Einer der Hauptrisikofaktoren für die Entwicklung schwerer Herz-, Gefäß- oder Nierenerkrankungen ist die arterielle Hypertonie. Die Arbeitsgruppe „Device-Based Treatment of Hypertension“ der „European Society of Hypertension“ (ESH) hat es sich zur Aufgabe gemacht, neuartige interventionelle Verfahren zu dessen Behandlung in Europa weiterzuentwickeln und als festen Therapiebestandteil, insbesondere in der Behandlung von therapieresistentem Bluthochdruck, zu etablieren. Der Hypertonieexperte Prof. Dr. Weil wurde jetzt zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden dieser europäischen Arbeitsgruppe berufen.
Prof. Dr. Joachim Weil, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Angiologie an den Sana Kliniken Lübeck und darüber sehr engagiert als stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Regionalbeauftragter in der Deutschen Bluthochdruckliga, wurde auf den Kongress der „European Society of Hypertension (ESH) zum stellvertretenden Vorsitzenden der ESH-Arbeitsgruppe „Device-Based Treatment of Hypertension“ berufen. Der Mediziner freut sich sehr auf diese Aufgabe: „Schätzungsweise 5-7% aller Bluthochdruckpatientinnen und –patienten leiden an therapieresistenter Hypertonie, d.h. gängige Mittel helfen nicht, den Blutdruck dauerhaft zu senken. Dabei ist es sehr wichtig, dass wir den Blutdruck der Betroffenen, die ein extrem erhöhtes Risiko haben, Schlaganfälle; Herzinfarkte oder andere Endorganschäden zu erleiden, so gut wie möglich senken. Hier können verschiedene minimal-invasive Methoden angewendet werden, die noch recht neu sind und in Europa erst als fester Therapiebestandteil etabliert werden müssen“, so der vielfach ausgezeichnete Bluthochdruckexperte.
Zu den interventionellen Verfahren zur Blutdrucksenkung zählen vor allem die renalen Denervation und die Barorezeptorstimulation. Diese Verfahren sind noch nicht im klinischen Alltag etabliert, sondern werden derzeit noch im Rahmen von klinischen Studien durchgeführt, wie Prof. Weil berichtet: „Mein Team der Studienzentrale und meine Kollegen auf den Stationen der Sana Kliniken Lübeck kümmern sich sehr intensiv um Patienten mit Bluthochdruck. Neben der Therapie der arteriellen Hypertonie steht die Suche nach den Ursachen und den möglichen Folgen im Zentrum unserer klinischen Tätigkeit. Im Rahmen der Studien haben wir zudem die Möglichkeit, unseren Patienten neue, innovative Therapiealternativen anzubieten“ erklärt Weil.
Bei der renalen Denervation (RDN) werden im Rahmen eines minimal-invasiven Eingriffs die Stressnervenenden in den Nierenarterien verödet. Dies geschieht mit Hilfe von Radiofrequenzenergie oder durch Anwendung von Ultraschall und führt dazu, dass Fehlalarme an das Gehirn, den Blutdruck zu erhöhen, nicht mehr übertragen werden können. Hierdurch sinkt der Blutdruck bei der Mehrzahl der Patienten meist dauerhaft, wie erste Langzeitstudien beweisen.
Eine der Hauptaufgaben der Arbeitsgruppe unter dem Dach der Europäischen Bluthochdruckgesellschaft ist es, die interventionelle Hochdrucktherapie in Europa weiter zu entwickeln, wie der Chefarzt Prof. Weil berichtet: „Es ist eine große Freude und ebenso Ehre für mich, die Entwicklung einer neuen Therapieform nicht nur in Deutschland, sondern europaweit zu begleiten. Die gemeinsame Arbeit der ESH-Arbeitsgruppe wird dazu beitragen, dass die interventionelle Hochdrucktherapie künftig ein wichtiger Baustein bei der Behandlung von Patienten mit arterieller Hypertonie sein.“ Bereits auf dem ESH-Kongress wurden erste gemeinsame Aktivitäten wie Workshops, Konferenzen und die Erstellung von Konsensus-Statements geplant.