Sana Blaubuch

S I X T US A L L ERT 2 0 11 41 Ewig jung Das Bildnis des Dorian Gray Menschen, die unfähig sind, zu altern, psy- chisch zu reifen und sich weiterzuentwickeln, leiden am Dorian- Gray-Syndrom —ganz so wie die Hauptfigur Dorian Gray im einzigen Roman des irischen Schriftstellers Oscar Wilde (1854–1900). Dorian Gray, ein junger und schöner Mann, ist von einem gemalten Porträt seines Gesichts so begeistert, dass er sich wünscht, das Bild möge an seiner statt altern. Die Zahl der Menschen, die an diesem exzessiv ausgelebten Jugend- wahn erkrankt sind, ist unbekannt, wird aber vorsichtig auf zwei bis drei Prozent der Be­ völkerung geschätzt. «Ältere Patienten, die zu uns kommen, wissen ganz genau, was sie wollen», bestätigt Dr. Allert, Chefarzt der Plastischen und Ästhetischen Chirur- gie im Sana Klinikum Hameln-Pyrmont. «Sie sind äußerst re­ flektiert. Sie setzen sich mit dem Nutzen und den Risiken genau ausein- ander. Und sie wissen, dass durch einen chirurgischen Eingriff nicht ihr ganzes Leben grundsätzlich verändert und ein Problem ein- fach so aus dem Weg geräumt werden kann. Dafür haben sie eine viel zu große Lebenser- fahrung.» B e s t P r a c t i c e «Nach den Operationen ein neuer Mensch» Die 61-jährige Ruth Bruderek hat nach einer OP 80 Kilo abgenommen. Dann hat sie ihren Körper gestrafft und neues Lebensglück gefunden. Warum haben Sie sich mit weit über 50 dazu entschlossen, zwei mehrstündige große Schönheitsoperationen vornehmen zu lassen? Nach einer Magenband-OP vor knapp fünf Jahren hatte ich 80 Kilo ab­ genommen. Das Problem: Die Haut, die zurückblieb, musste weg. Einerseits wegen der Entzündungsgefahr, andererseits auch der Optik wegen. Für mich war das sonnenklar. Warum kam dieser Wunsch nach einer radikalen Veränderung erst so spät? Abnehmen wollte ich früher schon, es hat nur nie geklappt. Als meine Kinder schließlich aus dem Haus waren, hatte ich Zeit, an mich selbst zu denken. Früher habe ich nur funktioniert. Und dann konnte ich plötzlich sagen: Jetzt bin ich dran, meine Familie kommt auch eine Weile ohne mich klar. Wie entscheidend waren diese Eingriffe für Ihre Lebensqualität? Vieles von dem, was ich heute mache, ging früher nicht—Sport, ärmellose Oberteile, schöne Kleidung in gängigen Größen … Vor den Operationen hatte ich ständig Kosmetiktücher bei mir, um die Feuchtigkeit zwischen den Hautfalten aufzufangen, damit sich nichts entzündet. Und für Gruppenfotos habe ich mich immer in der hintersten Reihe versteckt. Heute trage ich nicht mehr nur unauffälliges Schwarz, sondern Knallrot oder Pink—und stehe auf den Bildern immer in der Mitte. Mein Selbstbewusstsein und mein Selbstwertgefühl haben zugenommen. Und ich bin heute ein glücklicher Mensch. fig.: 80 Kilo abgenommen, selbstbewusst im Leben zurück und wieder autonom. Ruth Bruderek hat mit großer Selbstdisziplin geschafft, wovon viele Übergewichtige im Alter träumen: Sich selbst schön finden. fig.: Oscar Wildes Romanfigur Dorian Gray bleibt als Spiegelbild immer jung und schön .

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