Dresden

Liebemachen geht auch mit einer Herzerkrankung

Sex trotz schwachen Herzens?

Auf Sex, Zweisamkeit und Nähe muss man auch bei Herzproblemen nicht verzichten. Foto: pixabay.com/stokpic

Ein intaktes Sexleben gehört für viele Menschen zu einem glücklichen und erfüllten Leben dazu. Da bilden auch Patientinnen und Patienten mit einer Herzerkrankung keine Ausnahme. Doch vielen hat sich jenes Bild aus Filmen eingeprägt: Ein Mann greift sich während des Aktes an die Brust und stirbt an einem Herzinfarkt. „Zwar besteht beim Höhepunkt tatsächlich ein leicht erhöhtes Risiko für Komplikationen. Aber die sind viel geringer, als es Filme uns weis machen wollen und beispielsweise bei einem Wutanfall, Stress und durch regelmäßigen Alkoholkonsum wesentlich höher“, erklärt Oberärztin Dr. Manja Hubald, Kardiologin am Herzzentrum Dresden Universitätsklinik.

Nichtsdestotrotz sind sich viele Menschen mit Herzerkrankungen unsicher, wie viel Sexualität sie sich zutrauen dürfen. Das wiederum führt oft zu einer sexuellen Enthaltsamkeit, die in den meisten Fällen vollkommen unnötig sind. „Unser Herz ist ein Muskel, den wir trainieren sollten. Studien, zu denen wir auch bei uns am Herzzentrum Dresden geforscht haben, zeigen, dass Sport auch bei einer Herzschwäche einen positiven Effekt hat. Sex ist vom Anstrengungsniveau in etwa auf dem Level mit Radfahren oder einem flotten Spaziergang. Der Puls steigt eigentlich nicht über 130 Schläge pro Minute, der Blutdruck nicht über 170 mmHG“, so Dr. Manja Hubald. Grundsätzlich lässt sich sagen: Wer zwei Stockwerke Treppen ersteigen kann, ohne Schmerzen in der Brust zu verspüren oder nach Luft zu schnappen, der kann auch ruhigen Gewissens Sex haben.

Was es zu beachten gibt

Abhängig von der Art und Schwere der Herzerkrankung sollten allerdings dennoch einige Dinge beachtet werden. Rat sollte sich im Vorfeld unbedingt bei seinem behandelnden Arzt eingeholt werden. Er weiß, wie lange nach einer Herz-OP auf Sex verzichtet werden sollte und kann mittels Tests einschätzen, wie hoch die Belastbarkeit der Herzerkrankten ist. Darüber hinaus ist es wichtig, auf seinen Körper zu hören. Wer beispielsweise außer Atem gerät, sich der Herzschlag unnatürlich beschleunigt oder sich ganz allgemein unwohl fühlt, der sollte kürzertreten und auch während des Aktes eine Pause einlegen oder ganz aufhören. Zudem sollte laut Dr. Hubald die Stimmung entspannt sein und vielleicht eine Position gewählt werden, die weniger anstrengend ist. „Nicht zu empfehlen ist zudem Sex nach übermäßigem Alkoholkonsum und schwerem Essen.“

Auch Sex nach der Implantation eines mechanischen Gerätes wie eines Herzschrittmachers oder Defibrillators ist in der Regel möglich. Die behandelnden Ärzte können das Gerät entsprechend programmieren, sodass es trotz erhöhter körperlicher Belastung nicht zu einer Störung kommt. Auch sollten bestimmte Stellungen bevorzugt werden. „Und falls es während des Sex zu einer Herzrhythmusstörung kommt und der Defibrillator tatsächlich einen Stromstoß abgibt, muss man sich keine Sorgen um seine Partnerin oder seinen Partner machen: Sie erhalten keinen Stromstoß. Der Stromfluss ist zwar stark genug, um das Herz wieder in einen normalen Rhythmus zu bringen, aber so schwach, dass er nicht auf den anderen Körper überspringt“, erklärt Dr. Manja Hubald.

Arztgespräch ist wichtig

Was bei Männern mit Herzschwäche häufiger auftritt, ist eine erektile Dysfunktion. Aufgrund der Erkrankung selbst oder der einzunehmenden blutdrucksenkenden Medikamente haben sie Schwierigkeiten, eine Erektion zu bekommen oder beizubehalten. „Wichtig ist hierbei erneut das Gespräch mit seiner Ärztin oder seinem Arzt, um das Problem zu lösen. Selbstständig potenzsteigernde Pillen einzunehmen sollte man auf keinen Fall tun“, sagt Dr. Manja Hubald. Dies kann negative Auswirkungen auf die Behandlung der Herzschwäche haben.

Bis auf wenige Ausnahmen sollte also auf ein aktives Liebesleben nicht verzichtet werden. Nähe und Intimität stärken das Selbstvertrauen und die Zufriedenheit. Sie bauen Stress ab, stärken das Immunsystem, trainieren das Herz und wirken sich so günstig auf den gesamten Gesundheitszustand aus.

Robert Reuther
Referent Unternehmenskommunikation | Pressesprecher
Herzzentrum Dresden GmbH Universitätsklinik

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