Die Zahl der schwerverletzten Patienten wird in Deutschland auf ca. 35.000 beziffert. Zur flächendeckenden Standardisierung, Sicherung und Optimierung der Behandlung Schwerverletzter in der Region Stuttgart wurde nun ein TraumaNetzwerk offiziell durch die Überreichung der Zertifizierungsurkunden eröffnet. Das TraumaNetzwerk "Region Stuttgart" ist somit eines der ersten zertifizierten regionalen Traumanetzwerke in Deutschland.
Am TraumaNetzwerk beteiligt sind die Unfall- und Wiederherstellungschirurgie des Karl-Olga-Krankenhauses, das Klinikum Stuttgart mit der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie im Katharinenhospital und der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie im Krankenhaus Bad Cannstatt, die Fachabteilung für Orthopädie und Unfallchirurgischen des Robert Bosch Krankhauses, die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Marienhospitals Stuttgart sowie die Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie des Klinikums Esslingen.
Bundesweite Zusammenarbeit
Das deutschlandweite Projekt TraumaNetzwerk wurde im Jahr 2006 von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) ins Leben gerufen. Im Weißbuch der DGU zur Schwerverletztenversorgung sind die Standards zur Ausstattung, Organisation und Qualitätssicherung der interdisziplinären Schwerverletztenversorgung entsprechend der wissenschaftlichen Evidenz beschrieben. Die in einem regionalen TraumaNetzwerk kooperierenden Kliniken (überregionale/maximalversorgende, regionale und lokale Traumazentren) müssen sich sowohl durch bestimmte Ausstattungsmerkmale (Hubschrauberlandeplatz, eigener Schockraum, Computertomographie, Not-OP, Intensivstation, Blutbank, etc.) als auch eine ausgewiesene Fachexpertise und 24-Stunden Verfügbarkeit notwendiger Fachkompetenz in der Versorgung Schwerverletzter in den relevanten Bereichen (u.a. unfallchirurgische Fachabteilung, Schockraumteam etc.) auszeichnen.
Neben der Struktur-, Ergebnis- und Prozessqualität in der Versorgung von Schwerverletzten jeder einzelnen Klinik ist eine enge organisatorische und fachliche Kooperation der Kliniken in einem regionalen TraumaNetzwerk gefordert. Dazu gehören die Regelung der Zu- und Rückverlegung von Schwerverletzten ebenso wie gemeinsame Qualitätszirkel sowie definierte Kommunikation mit Rettungsdiensten und teilnehmenden Kliniken.
Die Einhaltung der geforderten strukturellen, personellen und apparativen Qualitätsmerkmale wird anhand sogenannter Auditierungen (Besuche) der Kliniken und einer abschließenden Zertifizierung des jeweiligen regionalen TraumanNetzwerkes durch ein unabhängiges qualifiziertes Zertifizierungsunternehmen sichergestellt (DIOcert). Bislang sind im Datensystem des TraumaNetzwerk DGU die Daten und Informationen von rund 870 (unfall-)chirurgischen Kliniken und Abteilungen gespeichert. Mit derzeit 57 registrierten regionalen TraumaNetzwerken, davon 19 zertifizierten, sind in der Bundesrepublik gegenwärtig nur noch wenige Regionen flächenmäßig nicht hinreichend durch ein regionales TraumaNetzwerk abgedeckt. Alle behandlungsrelevanten Daten schwerverletzter Patienten werden zur wissenschaftlichen Auswertung und zur Dokumentation der Behandlungsqualität im TraumaRegisterQM der DGU gesammelt, das auch die Ergebnis- und Qualitätserfassung im TraumaNetzwerk DGU sichert.