Stuttgart

Der Chefarzt für Gastroenterologie des Karl-Olga-Krankenhauses, Dr. Wolfgang Heinz, erklärt, warum Vorsorgeuntersuchungen Leben retten können und an einer Darmspiegelung zur Vorbeugung von Dickdarmkrebs kein Weg vorbeiführt.

Die Darmspiegelung bleibt das Mittel der Wahl

Mit rund 70.000 Neuerkrankungen und 27.000 Todesfällen im Jahr gehört Darmkrebs zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland und liegt dabei bei Männern an zweiter und bei Frauen an dritter Stelle. Eine der Ursachen dafür dürfte sein, dass eine bösartige Darmerkrankung vergleichsweise spät Symptome verursacht. Ein Tumor kann über Jahre unbemerkt wachsen. Der Heilungserfolg ist aber immer davon abhängig, wie früh der entstandene Krebs entdeckt wird. Eine regelmäßige Vorsorge kann daher Leben retten.

Für Menschen ohne entsprechende Vorerkrankungen oder Vorbelastungen in der Familie wird ab dem 55. Lebensjahr eine Vorsorgekoloskopie empfohlen und von den Kassen auch bezahlt. Bei einem familiären Risiko ist bereits früher eine Koloskopie sinnvoll.  Verschiedene andere Verfahren die zur bekannten aber ungeliebten Koloskopie zur Verfügung stehen bieten aber keine vollständige, mit einer Darmspiegelung vergleichbare diagnostische Sicherheit. 

„Leider lässt sich aktuell immer noch mehr als die Hälfte aller Anspruchsberechtigten zwischen 55 und 75 Jahren nicht vorsorglich koloskopieren. Die Gründe dafür dürften Vorbehalte und Ängste gegen die Art der Untersuchung sein“, sagt Dr. Heinz.

Die einfachste Methode der Darmkrebsvorsorge ist der Test auf sogenanntes okkultes Blut im Stuhl. Hier gibt es verschiedene Testverfahren, die einen Hinweis auf eine bösartige Erkrankung und ihre Vorstufen liefern können. Bei einem positiven Test ist die so genannte Koloskopie, die Darmspiegelung, unausweichlich. Der einmal im Jahr durchzuführende Stuhltest wird (in Kombination mit einer alle fünf Jahre durchgeführten Enddarmspiegelung) bei Ablehnung einer  konventionellen Darmspiegelung empfohlen.

Eine weitere Alternative ist die Videokapselendoskopie in Form der seit kurzem zur Verfügung stehenden „Kolonkapsel“. „Dabei schluckt der Patient eine kleine Kamera, die per Funk Bilder aus dem Darm sendet. Bis zu 25 Prozent aller Polypen werden nicht entdeckt. Beseitigt werden können nachgewiesene Polypen bei diesem Verfahren nicht, so dass bei einem Polypennachweis doch eine Darmspiegelung notwendig wird. Außerdem muss der Darm vor der Untersuchung genauso vorbereitet werden wie bei der Koloskopie“, erklärt der Chefarzt. 

Auch bei der sogenannten „Virtuellen Koloskopie“ mittels CT muss der Darm entsprechend vorbereitet werden. Diese Methode ist weniger invasiv als die Darmspiegelung, führt jedoch zu einer nicht unerheblichen Strahlenbelastung und hat Schwächen bei der Detektion kleinerer Polypen.

Bei der sogenannten  Enddarmspiegelung oder „Sigmoidoskopie“ entfällt die Trinkvorbereitung.  Bei dieser Methode wird jedoch nur ein kleiner Teil des Dickdarms inspiziert, der größte Anteil wird nicht untersucht. Krankhafte Veränderungen im restlichen Teil des Dickdarms können nicht erkannt werden.

„Das Mittel der Wahl bleibt damit die Darmspiegelung“, sagt Dr. Heinz, und ergänzt: „Sie wird für Menschen ab 55 Jahren mindestens alle zehn Jahre empfohlen. Bis zu 90 Prozent aller Polypen können dabei erkannt und in der Regel sofort entfernt werden. Im Karl-Olga-Krankenhaus halten wir modernste Geräte vor, die hochauflösende Bilder liefern und bedienen uns verschiedenster technischer Methoden zur Darstellung kleinster Veränderungen im Bereich der Darmschleimhaut. Neubildungen können, solange sie nicht breitflächig und tief in die Darmwand eingewachsen sind, bei der Koloskopie gleich entfernt werden und dann kein Unheil mehr anrichten. Dass Vorsorgekoloskopie funktioniert konnte in einer aktuell veröffentlichten Studie gezeigt werden: Bei 4,4 Millionen Vorsorgekoloskopien wurden 40.000 Karzinome entdeckt (also 1 Karzinom auf 121 Vorsorgeuntersuchungen) und durch die Entfernung von Polypen konnten rechnerisch ca. 180.000 Karzinome verhindert werden. Das sind schon beachtliche Zahlen“.

Grundsätzlich gilt auch beim Darmkrebs: Eine gesunde Lebensweise ist der beste Schutz gegen eine bösartige Tumorerkrankung. Viel Bewegung, wenig Alkohol, keine Zigaretten und eine vitaminreiche ausgewogene Ernährung reduzieren das Krebsrisiko. „Auch ein Blick in die Familiengeschichte ist sinnvoll:  Sind enge Verwandte oder Vorfahren an Darmkrebs erkrankt oder verstorben, sollte der Hausarzt rechtzeitig informiert werden, um eine geeignete Vorsorge in die Wege zu leiten“, rät Dr. Heinz.

 

 

Sandra Seidl

Projektleiterin
Stabsstelle Unternehmenskommunikation

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