Sana Blaubuch

V E R O N I K A K E I L WA H R E H E L D E N 45 Veronika Keil ist Krankenschwester mit Leib und Seele. Schon schnell nach dem ersten Klinikpraktikum weiß sie: «Das ist mein Traumberuf. » Als ein « Kind der DDR » bezeichnet sie sich noch heute. Ausgebildet wurde sie in Potsdam und Hennigsdorf. In der « großen Krankenpflege », wie es im damaligen Arbeiter- und Bauernstaat hieß. Dann, wir schreiben das Jahr 1975, liest sie eine Ausschreibung einer Krankenschwester. Sie zögert keine Sekunde, bewirbt sich und wird als OP-Schwester in Som- merfeld eingestellt. Ein Jahr später wechselt sie in eine postoperative Wachstation. Genau jetzt kommt ihre Tochter zur Welt, und Schwester Veronika beschließt, unentgeltlich ein Jahr zu Hause zu bleiben, « um bei meinem Kind zu sein ». Was nicht üblich war, da Frauen in der damaligen DDR in der Regel sechs Wochen nach der Geburt wieder arbeiten gingen. Eigener Kopf Veronika Keil hat ihren eigenen Kopf. Den sie sich über alle Berufsjahre hinweg bewahrt hat. Denn zahlreiche Umstrukturierungen und Verände- rungen begleiten auch ihren Arbeitsalltag. Eine Zeit ständigen Wandels und Umbruchs. «Was glauben Sie, wie viele Ärzte und Schwester durch meine Finger gingen », lächelt sie heute. Dabei ist ihr Fazit eindeutig: « Früher blieb mir mehr Zeit für den Patienten. Heute leider nicht mehr. Zeitdruck bestimmt meinen Alltag. » Was auch damit zusammenhänge, so Keil, dass es mehr Patienten als früher gebe, « Stichwort: Wir werden alle älter », und dass die Verweildauer in der Klinik nicht mehr so lange sei. Alles werde komprimierter. Haube für alle Eines aber hat sie nie abgelegt: die Schwesternhaube. Damals, 1975, als sie anfing, war Haube Pflicht. Für den Lehrling ebenso wie für die examinierte Schwester. «Die Haube ist ein Prestigeobjekt und Tradition », betont sie. An jedem Arbeitstag unterzieht sich Schwester Veronika dem kleinen Zeremoniell, ihre Haube mit Klemmen in ihrem Haar anzubringen. Nachahmerinnen hat sie so gut wie keine mehr. Die Jüngeren hätten « da schon mal Angst um ihren Look, außerdem muss man sie waschen, stärken und bügeln. Das mögen die jungen Frauen nicht mehr so. » Als sie einmal anregt, die Haube wieder für alle einzuführen, tritt sie in ein Fettnäpfchen. Kein Bedarf. Große Familie Ganz anders die Reaktion bei den Patienten. Dort erfährt die Haube noch echte Anerkennung. Jeden Tag werde sie darauf angesprochen. Mit Stolz trägt sie die Haube auch nach über 43 Berufsjahren. «Glauben Sie mir, wenn ich mit der Haube das Patientenzimmer betrete, entsteht sofort eine gewisse Vertrautheit. Und die Patienten öffnen sich ein Stück mehr. Vor allem die ältere Generation », weiß sie zu berichten. Was außerdem zur Kultur des Krankenhauses in Sommerfeld passt. «Wir sind hier wie eine große Familie. Jeder kennt jeden », betont Schwester Veronika. «Wie in der Schwarzwaldklinik », lächelt sie. «Hier ist richtig Ruhe, fernab von Gut und Böse. » Wenn auch nur eine Autostunde von Berlin entfernt. Und dann noch eine Schwester mit Haube, das sei das i-Tüpfelchen. « Ich trage die Haube nicht nur der Tradition wegen, sondern auch, weil sie einen konkreten Nutzen hat: Ich komme schneller und direkter mit Patienten ins Gespräch. » Veronika Keil Pflegekraft Sana Kliniken Sommerfeld

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