»In Krankenhäusern wächst die Zahl älterer Patienten, die neben einer akuten Erkrankung auch die Nebendiagnose Demenz aufweisen. Ihre Versorgung stellt besondere Anforderungen an die Krankenhäuser. Eng getaktete Abläufe und der „normale“ Klinikalltag überfordern Patienten mit Demenz. Aufgabe der Krankenhäuser ist es, sich in vielen Facetten auf die besonderen Bedürfnisse dieser Patientengruppe einzustellen.(Deutsche Krankenhausgesellschaft 2019).«
Zentrum für Altersmedizin | Netzwerk »GeriNah«
AG »Demenzsensibles Krankenhaus«
In Deutschland werden jährlich ca. acht Millionen ältere Menschen stationär behandelt und die über 65-jährigen Patienten weisen ca. bis zu 40 % kognitive Störungen auf. Jeder Fünfte unter diesen ist an einer Demenz erkrankt (überwiegend als Nebendiagnose). Sie gehören im Krankenhaus zu der hochvulnerablen Patientengruppe.
Immer mehr Krankenhäuser stehen vor großen Herausforderungen, auf die derzeit weder das pflegerische noch das therapeutische sowie medizinische Personal ausreichend vorbereitet sind (vgl. Robert Bosch Stiftung 2016). Denn wenn von einer Demenz gesprochen wird, so sind damit langwierige sowie komplizierte Pflegesituationen gemeint, welche für alle Berufsgruppen im Krankenhaus mit hohen Bewältigungsarbeiten und Anpassungsleistungen verbunden sind.
Eine demenzsensible Gestaltung von Akutkrankenhäusern dient zur positiven Beeinflussung der Symptomatik und des Verlaufs einer demenziellen Erkrankung und somit zur Förderung der Selbstständigkeit und Mobilität von Demenzerkrankten. Durch die demenzsensible Ausrichtung können auch verschiedene Berufsgruppen in der Ausführung ihrer Arbeitsprozesse unterstützt werden, zum Beispiel können Pflegekräfte ihre zeitlichen Ressourcen effektiver einteilen. Auch bringen solche demenzfreundliche Strukturen wirtschaftliche Vorteile für die Krankenhausträger wie zum Beispiel durch Kosteneinsparungen im Sinne von kürzeren Liegezeiten sowie wenigen Sturzereignissen.
Auch der Anteil der dementiell Erkrankten bei den Sana Kliniken Leipziger Land nimmt stetig zu. Damit auch wir für unsere Patientinnen und Patienten den Krankenhausaufenthalt schonend gestalten sowie unsere Kolleginnen und Kollegen bei der Ausführung komplexer Aufgaben unterstützen zu können, haben wir im Jahre 2018 die Arbeitsgruppe ´Demenzsensibles Krankenhaus´ gegründet. In dieser Gruppe erarbeiten wir in einem multiprofessionellen Team (Medizin, Pflege, Therapie, Management/ Verwaltung etc.) verschiedene Maßnahmen und Konzepte. Einige von vielen Maßnahmen haben wir bereits an unseren Standorten (Borna und Zwenkau) umgesetzt und mehrere Maßnahmen sind in Planung.
Maßnahmen für demenzsensible Ausgestaltung
Personell:
- Aufklärung und Sensibilisierung des Personals
- Vermittlung grundlegender Kompetenzen für das Krankheitsbild, Erlernen einfacher Verhaltensregeln, Umgang und Kontakt mit Demenzerkrankten (z.B. über regelmäßige und verpflichtende Schulungsangebote)
Architektonisch | räumlich:
- Umgebungsfaktoren an die Bedürfnisse anpassen, Ziel: Förderung der Selbstständigkeit, Mobilität und Teilhabe von Demenzerkrankten
- Förderung der Orientierung wie gut sichtbare Uhren, Piktogramme an den Türen, Fotos bzw. Symbole mit Biografiebezug, namentlich oder farbliche Gestaltung von Patientenschränken und -betten
- Förderung von Aktivität und Bewegung wie Einstellung entsprechender Sitzhöhe von Stühlen und Toiletten, eindeutige farbliche Kennzeichnung von Lichtschalten sowie WC, ausreichende tagesstrukturierende Beschäftigungs- und Aktivierungsmöglichkeiten, die sich an der persönlichen Lebensgeschichte des Patienten orientieren
- Förderung von Sicherheit, Vertrautheit, Teilhabe und Wohlbefinden wie Etablierung von Sicherungssystemen (Bewegungsmelder, Sensormatte etc.) zur Vermeidung von event. Gefahren, gute Farb- und Beleuchtungsgestaltung von Fluren und Zimmern, wohnliche Aufenthaltsräume für gemeinsame Spiele und Mahlzeiten
Prozessual | strukturell:
- Screening im Aufnahmegespräch zur frühzeitigen Identifizierung kognitiver Beeinträchtigungen (Hintergrund ist, dass bei stationärer Aufnahme bei etwa zwei Drittel der Demenzkranken die Diagnose fehlt.)
- Behandlungs- und Versorgungspfad für eine optimale Diagnostik und Therapie während des KH- Aufenthaltes (inkl. Handlungssicherheit für neu eingestelltes Personal)
Kontakt
Dr. med. Ralf Sultzer
Zentrumsleiter
Facharzt für Innere Medizin, Angiologie, Geriatrie, Sozialmedizin
Katharina Schuhmann
Pflegedirektorin