Hof

Im Sana Klinikum Hof heißt es Abschied nehmen: Die Beauftragte der Evangelischen Kirche in der Klinikseelsorge Gisela Hoffsommer verlässt nach 32 Jahren das Klinikum.

32 Jahre Klinikseelsorge - Sana Klinikum Hof verabschiedet Gisela Hoffsommer

Sie blickt zurück auf eine intensive, fordernde, aber auch bereichernde Zeit ganz im Dienst der Menschen.„Die Klinikseelsorge ist für alle da, ganz unabhängig von Religion und Weltanschauung.“ Das ist Gisela Hoffsommer wichtig. Jeder konnte sich jederzeit an sie wenden, in den vergangenen 32 Jahren. Die Patienten, deren Sorgen, Nöten und Ängsten sie ein offenes Ohr schenkte, aber auch die Angehörigen und Mitarbeiter. „Ich frage niemanden nach seiner Konfession – es ist der Mensch, der im Vordergrund steht.“ Manche Patienten begleitete die Seelsorgerin jahrelang auf ihrem Weg, von der ersten Krebsdiagnose an während der Zeit der Therapie – und manchmal auch bis zu den letzten Lebensmomenten auf der Palliativstation. „Das verändert einen natürlich“, sagt die Hoferin. „Es verändert den Blick auf das Leben. Und auch auf den eigenen Tod.“ Gisela Hoffsommer findet es schade, dass der eigene Tod noch immer ein Tabuthema zu sein scheint: „Man spricht sehr viel über den Tod – aber nie über den eigenen.“ Dabei betreffe er jeden einzelnen Menschen und es sei wichtig, auch darüber im Gespräch zu bleiben. Gisela Hoffsommer ist ein Mensch, mit dem man gerne spricht – auch über Ängste, auch über Krankheit, auch über den Tod. Zugewandt ist sie im Gespräch, aufmerksam, einfach ganz da. Dabei findet sie es wichtig, sich niemandem aufzudrängen. „Seelsorge ist weder Bevormundung noch Betreuung“, sagt sie. „Es ist eine Begleitung in Grenzsituationen und Krisen unseres Lebens. In Gesprächen und Gebeten, in Ritualen wie Segnung oder Krankensalbung werden Hoffnung und Trost gesucht, aber es werden auch Wut und Klage zum Ausdruck gebracht. Die Entscheidung, ob ein Patient diese Begleitung annehmen möchte, liegt immer bei ihm und er bestimmt die Richtung des Gesprächs.“  Auf Ablehnung gestoßen ist sie dennoch nur selten in den vergangenen Jahrzehnten – im Gegenteil. „Oft habe ich gerade mit kirchenfernen Menschen sehr gute Gespräche geführt.“ Als Seelsorgerin steht Gisela Hoffsommer auch unter Schweigepflicht – was in der Klinikseelsorge gesagt wird, bleibt auch dort. Dabei war es zwar nicht gerade ein Zufall, der Gisela Hoffsommer in die Klinikseelsorge führte, es war aber auch kein lange geplanter Entschluss, gerade diesen Beruf zu ergreifen. „Eigentlich komme ich aus der kaufmännischen Ecke“, verrät die Hoferin. „Nach der Geburt meines ersten Sohnes habe ich meine Arbeit aufgegeben. Und als ich schließlich auf der Suche nach einer neuen Aufgabe war, wurde ich vom damaligen Krankenhauspfarrer angesprochen, ob ich nicht ehrenamtliche Besuche auf der Gynäkologie machen möchte.“ Mit diesem Vorschlag hat es begonnen: Gisela Hoffsommer übernahm den Besuchsdienst und begann kurz darauf auch eine entsprechende Ausbildung. „In Bayreuth habe ich über mehrere Monate hinweg einen Grundkurs in Seelsorge besucht“, erzählt sie. „Dort wurde ich sehr dazu ermutigt, eine Klinische Seelsorgeausbildung zu absolvieren.“ Das tat sie auch – 1988 in Großhadern, als einzige Frau unter lauter männlichen Theologen. „Das war schon eine Herausforderung“, sagt die Seelsorgerin lächelnd. „Es war eine intensive Zeit. Sehr lernintensiv, aber auch sehr bereichernd.“ Besonders die gemeinsamen Reflexionen über Patientengespräche und die theologischen Einheiten hätten ihr viel gebracht. In Großhadern hat sie auch ihren ersten Gottesdienst gehalten und später eine Lektorenausbildung gemacht.
Überhaupt, Kommunikation – die ist Gisela Hoffsommer ganz wichtig. Auch mit den Mitarbeitern der Klinik. „Oft bekommt man einen Hinweis von den Ärzten oder dem Pflegepersonal, wenn irgendwo Seelsorge gebraucht wird“, erzählt sie. So ein Hinweis, das kann auch ein Anruf mitten in der Nacht sein. „Natürlich ist das hin und wieder vorgekommen.“ Oft handelte es sich dann um Todesfälle, wo Angehörige eine Aussegnung und seelsorgerlichen Beistand wünschten. „Besonders schlimm für mich waren immer Fehlgeburten“, sagt Gisela Hoffsommer, die selbst Mutter zweier Söhne ist. „Zwar endet jedes Leben mit dem Tod, aber bei einer Totgeburt beginnt es direkt damit. Hier sind alle Hoffnungen und Wünsche zerstört.“ Ist also alles nur Leid in der Arbeit einer Klinikseelsorgerin? Gisela Hoffsommer schüttelt den Kopf. Schöne, berührende und sogar lustige Momente habe es in ihrer Zeit am Sana-Klinikum gegeben. „Einmal, Ende der 90er Jahre, hat mich ein älterer Herr nach einem wirklich guten Gespräch freundlich zur Tür seines Patientenzimmers begleitet“, erinnert sie sich schmunzelnd. „Dort sagte er dann: Mit Ihnen kann man wenigstens vernünftig reden, von Mann zu Mann. Ich habe es als Kompliment genommen.“
Gisela Hoffsommer wird heute am 6. Dezember offiziell aus dem Dienst verabschiedet. Ihre Nachfolge tritt Heike Hofmann an. Abschließend ist ihr wichtig zu sagen: „Ich habe gerne im Klinikum gearbeitet und danke allen Mitarbeitern für die konstruktive Zusammenarbeit.“


Infokasten
„Der Auftrag von Klinikseelsorge ist es, mit Patienten Kontakt aufzunehmen, die individuelle Situation der Patienten wahrnehmen und aus dem Gesprächsprozess heraus zu begleiten“, sagt Pfarrer Michael Zippel. „Es geht um Beratung, Mit-Aushalten und darum, für Patienten den Weg zu den eigenen Gefühlen freizulegen.“ Ziel von Seelsorge am Krankenbett sei es, Patienten so zu begleiten, dass sie selbst Sprache finden für das, was sie bewegt, Bewältigungskompetenzen zu fördern, und zu klären, was eventuell auch oder besonders aus dem Glauben heraus zu bedenken ist. Die Klinikseelsorge des Sana-Klinikums Hof steht dafür allen Patienten und Angehörigen unabhängig von Konfession und Weltanschauung offen. Neben Besuchen bieten die gut ausgebildeten Mitarbeiter auch Segnungen und Sakramentsfeiern an und gestalten Gedenkfeiern und Sammelbestattungen. Regelmäßig donnerstags findet um 16.30 Uhr ein Gottesdienst in der Raphael-Kapelle statt, der abwechselnd von der katholischen und evangelischen Kirche gehalten wird. Diese ist auch außerhalb der Gottesdienstzeiten für alle Patienten geöffnet. Für die muslimischen Patienten gibt es eine Gebetsecke mit einer Bodenkennzeichnung Richtung Mekka.
 

Danksagungen:
Geschäftsführer Dr. Holger Otto: „Frau Hoffsommer ist eine sehr wertvolle und geschätzte Mitarbeiterin der evangelischen Kirche, für deren Arbeit wir in unserem Haus sehr dankbar sind. Die Arbeit der Klinikseelsorge ist wichtig für die Patienten, Angehörigen und Mitarbeiter ist und hat einen unschätzbaren Wert. Wir wünschen Frau Hoffsommer für Ihren weiteren Lebensweg alles erdenklich Gute.“

Dekan Günther Saalfrank, Evangelisches Dekanat Hof „Mit Frau Hoffsommer geht eine erfahrene und geschätzte Krankenhausseelsorgerin in den Ruhestand. Unzählig viele Menschen hat sie in über 30 Jahren begleitet – einfühlsam und kompetent. Neben Besuchen am Krankenbett und Gesprächen auf Stationen mit Ärzten und Pflegepersonal hat sie als Lektorin immer wieder Gottesdienste in der Krankenhauskapelle gehalten. Sie war - mit dem jeweiligen Pfarrer zusammen - das Gesicht der Krankenhausseelsorge. Für ihren langjährigen, engagierten Dienst möchte ich ihr als Dekan von Herzen danken und ihr Gottes Segen für die Zukunft wünschen.“

Pfarrer Zippel, Evangelische Klinikseelsorge „Seit 32 Jahren ist Frau Gisela Hoffsommer im Sana- Klinikum Hof als Klinikseelsorgerin tätig. „Ein halbes Menschenleben – für die Patienten!“, sagte mir neulich wertschätzend eine Mitarbeitende darüber, wie sie die Tätigkeit von Frau Hoffsommer erlebt hat. Das kann ich aus der Zeit der gemeinsamen Zusammenarbeit heraus nur dankbar bestätigen. Qualifizierte Ausbildung und hohe Sozialkompetenz haben Frau Hoffsommer eine wichtige Stimme verliehen im interdisziplinären Diskurs im Sana -Klinikum Hof. Dem Seelsorgegeheimnis verpflichtet hat Frau Hoffsommer Angehörige beraten und begleitet, ist sprichwörtlich von Geburt bis Sterben bei den Patienten, Angehörigen und Mitarbeitenden des Klinikums gewesen und hat auch in Situationen der völligen Sprachlosigkeit der Angehörigen die richtigen Worte gefunden. Sie ist aus ihrem persönlichen Glauben heraus den Menschen nahe gewesen und hat so außerordentlich glaubwürdig ihren Auftrag versehen. Ich habe selber sehr hilfreich erleben können, wie Frau Hoffsommer mich in meine Tätigkeit am Klinikum hinein begleitet und beraten hat. Für alle Zusammenarbeit in den vergangenen vier Jahren möchte ich Frau Hoffsommer herzlich danken. Ich wünsche Ihr für die nächsten Tage bis zur Verabschiedung viele wertschätzende Begegnungen und Gottes Behütung für die Zukunft.“
Text: Carmen Brendel, FP

Über das Sana Klinikum Hof
Das Sana Klinikum Hof gehört mit seinen 465 vollstationären Betten und 22 teilstationären Plätzen zu den größten somatischen Akutkrankenhäusern in Bayern. In mehr als fünfzehn Fachabteilungen behandelt das Haus der Schwerpunktversorgung jährlich etwa 24.000 stationäre und 45.000 ambulante Patienten.

 

Anja Kley
Leitung Marketing, PR und Unternehmenskommunikation
Sana Klinikum Hof GmbH
Eppenreuther Str. 9, 95032 Hof
Tel.: (+49) 0 92 81 / 98 – 3341 anja.kley@sana.de | http://www.sana-klinikum-hof.de