»Honigsüßer Durchfluss« – was auf Deutsch nach einer Süßigkeit klingt, ist in Wirklichkeit eine der häufigsten Stoffwechselkrankheiten und durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel gekennzeichnet: Diabetes mellitus. Mit zunehmendem Mangel an Bewegung und ungesundem Essverhalten in der westlichen Gesellschaft steigt die Zahl der Betroffenen stetig an. Experten gehen davon aus, dass sich die Zahl der Diabetiker in Deutschland in den nächsten zehn Jahren noch einmal verdoppeln wird.
Medizinische Schwerpunkte
Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
Woran erkennt man, dass man Diabetes hat?
Das ist ganz unterschiedlich. Typische Symptome sind Durst und vermehrtes Wasserlassen, Leistungsschwäche, Gewichtsverlust, Juckreiz und Infektanfälligkeit. Bei Typ-2-Diabetes kann es aber vorkommen, dass Beschwerden lange ausbleiben und der Betroffene über Jahre nichts merkt. 50% aller "neu"-entdeckten Diabetiker haben bereits Diabetes-Folgeschäden. Die Erkrankung hat also einige Jahre unbemerkt bestanden. Ebenso ist es möglich, dass als erstes ein diabetisches Koma mit Bewusstlosigkeit und ausgeprägter Stoffwechselentgleisung auftritt, ein so genanntes Manifestationskoma.
Worin unterscheiden sich die beiden Typen?
In der Ursache, in der Häufigkeit und in der Behandlung: Typ-1 ist mit 5% Anteil die seltenere Form und wird durch Insulinmangel ausgelöst. Ursache ist die immunologische Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Die Patienten sind oft schlank und noch jung, die Symptome entwickeln sich rasch und ausgeprägt. Einzige Behandlungsmöglichkeit ist Insulin. Im Prinzip wären Typ-1-Diabetiker gesunde Menschen, wenn man das Insulin durch Spritzen oder Pumpen in derselben Genauigkeit zuführen könnte, wie das normalerweise der eigene Körper reguliert. Typ-2 ist mit 95% Anteil die häufigere Form und durch die Kombination von Insulinresistenz und zunehmendem Insulinmangel gekennzeichnet. Übergewicht, falsche Ernährung und Bewegungsmangel führen bei genetisch vorbelasteten Menschen zur verminderten Insulinwirkung, der Insulinresistenz. Die Bauchspeicheldrüse versucht das durch vermehrte Insulinproduktion auszugleichen, erschöpft sich aber über die Jahre. Diabetes mellitus Typ-2 ist oft Bestandteil des metabolischen Syndroms, zu dem auch Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung, Stammfettsucht und Fettleber gehören. Die Behandlung ist dadurch vielschichtiger als beim Typ-1.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es beim Typ-2?
Zunächst die Allgemeinmaßnahmen: Gesunde Ernährung, Gewichtsabnahme und körperliche Bewegung. Die medikamentöse Behandlung umfasst ein breites Spektrum an Tabletten, verschiedene Insulinzusammensetzungen und einige moderne Medikamente, wie Exenatide und Gliptine. Therapiestudien zeigen außerdem, dass eine Blutdruckeinstellung auf niedrige Werte genauso wichtig wie die Blutzuckereinstellung ist.
Welche Konsequenzen kann die Zuckerkrankheit haben, wenn man sie nicht rechtzeitig behandeln lässt?
Da die Krankheit selbst oft wenig Beschwerden verursacht, sind es die Folgeschäden, die Diabetes so gefährlich machen. An erster Stelle sind Blutgefäßveränderungen zu nennen: Diabetiker haben ein viel höheres Risiko, einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall zu erleiden. Aber auch Nierenschäden, Sehstörungen, Nervenschäden und arterielle Durchblutungsstörungen sind zu nennen. In der Klinik Zwenkau und im Klinikum Borna bietet ein zertifiziertes Diabeteszentrum für Typ-1- und Typ-2-Patienten Schulungs- und Trainingsmaßnahmen an. Hier erfahren Betroffene die Hintergründe der Krankheit, die Entstehungsmechanismen von Folgeschäden, wichtige Vorsorgeuntersuchungen und individuelle Behandlungsmöglichkeiten. Auch der Umgang mit der Insulinspritze wird geübt.
Wie verändert die Zuckerkrankheit das Leben des Betroffenen?
Eine frühzeitige Diagnose und schneller Therapiebeginn können bei der Zuckerkrankheit Bäume versetzen. Ein gut eingestellter Diabetiker kann ein nahezu normales Leben führen. Vorausgesetzt er stellt sich auf seine lebenslange Krankheit ein, passt seine Lebensbedingungen an und integriert den Diabetes in seinen Alltag. Besonders die Bereiche Ernährung, Sport, Berufswahl, Schwangerschaft, Reisen und Autofahren sind betroffen. Je mehr man über die Zuckerkrankheit und seine eigenen Möglichkeiten weiß, desto leichter fällt es den Patienten in der Regel, sich die Lebensfreude im Alltag zu erhalten.
Läßt sich Diabetes mellitus Typ-2 vermeiden?
Prinzipiell ja! Große Studien haben gezeigt, dass eine Lebensstilveränderung mit gesünderer Ernährung, mehr Ausdauerbewegung und leichter Gewichtsabnahme dazu führt, dass bei Risikopersonen etwa 50 Prozent weniger Diabetes auftritt. Auch bestimmte Medikamente sind prophylaktisch wirksam.