Seit einigen Jahren geht der Trend vom offen chirurgischen hin zum endoskopisch minimal-invasiven Operieren. Dies hat zwei Gründe: die Erholungszeit nach der Operation ist deutlich kürzer und die Wunde verursacht keine wesentlichen Komplikationen.
Endoskopisches Operieren wird an unserer Klinik seit langem perfektioniert. So wird das Prostataadenom heute unabhängig von der Größe nahezu ausschließlich transurethral (TURP) – das bedeutet durch die Harnröhre hindurch- operiert. Dabei beträgt die Transfusionsrate als Ausdruck der Hauptkomplikation weniger als 2%, die Inkontinenzrate liegt weit unter 1%. Was liegt näher als auch andere urologische Krankheiten endoskopisch zu operieren.
Die transurethrale radikale Prostatektomie fürs Prostatakarzinom ist bereits mit weit über 1.200 Fällen Routine. Für eine onkologisch korrekte Therapie ist hierfür eine Staginglymphaden-ektomie erforderlich. Dabei werden die zur Prostata gehörenden Lymphknoten im Beckenraum entfernt. Anfänglich wurde sie mit Unterbauchschnitt ausgeführt. Seit 1995, kurz nachdem in den USA das laparoskopische Verfahren beschrieben wurde, haben wir es hier eingeführt und seither mit geringer Komplikationsrate routinemäßig angewendet.
Diese guten Ergebnisse haben uns ermuntert, weitere Operationen endoskopisch durchzuführen. Die perkutane Lithotripsie, ein Verfahren zur Steinzertrümmerung von Nierensteinen, ist an unserer Klinik ebenfalls lange Routine.
Aber Operationen wie Nierenentfernung (Nephrektomie), Nierenbeckenplastik, Entfernung der Nebenniere (Adrenalektomie) und Blasenhalssuspension (Anhebung des Blasenausganges) waren bisher Domäne offener Chirurgie. Auch hier ist ein Wandel eingetreten.
Laparoskopie ist heute bei uns wie in vielen anderen Kliniken die bevorzugte und komplikationsarme Verfahrensweise für die Nierenchirurgie – ein minimal-invasiver Eingriff mittels Bauchspiegelung (Laparoskopie). Bei der laparoskopischen Chirurgie werden über kleine Hautschnitte ein Endoskop sowie zusätzliche Instrumente in die Bauchdecke eingebracht, um somit Eingriffe innerhalb der Bauchhöhle vornehmen zu können.
Aber die Niere liegt retroperitoneal (=hinter dem Bauchfell liegend und nicht vom Bauchfell umschlossen). So war es logisch, den Bauchraum bei Eingriffen an Niere, Harnleiter und Nebenniere zu schonen und lumboskopisch extraperitoneal (=vom Rücken her außerhalb des Bauchraums) zu operieren.
Dabei müssen onkologische Regeln beachtet werden: direkte Unterbindung der Blutgefäße ohne den Tumor zu manipulieren, Lymphknotenentfernung. Die onkologische Gleichwertigkeit zur offenen Chirurgie ist in großen Serien verschiedener Zentren weltweit nachgewiesen. Nierentumore mit einer Größe von über 6 cm oder mit Beteiligung der großen Bauchvene werden weiterhin besser offen operiert
Die etwas längere Operationsdauer endoskopischer Verfahren wird durch den geringen Blutverlust, den kürzeren stationären Aufenthalt und die schnelle Genesungszeit mehr als ausgeglichen. Wundheilungs- und Sensibilitätsstörungen oder gar Narbenbrüche sind die Ausnahme. Die Abheilung der inneren Wunde dauert 3 bis 6 Monate. In dieser Zeit sind noch Missempfindungen möglich, aber der Patient fühlt sich subjektiv fit und ist in der Regel nach 4 Wochen belastungsfähig.