Krankheitsbilder

Polyneuropathie

Was ist eine Polyneuropathie?

Der Begriff steht für eine Schädigung vieler (»poly«) Nerven (»Neurone«). Vor allem können die Nervenfasern zu den Beinen, wenn sie das Rückenmark verlassen haben, durch erhöhten Blutzucker (Diabetes mellitus), schädlichen Alkoholgebrauch, aber auch durch Chemotherapie, als Spätform einer Neuro-Borreliose oder aufgrund autoimmunologischer oder Krebserkrankungen geschädigt werden. 

Symptome der Polyneuropathie

Für eine Polyneuropathie sind beispielsweise folgende Symptome typisch:

  • Kribbeln (»Ameisenlaufen«)
  • Pelzigkeit- und Taubheitsgefühl
  • (nächtliche) Wadenkrämpfe
  • brennende Schmerzen
  • Muskelzucken, auch Zucken kleinster Muskelgruppen (Faszikulationen)
  • Bewegungsunruhe der Beine
  • Muskelschwäche oder Muskelschwund
  • Gangunsicherheit
  • Kälte- oder Wärmemissempfindungen

Die Betroffenen spüren zunächst ein Kribbeln der Fußsohlen, dann der Füße, später im Bereich der ganzen Unterschenkel, dieses kann sehr unangenehm und schmerzhaft sein. Andere Patienten wiederum werden dadurch unempfindlich an den Füßen und können nicht mehr sicher laufen, da die Fußsohlen und -muskeln nicht mehr melden, wo sie gerade stehen. Dies äußert sich vor allem nachts, wenn man im Dunkeln auf Toilette gehen will bzw. sich nicht mit den Augen rückversichern kann, wie der Untergrund beschaffen ist. Wenn Patienten ein Kribbeln beider Beine angeben, ist dies ein erstes Warnzeichen für eine Polyneuropathie und nicht für eine venöse Durchblutungsstörung.

Diagnose der Polyneuropathie

Leider vergeht häufig viel zu viel Zeit, ehe eine Polyneuropathie erkannt und diagnostiziert wird. Das Kribbeln der Füße kann bei einem geringen Teil Zuckerkranker schon vor den ersten auffälligen Blutzuckerwerten ein Hinweis auf den Diabetes mellitus sein. Die zweithäufigste Ursache für eine Polyneuropathie ist schädlicher Alkoholgebrauch. Es gibt aber auch schnell und gefährlich verlaufende Polyneuropathien, so können Patienten beim so genannten Guillain-Barré-Syndrom (GBS) durch einen autoimmunologischen Prozess innerhalb weniger Tage, oder bei der chronischen Form (CIDP) Wochen, bis zur Gehunfähigkeit und darüber hinaus gelähmt sein. Wichtig ist immer, dass sie daran denken, beim Neurologen wird dann eine Elektroneurographie durchgeführt, die etwas über den Zustand und das Ausmaß der Nervenschädigung aussagt.

Therapie der Polyneuropathie

Zu allererst steht die Vermeidung von Körpergiften wie erhöhtem Blutzucker, Alkohol oder auch der Einsatz eines weniger nervenschädigenden Chemotherapeutikums. Bei den autoimmunlogischen Polyneuropathieformen werden Kortison oder Immunglobuline eingesetzt. Einzelne Formen der Polyneuropathie sind äußerst schmerzhaft. Wenn die Nerven nicht repariert werden können und der Schmerz fortbesteht, wird eine spezialisierte Schmerztherapie, die direkt am peripheren Nerven angreift, durchgeführt. Hierfür werden nicht die klassischen Schmerzmittel, sondern Antiepileptika zum »Nervenabdichten« oder auch Antidepressiva in schmerzlindernder Indikation eingesetzt. In schweren Fällen werden auch Opiate und ihre Abkömmlinge gegen den Schmerz eingesetzt. Sollten durch die Polyneuropathie auch Lähmungen der Füße eingesetzt haben, steht Physiotherapie im Vordergrund, so dass die Nerven einen Anreiz zum Wiedereinwandern in die Muskultur erhalten. 

Was kann es noch sein, wenn es in den Füßen kribbelt?

Eine der häufigsten, aber sehr selten erkannten Erkrankungen, ist das so genannte Restless-Legs-Syndrom, die ruhelosen Beine. Die Betroffenen entwickeln in Ruhe, teils schon beim Fernsehen oder im Theater, zumeist aber nächtlich im Bett eine schmerzhafte Bewegungsunruhe der Beine. Durch Aufstehen und Bewegung können diese Schmerzen sehr schnell gelindert werden. Die Erkrankung führt aber zu Schlafstörungen und kann ganz häufig gut behandelt werden. Das Restless-Legs-Syndrom wird zu 15 Prozent vererbt und kann durch Medikamente, die eigentlich gegen die Parkinsonkrankheit helfen, gut gelindert werden.

Was kann noch die Ursache von Kribbeln der Füße (weniger der Hände) sein?

Durch die klinische und elektroneurographische Untersuchung werden Schädigungen der peripheren Nerven (Polyneuropathie) von Schädigungen im Rückenmark unterschieden, die ebenfalls ein Kribbeln der Füße nach sich ziehen können. Zuerst ist für Nervenschädigungen im Rückenmark ein Vitamin B12-Mangel genannt. Durch Magenerkrankungen oder auch viele Medikamente, so zum Beispiel Magensäurehemmer, kann Vitamin B12 nicht mehr in das Blut gelangen. Eine andere Ursache für das Kribbeln der Füße, dann auch der Hände, kann ein Bandscheibenvorfall oder eine Enge im Bereich der knöchernen Halswirbelsäule sein.