Sana Blaubuch

32 2 0 11 v o l k e r s t e p h a n müssen auch in Lichtenberg immer mehr Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen, Ent- wicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten versorgt werden, von Säuglingen mit Schrei- oder Schlafproblemen über Kinder mit Aufmerksam- keits- und Aktivitätsstörungen bis hin zu Jugend- lichen mit Drogen- und Alkoholproblemen. Mit medizinisch-therapeutischer Behandlung oder Beratungsgesprächen alleine kann den jungen Patienten und ihren Eltern meist nicht geholfen werden. Deshalb arbeitet die Lichtenberger Kin- der- und Jugendmedizin eng vernetzt mit lokalen Hilfs- und Beratungsdiensten wie Jugend- und Sozialämtern, Wohlfahrtsorganisationen und Suchtpräventionsinitiativen. Wenn alkoholisierte Jugendliche in die Klinik eingeliefert werden, holt man in vielen Fällen einen Streetworker, der mit ihnen spricht und sie später in der Familie be- sucht. Wenn junge Familien mit ihrem Nachwuchs überlastet sind, knüpft die Klinik einen Kontakt mit dem Malteser Hilfsdienst, der zur Entlastung eine Leihoma vermittelt. «Je früher die Familien Rat und Hilfe bekommen, desto besser für die Gesundheit des Kindes», so Stephan. Im Schlaf gesund Gesundheitskompetenz kann lebensrettend sein, wenn Kinder unter chronischen Krankheiten wie Diabetes oder Allergien leiden. Früher starben sie oft, weil die Krankheit unentdeckt blieb. Heute erhalten betroffene Familien neben der medizi- nischen Betreuung auch intensive Schulungen. Im Diabeteszentrum der Kinder- und Jugendklinik etwa lernen junge Patienten und ihre Eltern, die Krankheit besser zu verstehen und sich imAlltag richtig zu verhalten. Ähnliche Angebote gibt es für Kinder mit Allergien, chronischen Lungener- krankungen und Mukoviszidose. Schlafstörungen bei Kindern, von denen 20 bis 30 Prozent betroffen sind, wurden lange unterschätzt. Mittlerweile werden sie klar in Zu- sammenhang mit Verhaltensstörungen, Konzen- trationsschwäche und Wachstumsproblemen gebracht. Im Kinderschlaflabor des Lichtenberger Klinikums kann die Ursache der Schlafstörung mittels Polysomnografie genau diagnostiziert wer- den. Eine Nacht lang zeichnen Messgeräte die Daten verschiedener Körperfunktionen des schla- fenden Kindes auf. Aus den Daten geht hervor, ob organische Erkrankungen wie schlafbezogene Epilepsien oder Atemstörungen vorliegen. Oft ist die Schlafstörung aber bedingt durch falsche Ein- schlafrituale, übermäßigen Medienkonsum oder Ängste. In solchen Fällen finden die Betroffenen Rat und Hilfe bei der wöchentlichen Schlafsprech- stunde—mit dem Ziel eines besseren Wissens um die körperlichen und seelischen Vorausset- zungen für eine gesunde Kindheit. «Wir beobachten in der Kinderheilkunde eine zunehmende Unsicherheit und Überforderung der Eltern im Umgang mit ihren Kindern—sowohl in Erziehungs- als auch in Gesundheitsfragen. » Prof. Dr. med. Volker Stephan Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Lindenhof Sana Klinikum Lichtenberg

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