Interdisziplinäre Schmerzklinik in der Praxisklinik Travemünde begleitet Schmerzpatienten zurück in einen lebenswerten und erfüllten Alltag.
Lange anhaltende, unbändige Schmerzen und daraus resultierende Ängste, Hilflosigkeit, Stress bis hin zur absoluten Hoffnungslosigkeit – mehr als 20 Millionen Menschen in Deutschland leiden laut der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. an chronischen Schmerzen und kennen diesen Teufelskreis.
Die Ursachen für die Entwicklung von chronischen Schmerzen sind vielfältig. Beteiligt sind als Auslöser bzw. Verstärker meist sowohl biologische (Verletzungen, Operationen, Nervenschäden, degenerative Veränderungen der Gelenke, rheumatische Erkrankungen) als auch psychosoziale Faktoren (Stress, berufliche Belastungen, innere und äußere Konflikte). Chronischer Schmerz hat im Gegensatz zum akuten Schmerz seine ursprüngliche Warnfunktion verloren und stellt eine eigenständige Erkrankung dar.
Hilfe für die von chronischen Schmerzen Betroffenen verspricht bereits seit 2014 das interdisziplinäre Expertenteam der Schmerzklinik in der Praxisklinik der Sana Kliniken Lübeck in Travemünde. „Unser Ziel ist es, unseren Patient*innen größtmögliche Linderung zu verschaffen und diese zu befähigen, auch im Alltag mit dem Schmerz umzugehen“, erläutert Stefan Rieckhof, Ärztlicher Leiter der Schmerzklinik Travemünde. In der Schmerzklinik werden bis zu acht Patient*innen in eine Behandlungsgruppe aufgenommen und im Rahmen eines 12-tägigen stationären Aufenthaltes fachübergreifend nach einem multimodalen Konzept behandelt. „In unserer Klinik arbeiten Ärzte, Psychologische Psychotherapeutinnen speziell geschulte Pflegekräfte, Physio-, Ergo- und Kreativtherapeuten Hand in Hand. Wir behandeln Patienten mit chronischen Schmerzen interdisziplinär und multimodal auf der Basis eines bio-psycho-sozialen Krankheitsverständnisses. Wir wollen das individuelle Krankheitsbild erfassen und verstehen, um die Lebensqualität zu verbessern und die Beschwerden zu lindern, betont Rieckhof weiter. „Wir arbeiten ganz bewusst mit geschlossenen Behandlungsgruppen. Ähnlich dem Prinzip der Selbsthilfegruppe möchten wir die Betroffenen, die sich häufig abkapseln, wieder in soziale Beziehungen bringen“, beschreibt die leitende Psychologin Leonore Nagewitz einen wichtigen Pfeiler des Konzeptes.
Viele Betroffene irren auf der Suche nach Linderung lange Zeit durch den Dschungel des Gesundheitssystems. Diese Erfahrung machte leider auch Britta Schönberger, die seit mehr als 20 Jahren an chronischer Migräne leidet. Nach einer langen Odyssee mit verschiedensten Behandlungsansätzen führte sie der Weg nach Travemünde. „Ich fühlte mich sofort gut aufgehoben und verstanden. Besonders gefallen hat mir von Anfang an der Ansatz der Therapie in einer Behandlungsgruppe. Obwohl unterschiedlichste Charaktere ganz individuelle Leidenswege hatten und haben, verstanden wir uns großartig und sind auch heute noch in Kontakt“, berichtet die 51-jährige Patientin. „Das Zusammenspiel aus empathischen Einzel- und Gruppengesprächen, gemeinsamen Aktivitäten sowie eine individuell angepasste und ärztlich begleitete medikamentöse Therapie haben mir sehr geholfen“, freut sich Schönberger über die neu gewonnene Lebensqualität und die engen Kontakte zu Klinik und Leidensgenossen, die auch weiterhin fest an der Seite der Patientin stehen werden.
Erst zur Beginn ihrer stationären Behandlung in der Schmerzklinik an der Praxisklinik Travemünde im Winter 2019 wurde Patientin Brigitte Salewski bewusst, dass sie seit vielen Jahren an chronifizierten Schmerzen litt. So hatte diese nach einem schweren, unverschuldeten Unfall im Jahre 2002 nicht nur einen Trümmerbruch des Schienbeinkopfs sondern auch ein massives psychologisches Trauma erlitten. Viele Jahre führten die heute 64-jährige Wahl-Lübeckerin von einer medizinischen Behandlung, verbunden mit vielen Operationen und Reha-Maßnahmen, zur anderen. Der Erfolg blieb jedoch aus, das Knie schmerzte über die Jahre immer stärker, ebenso blieb das schwere Trauma bis dahin unbehandelt. Auf Empfehlungen wurde Brigitte Salewski auf die Schmerzklinik in Travemünde aufmerksam. „Das klar und patientennahe Behandlungskonzept von Herrn Rieckhof hat mich von Anfang an ebenso überzeugt, wie das klar strukturierte Tagesprogramm in der Gruppe unter der Leitung eines kompetenten stets an den Bedürfnissen der Patient*innen orientierten Expertenteams aus Ärzten, Therapeuten und Pflege“, berichtet die Patientin. Wichtig sei es, sich auf die Behandlung einzulassen und stets „dran zu bleiben“. „Besonders hilfreich war es, dass mir im Rahmen des stationären Aufenthaltes die eigenen Stärken und Schwächen aufgezeigt wurden. Dieses Bewusstsein, unterstützt durch gezielte psychologische Gesprächstherapie und eine Anpassung der Schmerzmedikation, haben mir auch im Alltag zu wesentlich mehr Lebensqualität verholfen. Ich habe gelernt mich selbst und den Schmerz nicht so wichtig zu nehmen!“ so Brigitte Salewski, die sich parallel in der Lübecker Ortsgruppe der Rheuma-Liga Schleswig-Holstein e.V. ehrenamtlich für andere Schmerzpatienten einsetzt.
Die Praxisklinik in Travemünde verfügt über insgesamt 25 Betten. Neben der Schmerzklinik mit davon stationären acht Behandlungsplätzen und ca. 160 pro Jahre behandelten Patient*innen beherbergt diese außerdem das Schulterzentrum als orthopädisch-unfallchirurgisches Kompetenzzentrum sowie weitere Facharztpraxen, medizinische Dienstleister sowie ein Sanitätshaus. Eine enge Kooperation der Klinik mit den Niedergelassenen und der damit verbundenen Bündelung medizinischer Kompetenzen zum Wohle der Patienten stehen bei diesem medizinischen Zentrum im Vordergrund.
Für chirurgische und internistische Notfälle steht die Praxisklinik Travemünde gemeinsam mit dem ehem. Krankenhaus Süd 24 Stunden für Patient*innen zur Verfügung. Erfreulicherweise konnte der dem Klinikbetrieb zugrundeliegende Mietvertrag mit dem Gebäudeinhaber bis 2024 verlängert werden.