Sana Blaubuch
24 M I N I M I E R E N I MM U N S Y S T E M Die Feinde der Gesundheit sind allgegenwärtig: Krankheitserreger wie Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten, die über die Nahrung, dieAtemluft oder über Wunden in den Körper eindringen. Aber auch giftige Substanzen, Umweltstoffe oder entartete körpereigene Zellen, die Krankheiten auslösen können. Gegen diese Angreifer schützt sich der menschliche Organismus mit einem über den ge- samten Körper verteilten Verbund von Organen, Zellen und Botenstoffen—dem Immunsystem. «Stark vereinfacht gesagt hat das Immun- system die Aufgabe, fremd von selbst zu unter- scheiden und alles Fremde mit einer Immunant- wort abzuwehren », erklärt Prof. Dr. Stephan Petrasch, Chefarzt der Klinik für Hämatologie und Onkologie in den Sana Kliniken Duisburg. Angriff der Fresszellen Im Kampf gegen die Eindringlinge fährt der Körper ein ganzes Bollwerk vonAbwehrmechanismen auf. Zusammengenommen wiegen die Bestandteile des Immunsystems etwa zwei bis drei Kilo. Dazu gehören das Knochenmark und der Thymus, in denen die Immunzellen entstehen, sich entwickeln und reifen, außerdem die Lymphknoten, die Milz, die Mandeln, der Blinddarm und andere lympha- tische Gewebe im Magen-Darm-Trakt. Sobald ein «ungebetener Gast » in den Körper eingedrungen ist, geht die erste Verteidigungsfront des Immunsystems in Stellung. Angelockt durch die Botenstoffe des Eindringlings greifen die klei- nen und großen Fresszellen an und versuchen, ihn so weit wie möglich zu vernichten. Diese «Feuerwehrtruppe» besteht aus Makrophagen, die im Körpergewebe patrouillieren, und Granu- lozyten, die auch im Blut «auf Streife» gehen. Kleine und große Fresszellen gehören zum an- geborenen Immunsystem, das genetisch festge- legt ist und besonders schnell reagieren kann. Weil sich diese Abwehrzellen wahllos auf alle fremden Mikroorganismen stürzen, werden sie auch «unspezifische Abwehr » genannt. Lebenslanges Lernen Sollte diese ersteAbwehrschlacht nicht vollständig gelingen, aktiviert das Immunsystem nach einigen Tagen eine intelligentere Truppe—die sogenannte spezifischeAbwehr. Dazu gehören vor allem die B- und T-Lymphozyten. Diese Immunzellen haben sich während ihrer Entwicklung auf bestimmte Erreger spezialisiert und arbeiten eng zusammen. IhreArbeit folgt komplexenAbläufen: Fresszellen, die sich einen Erreger einverleibt haben, präsen- tieren Bruchstücke davon auf ihrer Oberfläche. Sobald dieses « verdächtige Objekt » von einer darauf geprägte T-Zelle registriert wird, sondert sie Botenstoffe ab, die B-Zellen anlocken. AmOrt des Geschehens vermehren sie sich rasant und produzieren Antikörper, die an die Eiweiße der Erreger, dieAntigene, andocken. Diese «Markie- rung» wiederum zieht weitere Fresszellen und andere Abwehrzellen an, welche die «Fremd- linge» endgültig zerstören. Das Besondere an den B- und T-Leukozyten ist aber nicht nur ihre Spezialisierung. Ein Teil von ihnen, die Gedächt- niszellen, können sich die besiegten «Feinde» merken, deshalb fällt die Immunantwort bei ei- nem zweiten Kontakt schneller und heftiger aus. Diese Lernfähigkeit ist ein wesentlicher Vorteil des Immunsystems, es wächst quasi an seinen Aufgaben, so Petrasch: «Das Immunsystem will Prof. Dr. Stephan Petrasch Chefarzt Klinik für Hämatologie und Onkologie, Sana Kliniken Duisburg «Stark vereinfacht gesagt hat das Immunsystem die Aufgabe, fremd von selbst zu unterschei- den und alles Fremde mit einer Immunantwort abzuwehren. » Sie arbeiten «undercover», geräuschlos und fast immer schlagkräftig—die Organe und Zellen des Immunsystems. Ohne sie könnte der Mensch keinen Tag überleben. fig.: Dendritische Zellen unterm Elektro nenmikroskop. Diese Zellen spielen eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr. Mithilfe ihrer Ausläufer können sie große Flächen effektiv nach Fremd- Antigenen absuchen.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTU2Njg=