Der Eingriff, dem sich Hannelore Golembiewski im Herzzentrum Dresden Universitätsklinik unterzogen hat, war eine Premiere in den neuen Bundesländern. Mit Hilfe eines Katheters hat ihr PD Dr. Christopher Piorkowski am vergangenen Freitag den kleinsten Schrittmacher der Welt eingesetzt.
„Möglich war das, weil uns seit Kurzem eine ganz neue Generation von Schrittmachern zur Verfügung steht“, freut sich Dr. Piorkowski. Der Leiter der Abteilung für Invasive Elektrophysiologie an dem Spezialkrankenhaus ist ein ausgewiesener Experte in Sachen Herzrhythmusstörungen. Als bisher erster und einziger Arzt in den neuen Bundesländern hat er die Zertifizierung erhalten, die innovative Technologie einzusetzen. Mit seinem Team ist er in deren Weiterentwicklung einbezogen.
Als erste Patientin profitiert Hannelore Golembiewski von den Vorteilen der neuen Kardiokapsel. Die 83-Jährige leidet seit einem Jahr an Herzrhythmusstörungen. Als Behandlungsmethode wählen Ärzte bei Patienten ihres Alters vorzugsweise eine Medikamententherapie. Dann würde das Herz der ehemaligen Grundschullehrerin allerdings zu langsam schlagen. Es braucht Unterstützung, wie ein Schrittmacher sie leisten kann. Der stimuliert mit elektrischen Impulsen die Herztätigkeit. Mit dem jetzt implantierten Winzling wurde der Frau aus dem sächsischen Bernstadt a. d. Eigen ein Einkammer-Herzschrittmacher eingesetzt. Er ist nur knapp ein Zehntel so groß wie herkömmliche Impulsgeber. „Diese Kardiokapsel hat die Maße einer Vitamintablette“, erläutert Dr. Piorkowski. „Weil sie so klein ist, mussten wir keinen Schnitt machen und keine ,Tasche´ unter der Haut anlegen, sondern konnten die Kapsel mit einem Katheter einführen“, so der Rhythmologe weiter.
Und ein weiterer Vorzug fällt ins Gewicht. Der neue Schrittmacher funktioniert ganz ohne Drähte im Herzen. Statt über Elektroden gibt das Gerät elektrische Impulse zur Stimulierung der Herztätigkeit direkt über einen Pol an der Spitze ab. „Obwohl die Kardiokapsel so klein ist, gehen wir bei der Batterie von 10 Jahren Lebensdauer aus“, sagt Dr. Piorkowski. Und er kann die Patientin noch in anderer Hinsicht beruhigen. „Wenn sie mal eine MRT-Untersuchung braucht, wird dieser Schrittmacher dafür kein Hindernis sein.“