Der akute Myokardinfarkt ist eine häufige und akut-lebensbedrohliche Erkrankung, die innerhalb kürzester Zeit mittels Herzkathetertechniken in einem spezialisierten Zentrum behandelt werden muss.
Was führt zu einem Herzinfarkt?
Durch einen spontanen Einriss einer Kalk-Fettablagerung in der Wand einer Herzkranzarterie (Plaqueruptur eines Atheroms) kommt es durch ein Blutgerinsel (Thrombus) zu einem Verschluss der Herzkranzarterie mit nachfolgendem Absterben von Herzmuskelzellen innerhalb weniger Stunden. Dies gilt es zu verhindern!
Wie bemerke ich den Herzinfarkt?
Meist treten in den Tagen vor dem Herzinfarkt – durch Belastungen ausgelöst – bereits Luftnot oder Schmerzen beziehungsweise ein Engegefühl im Brustbereich auf. Diese wiederum können in den linken oder rechten Arm, Oberbauch, Hals und Rücken (Angina pectoris) ausstrahlen. Treten die Beschwerden in Ruhe auf und hilft das so genannte Nitro-Spray nicht, ist ein hochgradiger Verdacht auf einen Herzinfarkt gegeben.
Was muss ich tun?
Der Notarzt muss sofort unter der Telefonnummer 112 angerufen werden!
Was passiert dann?
Aufgrund eines exzellenten Notarztwagen-Systems im Stadtgebiet von Stuttgart erreicht Sie innerhalb kurzer Zeit ein Rettungsteam einschließlich eines Notarztes, der sofort die Diagnose des Herzinfarktes mit einem EKG (Elektrokardiogramm, Herzstromkurve) stellt und unmittelbar die Behandlung sowie den sofortigen Weitertransport in ein spezialisiertes Zentrum einleitet.
Das Ziel der Behandlung ist die sofortige, komplette und nachhaltige Wiedereröffnung der akut verschlossenen Herzkranzarterie mit Herzkathetertechniken (PTCA/Stent/Thrombektomie).
Dies erfolgt im Stadtgebiet von Stuttgart in vier spezialisierten Zentren (Karl-Olga-Krankenhaus, Robert-Bosch-Krankenhaus, Katharinen-Krankenhaus und Marien-Krankenhaus), die rund um die Uhr – auch an Sonn- und Feiertagen – innerhalb kurzer Zeit eine akute Herzkatheteruntersuchung vorhalten.
Wie läuft die Herzkatheteruntersuchung ab?
Im Prinzip besteht kein Unterschied zu einer geplanten elektiven Herzkatheteruntersuchung.
In Lokalanesthesie erfolgt eine Punktion einer Arterie am Handgelenk oder in der Leiste. Die Gefäße werden über einen dünnen Katheter dargestellt und der diagnostizierte Verschluss oder die Engstelle der Herzkranzarterie wird mittels Kathetertechniken (Ballonaufdehnung PTCA, Stentimplantation) erfolgreich wieder geöffnet. Heute werden fast ausschließlich medikanten-freisetzende Stents (Drug-eluting stents, DES) der 2.Generation verwendet. Nach Wiedereröffnung des Gefäßes kommt es zu einem Nachlassen der Angina pectoris und das weitere Absterben von Herzmuskelgewebe wird verhindert. In Einzelfällen kann es notwendig sein, die Blutgerinsel aus dem verstopften Herzkranzgefäß mechanisch durch Unterdruck abzusaugen (Thrombektomie) und/oder weitere Medikamente direkt in die Herzkranzarterie zu injizieren (GP IIB/IIIA-Antagonisten, Adenosin), um den Blutfluss im Herzmuskelgewebe zu normalisieren.
Der Eingriff dauert meist zwischen 30 und 60 Minuten, danach erfolgt die Überwachung auf unserer interdisziplinären Intensivstation, um eventuell im Rahmen des abklingenden Herzinfarktes auftretende Herzrhythmusstörungen sofort erkennen und behandeln zu können.
Und nach dem Herzinfarkt?
Nach ein bis zwei Tagen auf der Intensivstation erfolgt die Verlegung auf die Normalstation.
Auf der Normalstation wird der Patient zügig mobilisiert, Risikofaktoren (Cholesterinerhöhung, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Nikotinabusus) werden diagnostiziert und umgehend behandelt. Neben der Lebensstil-Änderung (Gewichtsnormalisierung, Nikotinkarenz, körperliche Bewegung) sind folgende Medikamente die Basistherapie nach einem Herzinfarkt:
- Aspirin (ASS meist 100 mg/Tag) lebenslang
- Prasugrel/Ticagrelor oder Clopidgrel für ein Jahr nach dem Herzinfarkt
(Ausnahme Marcumar oder NOAK-Patienten) - Cholesterinsenker (Statin) lebenslang und unabhängig vom Cholesterinwert
- Beta-Rezeptorenblocker lebenslang
- ACE-Hemmer bei großen Herzinfarkten mit eingeschränkter Pumpfunktion lebenslang
Die Entlassung des Patienten erfolgt innerhalb einer Woche, sofern es sich um einen unkomplizierten Herzinfarkt handelte.
Dank der Einführung der modernen Infarkttherapie einschließlich medikamentöser Innovationen, Herzkatheterbehandlung (PTCA/Stent) des akutem Myokardinfarktes konnte die Infarkt-Sterblichkeit im Krankenhaus von über 30 Prozent auf heute 2 Prozent gesenkt und der Krankenhausaufenthalt von über sechs Wochen auf fünf bis sieben Tage verkürzt werden.
Um ein nachhaltiges Ergebnis nach der Akutbehandlung des Herzinfarktes zu gewährleisten, wird für die meisten Patienten eine stationäre oder ambulante Rehabilitationsbehandlung mit unseren Kooperationspartnern angeschlossen.
Der Kontakt zu entsprechenden Koronarsport-Gruppen kann vermittelt werden.