Welches Kind ist schon gerne im Krankenhaus? Der kleine Ahmad ist heilfroh, alle Operationen hinter sich gebracht zu haben. Er hat vor einigen Tagen das Karl-Olga-Krankenhaus verlassen und bleibt bis zur vollständigen Genesung noch einige Wochen in Deutschland.
Der achtjährige Junge aus Afghanistan hatte sich seit Oktober 2015 immer wieder Eingriffen unterziehen müssen. Die im Karl-Olga-Krankenhaus erfolgten Operationen sind in Umfang und Qualität in seinem Heimatland nicht selbstverständlich. Jetzt verlässt der Junge die Sana Klinik mit einer guten Prognose.
Im Alter von sieben Monaten erlitt Ahmad ein Verbrennungstrauma, das sich über das gesamte Gesicht und die linke Körperhälfte zieht. Das Gesicht, der Oberkörper und die Hand wurden schwer verletzt; die Finger waren zum Teil verstümmelt. Auch an sonstigen Stellen des Körpers sind die Folgen der Verbrennung deutlich zu erkennen. Das entstehende derbe Narbengewebe führt im Verlauf des Wachstums des kleinen Jungen zu Problemen, da im Gegensatz zur gesunden Haut die Elastizität und Dehnungsfähigkeit fehlt. Die strangartigen Narbenzüge ziehen besonders über den Gelenken die betroffenen Abschnitte in eine Fehlstellung. Das führt zu einer massiven Entstellung und blockiert die Beweglichkeit. So konnte Ahmad durch die Narben im Gesicht den Mund nicht komplett öffnen und schließen. Zusätzlich war das linke Ohr massiv zur Wange hin verzogen. Der linke Arm war im Ellbogengelenk nicht zu strecken und die Hand sowie die verstümmelten Fingerreste standen nach oben, so dass er keinen Handschuh tragen und nicht greifen konnte.
Bei ersten Operationen wurden die Narben im Bereich des linken Armes gelöst, so dass er das Ellbogengelenk wieder strecken konnte. „Anschließend konnten wir im Gesicht durch die Operation der Narbenzüge im Bereich der Lippe das komplette Schließen des Mundes erreichen“, beschreibt PD Dr. Ebinger die Behandlung weiter.
Gemeinsam mit Dr. Patrick Oster, Belegarzt der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Karl-Olga-Krankenhaus, wurde das linke Ohr korrigiert, so dass es jetzt wieder am Hinterkopf anliegt und nicht mehr nach vorne zur Wange wegklappt. Nach der Entfernung der Narbenzüge im Bereich des Handgelenks und der Finger wurde eine gerade Ausrichtung der Hand und der Fingeranteile erreicht. Der dabei entstandene Gewebedefekt wurde durch eine Lappenplastik vom Oberschenkel und von der Leiste gedeckt.
Durch die vier operativen Eingriffe konnte insgesamt eine erhebliche Stellungs- und Funktionsverbesserung erzielt werden. Trotzdem bleiben natürlich die Verbrennungsfolgen noch sichtbar und auch die fehlenden Fingerabschnitte konnten nicht vollständig ersetzt werden. Für PD Dr. Ebinger ist es wichtig, den Kindern von Anfang an ehrlich zu sagen, welche Erfolge durch die Operationen erreicht werden können und welche nicht. Denn Narben und eine andersfarbige optische Beschaffenheit von Hautpartien, die sich von der normalen und unverletzten Haut unterscheiden, werden bei diesen schwerstverbrannten Kindern in den meisten Fällen verbleiben.
Die genaue Ursache der Verletzungen des kleinen Jungen ist ungeklärt. „Seine Verbrennungen am ganzen Körper weisen mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf hin, dass Ahmad durch eine Explosion verletzt wurde“, vermutet Chefarzt PD Dr. Ebinger, „Doch genau werden wir es nie erfahren“.
Während seines Aufenthalts im Karl-Olga-Krankenhaus hat Ahmad viele Freunde gefunden, sei es unter den Pflegekräften, den Mitpatienten oder in Herrn Windshügel, einem ehrenamtlicher Mitarbeiter von FRIEDENSDORF INTERNATIONAL, der den Jungen täglich besuchte. Der kleine Patient strahlt über das ganze Gesicht, wenn er jemanden findet, der mit ihm Fußball oder Mühle spielt. Da rücken die Schmerzen und die Einschränkungen zeitweise in den Hintergrund. Der VfB Stuttgart schenkte Ahmad ein Fan-Paket inklusive Fußball und Trikot. Ahmad nimmt viele schöne und positive Erinnerungen aus Stuttgart mit in sein Heimatland.