Dickdarmdivertikulitis

Bei der Dickdarmdivertikulose handelt es sich um erworbene sackartige Ausstülpungen der inneren Darmwandschichten (Mukosa, Submukosa) durch Muskellücken. Es handelt sich um eine der häufigsten gutartigen Veränderungen des Verdauungstrakts der westlichen Welt. Bevorzugt befallen ist der linke Darmabschnitt und hier insbesondere der s-förmige Abschnitt des Dickdarms
(»Sigmoid«). 

Männer und Frauen sind gleichhäufig betroffen. Während die Dickdarmdivertikulose bei den bis zu 40jährigen selten ist, findet sie sich in ca. 40 Prozent der über 60jährigen. Etwa zehn bis 30 Prozent der Divertikelträger entwickeln divertikelspezifische Beschwerden (Divertikelkrankheit). Die Mehrzahl dieser Patient*innen haben nur leichte Beschwerden (Motilitässtörungen des Darms, Verstopfung, Blähungen). Akute und chronisch rezidivierende Entzündungen und entsprechende Komplikationen wie die Entstehung von Stenosen, Fisteln, Blutungen, Abszessbildung und Perforation sind Ausdruck der schwereren Verlaufsform der Erkrankung. Weniger als fünf Prozent der Divertikelträger müssen chirurgisch behandelt werden.

Um Operationen für unsere Patient*innen sicher auszuführen und die geforderten Qualitätskriterien im zertifizierten Zentrum für minimalinvasive Chirurgie zu erfüllen, können wir modernste Operationstechnik anbieten. Dazu zählen beispielsweise 3D- Video- Systeme, powerbetriebene Klammernahtplattformen und die Anwendung von Indocyaningrün (ICG) zur intraoperativen Überprüfung der Durchblutung im fluoreszierenden Licht.

Ein besonderer Meilenstein dabei ist die Etablierung der obotisch- assistierten laparoskopischen Chirurgie. Das MIC- Zentrum ist Bestandteil des da Vinci- Zentrums.

Wie entsteht eine Dickdarmdivertikulitis?

Zunehmende Bindegwebsschwäche im Alter, ballaststoffarme Ernährung mit verlängerter Passagezeit der Nährstoffe im Darm, Adipositas, chronische intraluminale Druckerhöhung, aber auch Erkrankungen, die eine immunsuppressive Therapie erfordern, begünstigen die Vergrößerung der präformierten Schwachstellen in der Darmmuskulatur (Muskellücken, durch welche die Gefäße zur Blutversorgung der Darmschleimhaut verlaufen), durch die dann die Darmschleimhaut nach außen prolabieren kann. Neben gesunder ballaststoffreicher Ernährung scheint Sport einen protektiven Effekt hinsichtlich der Entstehung von Divertikeln zu haben. Die Entzündung der Divertikel kommt durch Stuhlretention zustande. Ausgeprägte Entzündungen können über Mikroperforationen zur Abszessbildung führen.

Die Dickdarmdivertikulitis wird hinsichtlich ihres Schweregrads in verschiede Stadien eingeteilt. Für die Patienten mit einer Divertikulitis ist eine exakte Stadieneinteilung wichtig, da sich hieraus unmittelbare therapeutische Konsequenzen ergeben. Dazu gibt es verschiedene Einteilungen. 

Wir orientieren uns an der S2k Leitlinie Divertikelkrankheit | Divertikulitis.

Symptome einer Dickdarmdivertikulitis

Die typischen Beschwerden einer Divertikulitis sind Schmerzen im linken Unterbauch, Stuhlunregelmäßigkeiten und Fieber. Übelkeit und Erbrechen können hinzukommen. Je nach Lage des von der Entzündung befallenen Kolon sigmoideum kann die Schmerzsymptomatik auch im Mittelbauch oder oberhalb des Schambeines auftreten. Der entzündete Darmabschnitt kann Blutungen verursachen. In Abhängigkeit vom Entzündungsstadium kann im linken Unterbauch eine gut abgrenzbare walzenförmige Verhärtung bestehen.

Bei schwerer bzw. chronisch rezidivierender Verlaufsform kann es zu Komplikationen wie Darmperforation (Durchbruch), narbiger Stenose (Enge) oder Fistelbildung zu Nachbarorganen (z.B. Verbindung zwischen Harnblase und Darm) kommen. Die Folge einer Perforation ist eine schwere, lebensbedrohliche Bauchfellentzündung (Peritonitis). Bei einer Blasen-Darmfistel kommt es zu Blasenentzündungen und häufig auch zu Luft- und Stuhlaustritten beim Wasserlassen. Stenosen führen zu Stuhlunregelmäßigkeiten bis hin zum Darmverschluss.

Wie wird eine Dickdarmdivertikulitis diagnostiziert?

Neben der Erhebung der Krankengeschichte und sorgfältigen körperlichen Untersuchung sind folgende Untersuchungen möglich:

  • Laborchemische Untersuchungen
  • Sonographie
  • Darmspiegelung (Koloskopie) zum Tumorausschluss bei nachgewiesener Stenose
  • Computertomographie des Bauchraums

Wie wird eine Dickdarmdivertikulitis behandelt?

Bei einer nichtsymptomatischen (meist zufällig diagnostizierten) Divertikulose wird lediglich  eine ballaststoffreiche Diät empfohlen. Hinsichtlich der Therapieverfahren - konservativ antibiotisch oder operativ - ist zu unterscheiden, ob eine unkomplizierte oder komplizierte Divertikelentzündung vorliegt. Bei Auftreten eines ersten entzündlichen Schubs ohne Komplikationen wird medikamentös, i.d.R. antibiotisch und schmerztherapeutisch, behandelt. 

Ausnahme sind immunsupprimierte Patienten mit einem deutlich höheren Risiko für die Entwicklung von Komplikationen. In diesen Fällen sollte bereits nach Abklingen des ersten Entzündungsschubs die elektive Intervalloperation (mindestens 3-4 Wochen nach initial behandelter Divertikulitis) durchgeführt werden. Bei komplizierter Divertikulitis ist prinzipiell die Operationsindikation gegeben. Während für das Stadium Typ 2a und 2b (wandüberschreitender entzündlicher Prozess bzw. gedeckte Perforation) ein frühelektiver Eingriff durchgeführt werden sollte, besteht im Stadium der freien Perforation eine absolute Notfallindikation zur Operation. 

Bei chronisch rezidivierenden Entzündungen Typ 3 sollte die Intervalloperation angestrebt werden. Prinzipiell ist bei chronischer Divertikelerkrankung für jeden Patienten individuell zu entscheiden, ob und wann eine Operation erforderlich ist. In unserer Facharztpraxis beraten wir Sie auch dazu allumfassend.

Die Operation der Sigmadivertikulitis erfolgt heute in der Regel laparoskopisch. Hierbei wird kleine Zugänge der divertikeltragende Darmabschnitt entfernt. Die Darmkontinuität wird dann durch eine direkte Nahtverbindung wiederhergestellt. Der Krankenhausaufenthalt dauert ca. sieben bis zehn Tage.