Dresden

Im Herzzentrum Dresden wurde sachsenweit zum ersten Mal ein neuer Vorhofohrverschluss eingesetzt, um das Schlaganfallrisiko bei Patienten mit Vorhofflimmern zu minimieren

Knock-out für den Blinddarm des Herzens

Manchmal scheint die Evolution etwas aus den Augen verloren zu haben. In diesem Fall zwei Ohren. So nennt man die Ausbuchtung am Vorhof jeder Herzkammer. Über deren Funktion ist sehr wenig bekannt. Diese Vorhofohren sind ein Überbleibsel aus der frühen Entwicklungsphase des Herzens, gewissermaßen der Blinddarm des Herzens. Von ihnen kann aber für Patienten mit Vorhofflimmern eine große Gefahr ausgehen. „Weil sich dort Blut sammelt, können Gerinnsel entstehen und ins Gehirn wandern“, erklärt Oberarzt Dr. Thomas Gaspar vom Herzzentrum Dresden Universitätsklinik. „Das ist ein Hauptgrund für Schlaganfälle. Den beseitigen wir, indem wir bei Patienten mit dieser Herzrhythmusstörung das Vorhofohr dauerhaft zustöpseln.“

Sicherer Einbau und besserer Halt

Eine geeignete Therapie, um Vorhofohren zu verschließen, gibt es erst seit wenigen Jahren. Seitdem wird sie am Herzzentrum Dresden in der Klinik für Innere Medizin und Kardiologie auch angewendet. Nun ist ein deutlich verbesserter Verschluss auf den Markt gekommen. Dr. Gaspar, Oberarzt der Abteilung für Invasive Elektrophysiologie, hat ihn jetzt erstmals implantiert. Sachsenweit ist der Experte der erste, der den neuen Verschluss eingesetzt hat.

Das scheibenförmige, zusammenklappbare Schirmchen wird mit Hilfe eines Katheters in weniger als einer Stunde über die Leiste eingeführt. Sein Aufbau gestattet einen sichereren Einbau im Herzmuskel und verspricht zudem einen besseren Halt. „Vor allem aber steht uns jetzt mit 34 Millimeter Durchmesser eine bisher nicht vorhandene Größe zur Verfügung“, freut sich der Oberarzt. „Jetzt können wir auch Patienten helfen, deren Vorhofohren sich nicht verschließen ließen, weil sie so groß sind.“

Höhere Lebensqualität

Marianne Henning ist die erste Patientin, der Dr. Gaspar mit dem neuen Verschluss helfen konnte. Die 78-Jährige leidet an Vorhofflimmern und hat bereits mehrere Eingriffe am Herzen hinter sich. „Ich konnte zum Schluss nur noch Kochen, mal einen Kuchen backen oder die Waschmaschine anwerfen. Für mehr hat die Kraft nicht gereicht“, erzählt die Freitalerin. Um ihr Schlaganfallrisiko zu senken, muss sie seit Jahren Blutverdünner schlucken. Diese Medikamente sind ein guter Schutz. Ihr Pressekontakt:
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Bei Marianne Henning führten sie allerdings zu Magenbluten. Dr. Gaspar schlug ihr deshalb einen Vorhofohrverschluss mit dem neuen System vor. „Ich war vor dem Eingriff ganz ruhig, weil sich der Arzt 40 Minuten Zeit genommen hat, mir alles genau zu erklären“, berichtet Marianne Henning. Sie erfuhr, dass nach dem erfolgreichen Eingriff ihr Schlaganfallrisiko verschwindet und sie bald keine Blutverdünner mehr nehmen muss. Ihre Lebensqualität wird sich dadurch spürbar verbessern. Deshalb hat sie schon Pläne für die Zukunft geschmiedet. „Ich will wieder mehr im Haushalt tun, damit mein Mann nicht alles allein machen muss“, berichtet sie. „Und jetzt können wir auch wieder mal verreisen.“ Ein paar Tage Ostsee, wenn der Winter vorbei ist, darauf freut sie sich schon.