In der Akutsituation ist das Minimale das Maximale. Auf diese Kurzformel lässt sich ein wichtiges Forschungsergebnis zu Erkrankungen der Hauptschlagader im Brustraum bringen. Seit über zwei Jahren arbeiten Ärzte und Wissenschaftler der Klinik für Herzchirurgie am Herzzentrum Dresden Universitätsklinik und des Universitäts GefäßCentrums am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden gemeinsam an diesem Forschungsprojekt. Es beschäftigt sich mit der Behandlung und Nachsorge von Patienten mit Aorteneinrissen oder Blutungen in der Gefäßwand. Die Forschungsergebnisse sollen im April auf einem internationalen Chirurgenkongress in San Francisco erstmals vorgestellt werden.
„Wir haben untersucht, was der Ersteingriff bei einem Einriss der Aorta zu leisten hat“, erläutert Prof. Dr. Norbert Weiss, Direktor des Universitäts GefäßCentrums. „Die Frage war, ob wir das erkrankte Gefäßsystem sofort umfassend wiederherstellen oder zuerst minimal lebensrettend handeln müssen.“ Das Ergebnis nach der Analyse von Therapie und Nachsorge bei rund 100 Patienten: Am Anfang der Behandlung ist der kleinstmögliche lebensrettende Eingriff notwendig. Der erforderliche zweite Schritt umfasst eine langfristige Nachsorge, die auch die Hauptschlagader in anderen Körperregionen einbezieht. Notwendige erweiterte Folgeeingriffe sollten dann unter optimaler Vorbereitung bei stabilen Patienten erfolgen.
Bundesweit einmalige Kooperation
Das gemeinsame Forschungsprojekt ist Teil der engen Zusammenarbeit von Spezialisten des Herzzentrums Dresden und des Universitäts GefäßCentrums bei der Behandlung von Aortenerkrankungen. „Unsere Patienten kommen meist mit akutem Brustschmerz in ein Krankenhaus, das eine Gefäßerkrankung im Brustraum diagnostiziert und den Betreffenden zu uns überweist“, sagt Prof. Klaus Matschke, Direktor der Klinik für Herzchirurgie am Herzzentrum Dresden. Je nachdem, ob es um die auf- oder absteigende Aorta geht, ist dann die ärztliche Kunst der Herzchirurgen oder der Gefäßmediziner gefragt. Um die jeweils optimale Methode zu wählen, besprechen Herzchirurgen, Gefäßchirurgen, Angiologen und Interventionsradiologen beider Häuser einmal wöchentlich die Fälle beim sogenannten Aortenbord. „Ob bei geplanten Eingriffen der Patient bei uns oder im Universitäts GefäßCentrum am besten versorgt werden kann, entscheiden wir fachübergreifend gemeinsam“, unterstreicht Prof. Matschke.
Bei Krankenhäusern und niedergelassenen Fachärzten in Sachsen haben sich die ausgezeichneten Behandlungsergebnisse der Dresdner Mediziner herumgesprochen. Immer mehr medizinische Einrichtungen überweisen Patienten mit komplexen Gefäßkrankheiten in diese beiden Spezialkliniken. Zentrale Anlaufstelle für die benachbarten Kliniken ist das Universitäts GefäßCentrum. Mittlerweile sind die beiden Kliniken einer der größten Versorger
von Patienten mit Aortenerkrankungen in Deutschland geworden. „Mit unserem Zusammenwirken in Forschung und Praxis haben wir etwas geschaffen, das bundesweit wohl einmalig ist“, so Prof. Matschke.
Die nächsten gemeinsamen Forschungsprojekte stehen bereits auf dem Plan. Unter anderem wird es darum gehen, wie die Gefäßbehandlung die Lebensqualität der Erkrankten beeinflusst. „Wo es notwendig ist, setzen wir Hochleistungsmedizin mit all ihren technischen Möglichkeiten ein“, sagt Prof. Weiss. „In der Nachsorge müssen wir aber berücksichtigen, dass mit Blick auf das Wohlergehen des Patienten mitunter weniger mehr sein kann.“
Hintergrundinformationen:
• Zu den Erkrankungen der Aorta (Hauptschlagader) gehören Aorteneinrisse und Blutungen in der Gefäßwand. Sie sind nicht sehr häufig, aber meist lebensbedrohlich.
• In Deutschland starben im vergangenen Jahr 5.000 Menschen an derartigen Erkrankungen der Aorta. Bei Männern über 50 Jahre gilt sie als zehnthäufigste Todesursache.
• Wichtigster Krankheitsgrund ist Bluthochdruck, gefolgt von genetischen Veranlagungen und Arteriosklerose.
• Aortenaneurysmen (Aussackungen der Hauptschlagader) werden meist als Zufallsbefund bei Ultraschalluntersuchungen entdeckt. An einem geplatzten Aneurysma sterben in Deutschland jährlich rund 30.000 Menschen.
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