Sana Blaubuch
Rohrpost Volles Rohr Die Erfolgsgeschichte beginnt 1853, als in London die erste Rohrpostlinie zwischen Telegrafenamt und Börse eröffnet. Wenige Jahrzehnte später halten Hausrohrpostan- lagen Einzug in Verwal- tungsgebäude, Banken und Krankenhäuser. Die Idee ist so einfach wie praktisch: Mit Über- und Unterdruck lassen sich diverse Gegenstände rasch durch ein Röhrensystem von A nach B befördern. Überlebt hat die Rohrpost vor allem in Krankenhäusern, als schnelles Transport- medium für Labor- und Gewebeproben, Blutkonserven, Medika- mente oder Befunde. Der Sender gibt den Code des Zielorts ein, und los geht die Fahrt mit einem Tempo von bis zu 30 Stundenkilo- metern. Auch das Bundeskanzleramt nutzt übrigens immer noch die Rohrpost—für den Versand von Geheim dokumenten zwischen den Abteilungen. Der Strombedarf solcher komplexen Lüftungsan- lagen ist hoch, deshalb arbeiten sie mit energie- sparenden Systemen zur Rückgewinnung der bei der Klimatisierung reichlich anfallenden Abwärme. Energieeffizienz ist auch bei der Heizanlage gefragt. Sie speist sich aus dem heißen Wasser der städtischen Fernwärmestation und gelangt über 14 Heizkreise in die verschiedenen Klinikbe- reiche. Dank dieser getrennten Systeme kann die Temperatur überall an den jeweiligen Bedarf an- gepasst werden: 22 Grad imPatientenzimmer, 24 Grad in den Nasszellen, einige Grade mehr oder weniger im OP und auf der Intensivstation. Die behaglicheWärme in den Patientenzimmern flutet übrigens direkt aus der Zimmerdecke. Betonkern- aktivierung nennt sich diese Technik, verkürzt gesagt eine Art Fußbodenheizung in der Decke. Bleibt schließlich noch das anspruchsvolle Thema Wasser. Penible Trinkwasserhygiene ist im Krankenhaus unabdingbar—zu groß ist das Risiko, dass sich die immungeschwächten Pa- tienten mit Keimen wie etwa Legionellen infizie- ren. Um die Bakterien zuverlässig zu vernichten, darf das Kaltwasser nicht wärmer als 25 Grad werden, und die Wasserströme in den Leitungen dürfen nicht stagnieren, weiß Böcker: «Deshalb haben wir das Trinkwassernetz mit Anlagen aus- gestattet, die überall für zuverlässige Strömung sorgen. Außerdemwird das Trinkwasser in einem Durchflusssystem ständig für mehrere Minuten auf über 70 Grad erhitzt. Das überleben die Keime nicht.» Zum Schluss noch ein kurzer Blick hinter die Tür der Wasseraufbereitung. Der Raum ist eng, in den blauen Behältern entsteht blubbernd und glucksend das entkalkte und entsalzte Spezial- wasser für die Sterilisation. Damit das Sterilgut auch wirklich keimfrei wird, müssen die Was- serwerte haargenau stimmen. Auch das leistet die Haustechnik—ein kleiner, aber im Zweifels- fall lebensrettender Beitrag für die Patienten sicherheit. 36 S TA R K E MOM E N T E H A U S T E C H N I K fig . h Von der Sauerstoff- zentrale aus wird das Beatmungsgas direkt ans Krankenbett geleitet. fig . Lebensrettende «Bomben»: Die Blutproben aus der Notauf- nahme fliegen per Rohrpost in Sekundenschnelle ins Labor.
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