Ob in der Straßenbahn, im Supermarkt oder im Fußballstadion– es kann überall und jederzeit passieren: Plötzlich sackt ein Mensch zusammen und bleibt regungslos liegen. Ist er nur ohnmächtig oder steht sein Kreislauf still? So oder so, wichtig ist, dass dem am Boden liegenden sofort geholfen wird. „Und genau da liegt das Problem“, sagt Dr. Marie-Christin Willemer, Fachärztin der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden.
Statistiken zeigen, dass bundesweit nur in etwa 42 Prozent der Fälle eines plötzlichen Herzstillstandes die Anwesenden eine Wiederbelebung beginnen. Sie haben schlicht Angst, etwas falsch zu machen und tun deshalb erstmal gar nichts. „Dabei ist genau das der größte Fehler: nicht helfen. Denn eigentlich ist das Allerschlimmste ja schon eingetreten“, so die Medizinerin, die auch Projektleiterin der „Initiative Dresden rettet Leben“ ist. Diese Angst vor der Ersten Hilfe will sie den Leuten zusammen mit ihrem Kollegen Torsten Schmidt, Oberarzt am Institut für Kardioanästhesiologie des Herzzentrums Dresden Universitätsklinik nehmen. Innerhalb der Veranstaltungsreihe „HerzensangelegenheitenPLUS“, die das Herzzentrum Dresden gemeinsam mit dem Universitätsklinikum veranstaltet, und anlässlich der bundesweiten Woche der Wiederbelebung sprechen die beiden, am Mittwoch, den 19. September, für Interessierte über dieses Thema und zeigen wie Laien-Reanimation richtig geht.
Musik hilft bei der Reanimation
Für Betroffene ist ein engagierter Ersthelfer nämlich lebenswichtig. Die ersten Minuten nach einem Herzinfarkt entscheiden oft über mögliche Folgeschäden oder im schlimmsten Fall über Leben und Tod. „Fakt ist, dass mit jeder Minute ohne Reanimation die Überlebenswahrscheinlichkeit des Patienten um zehn Prozent sinkt. Schon nach drei bis fünf Minuten setzen erste irreparable Hirnschäden ein. Die sofortige Herzdruckmassage hingegen verdoppelt bis verdreifacht die Überlebenschance“, erklärt Torsten Schmidt.
Und helfen ist wirklich nicht schwer. Letztlich lässt es sich auf eine einfache Formel herunterbrechen, was in einem Notfall zu tun ist: Prüfen – Rufen – Drücken. „Prüfen, ob die Person ansprechbar ist und atmet. Wenn nicht, Notruf wählen und anschließend direkt mit der lebensrettenden Herzdruck-Massage beginnen. Sie ist und bleibt das wirksamste Instrument bei einem Herzstillstand. Man drückt schnell und fest auf die Mitte des Brustkorbs, mindestens hundert Mal pro Minute, und das so lange, bis Hilfe eintrifft“, erläutert Marie-Christin Willemer. Wie schnell 100 Mal pro Minute ist? Auch dafür gibt es eine einfache Faustregel. Der bekannte Bee Gees-Hits „Stayin‘ Alive“ hat nämlich in etwa diesen Takt. Auch ‚Dancing Queen‘ von ABBA und ‚Yellow Submarine‘ von den Beatles haben genau den Rhythmus, der Leben retten kann.
Und was tun, wenn bei der Wiederbelebung eine Rippe brechen sollte? „Das kann durchaus passieren, aber das ist nicht schlimm. Wenn man gar nichts macht, aus Angst, dass eine Rippe bricht, dann muss man sich immer vor Augen halten: Ein gebrochener Knochen kann problemlos wieder heilen. Einen Verstorbener lässt sich aber nicht wieder lebendig machen.
Veranstaltungshinweis:
Innerhalb der Veranstaltungsreihe „HerzensangelegenheitenPLUS“ des Herzzentrums Dresden und des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden finden zum Thema „Prüfen, Rufen, Drücken – so retten Sie Leben“ am Mittwoch, 19. September, ein Vortrag für medizinisch Interessierte statt. Dr. Marie-Christin Willemer und Oberarzt Torsten Schmidt erklären dabei, wie genau Wiederbelebung funktioniert. Anschließend können die Besucher unter Anleitung der Experten an speziellen Puppen selbst einmal prüfen, rufen und drücken. Los geht es um 17 Uhr im Hörsaal 2 des Medizinisch-Theoretisches Zentrums (MTZ) am Universitätsklinikum Dresden, Fiedlerstraße 42, 01307 Dresden. Der Eintritt ist frei. Es ist keine Anmeldung erforderlich.