen dem Oberschenkelknochen und dem Schienbein und ermöglicht mit Hilfe der Kreuzbänder, Seitenbänder und Menisken eine Rollgleitbewegung. "Beim Skifahren werden extreme Hebelkräfte durch die Ski über den festen Schuh direkt auf das Kniegelenk übertragen. Ganz häufig sehen wir dann die typischen Verdreh- und Anprallunfälle", so Dr. Thiem weiter. "Gerade bei niedriger Geschwindigkeit verkanten die Skifahrer oft, und die Rückstellung findet nicht schnell genug statt."
Was tun, wenn der Unfall passiert ist?
Bei einem Kreuzbandriss ist häufig ein Gelenkerguss nachweisbar, der zu einem Anschwellen des Knies führt. Damit ist eine Verletzungssituation klar gegeben und es sollte ein Arzt aufgesucht werden. "Wir hatten allerdings auch schon Patienten, die mit einer solchen Verletzung noch weitergefahren sind", so Dr. Thiem. "Ich kann allerdings nur raten, dass man sich mit einer Knieverletzung baldmöglichst von einem Facharzt untersuchen lässt. Nur so kann man mit Gewissheit eine Diagnose treffen und weiteren Schäden vorbeugen."
Ist das Kreuzband dann tatsächlich gerissen, bleiben zwei Varianten der Behandlung. Zum einen die konservative, also nicht operative, zum anderen die Operation. "Ob eine OP notwendig ist, entscheiden wir je nach Ausmaß der Verletzung. Sind zum Beispiel weitere Bänder, oder der Meniskus, beschädigt, ist eine Operation eher notwendig", bekräftigt Dr. Thiem. "In den meisten Fällen wird dann bei der OP das Kreuzband durch eine körpereigene Sehne ersetzt." Danach heißt es konsequent und frühzeitig zur Krankengymnastik zu gehen, um wieder fit zu werden.
Vorbeugung ist die beste Medizin
Grundsätzlich gilt für das Skifahren, wie auch für alle anderen sportlichen Aktivitäten: Training und Vorbereitung machen den Unterschied. Im Fall des Skisports empfiehlt sich gezieltes Dehnungs-, Muskel- und Koordinationstraining. Zudem sollte das Material optimal eingestellt und gewartet sein. Wenn dann noch die Fahrweise dem Können und den Wetterverhältnissen angepasst wird, sollte einem guten Skitag nichts mehr im Wege stehen.