Sana Blaubuch
42 WA H R E H E L D E N S T E FA N I E H E C K E N B E R G E R P F L E G E K R A F T, B I B E R A C H Zwischen Hitze und Hoffnung Neun Monate arbeitete sie als Krankenschwester in zwei der gefährlichsten Kriegsregionen der Welt. Stefanie Heckenberger war im Auftrag für Ärzte ohne Grenzen im Südsudan und in Afghanistan. Stefanie Heckenberger ist so leicht nicht aus der Ruhe zu bringen. Ob nun Schlangen oder Ratten um sie herum sind oder in der Nähe Bomben explodieren, die Pflegekraft versucht, gelassen zu bleiben und sich auf ihren Job zu konzentrieren. Ein halbes Jahr war sie im Südsudan und dann noch drei Monate in Afghanistan. Zwei herausfor- dernde Einsatzorte für Ärzte und Pfleger. Da ist die Notaufnahme in der Sana Kliniken Landkreis Biberach fast schon Erholung. Dort arbeitet die 39-Jährige, wenn sie in Deutschland ist. Blick zurück: Ihre Ausbildung zur Kranken- schwester absolvierte Stefanie Heckenberger imMarienhospital in Stuttgart. Dann ging sie für einige Jahre nach Ulm, bevor sie nach Biberach kam. Schon während der Ausbildung hatte sie den Traum, eines Tages für Ärzte ohne Grenzen unterwegs zu sein. « Ich wollte schon immer in der humanitären Hilfe arbeiten, mit Leuten, die nicht alles haben und in ärmeren Verhältnissen oder unter Kriegsbedingungen leben müssen », sagt sie. Das harte Auswahlverfahren nahm sie zweimal auf sich. 2016 wurde sie schließlich akzeptiert und nahm in der Folge ein Jahr un- bezahlten Urlaub. In der Nacht kein Strom Als sie im Südsudan ankommt, ist sie zunächst von der unglaublichen Armut und Zerstörung überrascht. « Keine Läden, keine Autos, alles liegt darnieder, alles ist tot », beschreibt sie die Situation vor Ort. Da bleibt nicht viel Zeit zur Eingewöhnung. «Wir waren in einem klei- nen Haus untergebracht, keine Privatsphäre, denn die Wände waren oben offen. Noch dazu Moskitos ohne Ende, da ich in der Regenzeit ankam. Ab 22 Uhr kein Strom mehr. » Nachts wird deshalb im Licht der Taschenlampe behan- delt. Klimaanlagen oder Ähnliches sind sowieso Fremdwörter, duschen muss man mit dem Eimer. An die Lebensbedingungen gewöhnt sich die 39-Jährige schnell, «was blieb mir auch anderes übrig? » Immer wieder hört sie Schüsse in der Nachbarschaft. Bisweilen wird sogar ein «Hap- py Shooting » veranstaltet, wenn sich politisch etwas Positives ereignet. Nichts für schwache Nerven Deshalb betont Stefanie Heckenberger: «Wer ständig Angst hätte, könnte dort nicht hingehen.» Psychische Stabilität sei unbedingte Voraussetzung. Das bezieht sich auch auf den Patientenalltag. Nicht selten kommen Menschen mit Schuss- wunden, aber auch viele Kinder, die an Malaria, Cholera, Tuberkulose oder Meningitis erkrankt sind. Zudem sind die Untersuchungsmethoden sehr einfach. Kein Labor, kein Röntgen. «Man lernt sehr schnell, mit wenigen Mitteln die Leute zu untersuchen. » fig . a In Afghanistan hat Stefanie Heckenberger auch Kopftuch getragen. Die Kultur vor Ort soll respektiert werden. «Man muss sich schnell an die Realität vor Ort gewöhnen. Viel Zeit zum Überlegen hat man da nicht. » Stefanie Heckenberger Pflegekraft Sana Kliniken Landkreis Biberach
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