Lübeck

Wiederbelebungsmaßnahmen auch in Corona-Zeiten

Die Hilfsbereitschaft darf nicht leiden

Marcin Herz, Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin an den Sana Kliniken Lübeck (Bild: Sana Kliniken Lübeck)

Erste Hilfe leisten ist unter „Normalbedingungen“ scheinbar schon schwer, in Corona-Zeiten mutet sie jedoch noch schwieriger an. Nach wie vor Corona gilt der Grundsatz „Prüfen – Rufen – Drücken“. Obwohl die Angst vor einer möglichen Ansteckung groß ist, gibt es in Wirklichkeit Möglichkeiten zu helfen, ohne sich dabei selbst zu gefährden. „Um das Infektionsrisiko zu minimieren, kann die Wiederbelebung modifiziert werden“, beruhigt Marcin Herz, Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin an den Sana Kliniken Lübeck.

Leider beobachten die Notfallmediziner derzeit einen Anstieg der Herz-Kreislauf-Stillstände, da oft viel zu spät medizinische Hilfe in Anspruch genommen wird und gleichzeitig die Hilfsbereitschaft sinkt. „Bitte keine falschen Hemmungen“, appelliert Marcin Herz, der betont, dass es am gefährlichsten ist, nichts zu tun. Viele Ersthelfer befürchten, sich bei den Wiederbelebungsmaßnahmen anzustecken. Um diese Angst zu nehmen, wurden die Handlungsanweisungen geringfügig, aber wirkungsvoll modifiziert.

„Die übliche Reihenfolge ‚Prüfen – Rufen – Drücken‘ bleibt zwar gleich, ist in ihrem Ablauf allerdings sinnvoll ergänzt“, erklärt Marcin Herz. Man könne es nun so ausdrücken: „Im begründeten Verdachtsfall vorsichtig prüfen – bereits im geringsten Zweifelsfall Hilfe rufen – und sich selber mit Mund-Nasen-Schutz schützen und drücken“. Hat man sich bei der Überprüfung der Atmung vorher noch nah zum Gesicht gebeugt, um diese zu überprüfen, sollte man sich nun auf die Beobachtung des Brustkorbes nach Überstrecken des Nackens konzentrieren. Hebt und senkt sich dieser, ist eine Atmung vorhanden. Ist dies nicht der Fall, folgt der nächste Schritt.

„Ist keine Brustkorbbewegung erkennbar, sofort den Notruf unter 112 wählen – auch im Zweifelsfall“, informiert Marcin Herz weiter, „dann beginnen Sie mit der Herzdruckmassage, am besten mit Mund-Nasen-Schutz“. Eine Atemspende ist nicht mehr zwingend erforderlich; die konsequent und ohne Unterbrechung durchgeführte Herzdruckmassage ist entscheidend. Diese einfachen Maßnahmen führen zu einer Verdopplung bis Verdreifachung des Überlebens der vom Kreislaufstillstand betroffenen Menschen.

Eines bittet der Chefarzt und erfahrene Notfallmediziner, Marcin Herz, abschließend zu bedenken: „Viele Herz-Kreislaufstillstände ereignen sich im privaten Umfeld. Wer mit diesen Personen vor dem Ereignis bereits im häuslichen Kontakt stand, erhöht das Infektionsrisiko nicht wesentlich“. Jedoch dürfe die allgemeine Hilfeleistung gerade jetzt in Corona-Zeiten auch außerhalb des privaten Umfeldes nicht sinken: „Bitte scheuen Sie sich nicht, mit Wiederbelebungsmaßnahmen zu beginnen, denn diese können Leben retten“, betont Marcin Herz noch einmal die lebenswichtige Bedeutung der Laienreanimation für von einem Herz-Kreislaufsillstand Betroffene – ganz nach dem Grundsatz ‚Prüfen – Rufen – Drücken‘ – mit Mut, Herz und Eigenschutz.

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Birte Gruhle
Referentin Marketing

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