Laut einer Prävalenzstudie über Rücken- und Nackenschmerzen (Krankheitslast-Studie BURDEN 2020) haben 61,3 % der Befragten in den letzten 12 Monaten Rückenschmerzen und 54,7 % Nackenschmerzen. Die Häufigkeit steigt mit dem Alter, Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Die Ursachen sind vielfältig. In nur seltenen Fällen führen diese zu einer Operationsindikation. Die Ursachen liegen meist in der Veränderung der Muskulatur und der Faszien und haben hierdurch langsam schleichend zu Fehlhaltungen oder gar Fehlstellungen geführt, die nicht durch eine Operation zu verbessern sind.
In einer retrospektiven Studie, die ca. 5.000 MRTs der LWS von symptomlosen Menschen ausgewertet hat, zeigen sich bei über 40-Jährigen bereits bei 68 % degenerative Bandscheibenveränderungen, bei 50-Jährigen bereits 80 %. Das bedeutet, dass diese Veränderungen nur in Ausnahmefällen zu Schmerzen führen.
Was führt dann zu Schmerzen am Rücken?
Im Laufe der Jahre werden wir immer bequemer und Fortbewegung findet meist mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln statt. Überkopfarbeiten, d. h. eine Benutzung unseres Schultergelenks im kompletten Umfang ist meist eine Rarität. Wir sitzen den meisten Tag, so dass bestimmte Muskelgruppen und Gelenkkapseln sowohl verkürzen als auch die Muskelkraft abnimmt. Bestimmte Bewegungsmuster können im Laufe der Jahre nicht mehr flüssig ausgeführt werden. Wir sprechen hier sogar von einer sensomotorischen Amnesie, d. h. unser Gehirn vergisst bestimmte Bewegungen, die uns als Kind oder junger Erwachsener noch ohne nachzudenken einfach möglich waren.
Aber auch langjährig durchgeführte Sportarten mit einseitiger Belastung und Verkürzung von bestimmten Muskelgruppen, kann zu solchen Problemen führen. Ein weiterer Grund ist ein zunehmendes Körpergewicht, dies führt zu statischen Veränderungen und zu einer vermehrten Belastung der hinteren Muskelkette, die bei Überlastung zu Schmerzen, insbesondere im unteren Rücken und der Gesäßmuskulatur, führt. Einseitige Ernährung, hormonelle Veränderungen im Alter und Stress führen ebenso nachweislich zu myofaszialen Verklebungen und Verkürzungen.
Leider wird bei Rückenschmerzen sehr schnell eine Diagnostik im Sinne von Röntgen oder gar MRT oder CT durchgeführt, ohne eine ausführliche Untersuchung des Patienten durchgeführt zu haben. Diese Untersuchungen sind für den Arzt mit wenig Zeitaufwand durchzuführen und der Patient fordert diese moderne Art der Geräte-Diagnostik. Eine körperliche Untersuchung wirkt beim Patienten heutzutage als unmodern und nicht ausreichend. Bei diesen Untersuchungen wird der Schwerpunkt der Untersuchung auf die Wirbelsäule gerichtet. In der Schnittbilddiagnostik (MRT und CT) ist nur die Rückenmuskulatur abgebildet, die unmittelbar an die Wirbelsäule ansetzt. Die Rumpfmuskulatur, Gesäßmuskulatur und der Beckenboden sind nicht mitabgebildet. Diese Muskeln sind jedoch für das aufrechte Gehen und Stehen sehr wichtig und sind durch mangelnde Bewegung und kalorische Überernährung oft verfettet und nicht mehr ausreichend vorhanden.
Wird nun diese „Geräte-Diagnostik“ durchgeführt, so lassen sich ab einem bestimmten Alter bei fast allen Patienten altersbedingte Veränderungen, die meist nichts mit den Schmerzen des Patienten zu tun haben, feststellen. Im schlimmsten Fall wird daraus eine Operationsindikation gestellt!