Das Herzzentrum Dresden Universitätsklinik ist zusammen mit seinen Projektpartnern „Was hab‘ ich?“ und dem Bereich Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums „Carl Gustav Carus“ Dresden beim Award Patientendialog für den Einsatz der Patientenbriefe mit dem zweiten Preis geehrt worden. Damit sind die Patientenbriefe ein Beispiel für „zeitgemäße Kommunikation mit Patienten“, so Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Die erneute Würdigung der Patientenbriefe verdeutlicht, dass leicht verständliche Entlassbriefe zu einem gelungenen Klinik-Entlassmanagement gehören.
Der Award Patientendialog wird von der Initiative Patientendialog verliehen, die das Ziel verfolgt, die Rolle und Situation der Patienten zu stärken. „Nur wenn eine Patientin oder ein Patient versteht, welche Eingriffe vorgenommen wurden und welche Diagnose genau gestellt wurde, ist sie oder er in der Lage, aktiv am Gesundungsprozess teilzunehmen“, so begründet die namhaft besetzte Jury ihre Auszeichnung des Patientenbriefs. „Eine wertschätzende Kommunikation auf Augenhöhe mit den Patientinnen und Patienten sowie deren Angehörigen [ist] im klinischen Alltag wichtiger denn je“, ergänzte die Patientenbeauftragte der Bundesregierung und Schirmherrin der Initiative Patientendialog, Prof. Claudia Schmidtke in ihrem Grußwort.
Am Herzzentrum Dresden ist die Freude über die Auszeichnung groß. „Wir alle sind sehr glücklich, dass wir mit dem Projekt bei dem deutschlandweit ausgerufenen Award so weit vorn gelandet sind. So etwas passiert schließlich nicht alle Tage. Es zeigt, dass wir mit dem Patientenbrief auf dem richtigen Weg sind und es richtig ist, den Brief nach dem Pilotprojekt jedem unserer Patientinnen und Patienten zugutekommen zu lassen“, sagt Prof. Dr. Bärbel Held, Geschäftsführerin des Herzzentrums Dresden.
Ansgar Jonietz, der Mitgründer und Geschäftsführer von „Was hab‘ ich?“, sieht die Auszeichnung als klares Signal an Kliniken, aber auch an die Politik: „In Zusammenarbeit mit dem Herzzentrum Dresden haben wir gezeigt, dass leicht verständliche Patientenbriefe schnell und ohne Zusatzaufwand für Ärzte oder Pflegepersonal für viele Patienten erstellt werden können. Es ist an der Zeit, dass jeder Patient nach einem Krankenhausaufenthalt mit einem Patientenbrief individuell und verständlich über Diagnosen, Untersuchungen und seine Therapie informiert wird.“
Die Auszeichnung erhält das Herzzentrum Dresden Universitätsklinik in enger Zusammenarbeit mit „Was hab‘ ich?“ und dem Bereich für Allgemeinmedizin der Universitätsklinik „Carl Gustav Carus“ unter Federführung von Prof. Dr. Antje Bergmann für ihr gemeinsames Pilotprojekt. Seit Juni 2019 werden die Patienten des Herzzentrums mit dem Patientenbrief leicht verständlich über Diagnosen, durchgeführte Untersuchungen und Behandlungen informiert. Als zusätzliches Entlassdokument sind die Patientenbriefe insbesondere für vulnerable Patientengruppen (z.B. ältere Menschen oder chronisch Kranke) eine Unterstützung und sollen die Gesundheitskompetenz langfristig stärken. Das zugehörige Forschungsprojekt, gefördert durch den Innovationsfonds der Bundesregierung, wird gerade evaluiert. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen aber bereits, dass die Patientenbriefe signifikant die Gesundheitskompetenz der Patienten steigern.
Hintergrund Patientenbriefe
Die Patientenbriefe werden mittels einer Software auf Basis strukturierter Entlass-Daten erzeugt. Sie werden in der Klinik automatisch gedruckt und enthalten leicht verständliche Informationen zu den individuellen Diagnosen, Untersuchungen und Behandlungen des Patienten im Rahmen des Krankenhausaufenthalts. Sie werden zusätzlich zum Arztgespräch und dem Entlassbrief ausgestellt.
Aktuell wird eine umfangreiche Studie zu den Software-erstellten Patientenbriefen durchgeführt. Für das durch den Innovationsfonds der Bundesregierung geförderte Projekt wurden bis zum 30. Juni 2020 über 700 Patienten der Herzzentrum Dresden Uniklinik GmbH in die Studie eingeschlossen, die Maßnahme wird durch den Bereich Allgemeinmedizin der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden evaluiert. Die vorläufige Auswertung zeigt bereits, dass der durch die Software erstellte Patientenbrief eine nachweisbare Verbesserung verschiedener Aspekte der Gesundheitskompetenz der Patienten bewirkt. Die finalen Ergebnisse werden Anfang 2021 vorgestellt.
Die Wirksamkeit von Patientenbriefen hat „Was hab‘ ich?“ bereits im vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Forschungsprojekt „Mehr Gesundheitskompetenz durch Patientenbriefe“ nachgewiesen. Von 2015 bis 2018 wurden über 2.500 Patientenbriefe an Patienten einer Klinik in Rheinland-Pfalz versendet. Die Ergebnisse zeigen, dass Patienten durch den Patientenbrief ihre Diagnosen, Untersuchungen und Medikationspläne besser verstehen und dadurch Sicherheit im Umgang mit ihren Erkrankungen und der Behandlung gewinnen. Der zugehörige Ergebnisbericht ist abrufbar unter patientenbriefe.de.
Im Juni 2019 hat „Was hab‘ ich?“ mit dem Patientenbrief den Berliner Gesundheitspreis gewonnen, die Laudatio hielt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.